Bauwelt

Bürohaus Mundo-a in Antwerpen


B-architecten haben in Antwerpen eine Bau­lücke gefüllt. Das Bürohaus Mundo-a ist „eco-neutral“. Erleichtert hat die konsequent umweltbewusste Umsetzung auch ein Hand-in-Hand-Gehen von Stadt und Investor.


Text: Landes, Josepha, Berlin


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    Im Erdgeschoss befindet sich nur der Empfang des Bürohauses. Blick aus dem Garten des EcoHuis zur Turnhoutsebaan.
    Foto: Jochen Verghote

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    Im Erdgeschoss befindet sich nur der Empfang des Bürohauses. Blick aus dem Garten des EcoHuis zur Turnhoutsebaan.

    Foto: Jochen Verghote

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    Zuerst war die Idee, die grünen Fassadenpartien zu fliesen. Schließlich entschieden B-architecten sich gegen die dazu nötige Klebung und für mit Nägeln angebrachte Dachziegel.
    Foto: Jochen Verghote

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    Zuerst war die Idee, die grünen Fassadenpartien zu fliesen. Schließlich entschieden B-architecten sich gegen die dazu nötige Klebung und für mit Nägeln angebrachte Dachziegel.

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    Lageplan
    Abb.: Architekten

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    Die Holzkonstruktion sah die Bauaufsicht zunächst skeptisch. Zum Brandschutz sind alle Teile überdimensioniert und feuerfest imprägniert.
    Foto: Jochen Verghote

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    Die Holzkonstruktion sah die Bauaufsicht zunächst skeptisch. Zum Brandschutz sind alle Teile überdimensioniert und feuerfest imprägniert.

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    Die Dachaufbauten beinhalten Gemeinschafts- und Technikräume. Sie sind mit Schieferschindeln wettergeschützt.
    Foto: Jochen Verghote

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    Die Dachaufbauten beinhalten Gemeinschafts- und Technikräume. Sie sind mit Schieferschindeln wettergeschützt.

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Borgerhout ist interessant. Der Distrikt verortet Antwerpen im Jetzt, lässt die Stadt an der Schelde über das Hafenklischee hinauswachsen. Schlanke Siebengeschosser, jede Etage eine Wohnung, ragen gegenüber gedrungenen Altbauten auf, entlang des vom Bahnhof ostwärts führenden Boulevards – der Avenue? Am besten nennt man sie wohl nur Straße, diese Turnhoutsebaan. Dabei ist sie so viel mehr, eine Welt, in der viele Welten aufeinandertreffen: Die maghrebinisch stämmige Community verschmilzt spätestens auf dem sonntäglichen Flohmarkt in den Seitenarmen dieser Straße mit belgischen Familien und Hipstern.
In der Mitte der Turnhoutsebaan fährt eine Straßenbahn, zu den Seiten rollt der Autoverkehr gemächlich, von Ampelschaltungen in Stücke gerissen. Sie parken, warten, blinken, die Leute in ihren Karossen. Die Gehwege sind so schmal, dass die Passanten Entgegenkommenden auf den Radweg ausweichen; dann naht eine Gruppe Radfahrer. An dieser Straße hängt Mundo-a.
Eingespannt zwischen zwei Betonwänden, ist der Bürobau von B-architecten eine Brücke aus massiven, fachwerklich gekreuzten und über Metallplatten verschraubten Vollholzbalken – riesige Balken, die durch die gläsernen Streifen der Fassade von der Straße sichtbar sind und im Inneren den Räumen Struktur geben. Zwischen den Fensterbändern liegen horizontale Partien, verschalt mit grünen Dachziegeln.
Architekt Dirk Engelen, der das Projekt seit dem Wettbewerb 2016 begleitet hat, faltet sein Klappfahrrad zusammen. In dem sechs Meter hohen Durchgang unter dem Riegel wirkt der große Mann noch immer groß. Zu seiner Linken braust der Verkehr, zur Rechten steht das „EcoHuis“. Die Stadt unterhält darin ein Informationszentrum rund um „naturnahes Bauen“. Im Erdgeschoss gibt es ein Café, zum Platz unter dem Neubau erstreckt sich ein Garten. Darin liegen Stämme, säuberlich gereiht auf Pellets. Sie erinnern an den Nachbau eines Urwalds, an einen akkuraten Urwald. Dem Plan nach sollen sie einwachsen, sagt Engelen. So wie auch die Nachbarschaft sich den Garten zu Eigen machen soll.
Das EcoHuis steht seit rund zwanzig Jahren in dieser Lücke, abgerückt von der Straße. Der vordere Teil des Geländes durfte wegen eines Metro-Notausgangs lang nicht bebaut werden. In der Straßenfront klaffte eine Art Zahnlücke. Indem sie nun in der Höhe eine Füllung bekam, entstand zugleich ein wettergeschützter Platz. Auch den nutzen die Bewohner, erzählt Engelen. Konzerte hätten hier stattgefunden. „Borger Rio“ prangt an der Wand, der Name eines Stadtteilfests.
Das neue Gebäude ist auch ein Beispiel für das Anliegen seines hinteren Nachbarn: „Eco-neu­tral“ nennt Engelen den Grundsatz, den B-archi­tecten an dieser Stelle Gelegenheit hatten umzusetzen. Dabei geht es darum, mit Bestand zu bauen. Jedes Bauteil und jeder Baustoff sind unter dem Gesichtspunkt gewählt, dass sie umweltschonend hergestellt wurden sowie separat ersetzbar sind. „Beim Bauen schon ans Abreißen zu denken, ist seltsam – aber Realität. Anforderungen ändern sich“, sagt Engelen. Die Nachbarschaft an der Turnhoutsebaan ist das beste Beispiel dafür. Die heutige Gestalt ist geprägt von Häusern aus den Sechziger und Siebziger Jahren, die hoch aufragen und als Ersatz für Kleineres gebaut wurden. Das Bild der Stadt Antwerpen wandelte sich hier nicht schicksalhaft, sondern Interessen-getrieben. Heute ist morgen schon gestern. Und häufig entsteht Gestriges, ehe der Morgen graut. Das ist B-architecten bewusst: „Man kann immer noch ökologischer bauen. In der komplexen Situation aber haben wir definitiv die Grenzen ausgereizt“, erklärt Engelen. Glück war, dass die Stadt ausgesprochen in­­te­ressiert war, das Grundstück im Sinne der im EcoHuis vermittelten Bau-Strategien zu entwickeln. Oft scheitert eine ökonomisch konsequente Umsetzung an der Finanzierbarkeit. In diesem Fall aber fügten sich die Interessen von Stadt und Investor.
Als Geldgeber und Betreiber des Hauses fand sich „Mundo-Lab“, ein Gemeinwohl-orientiertes Immobilienunternehmen. Der Boden ist in Erbpacht für 99 Jahre geborgt, was den Erwerb günstiger machte. Die Firma besitzt derzeit fünf Büroimmobilien in Belgien, in denen sie Flächen an NGOs und Firmen vermietet, deren Businessmodelle einer ethischen Charta entsprechen. Rund zwanzig solche Firmen, vom Bauportal Pixii über eine Rechtsberatung bis zur Sozialassistenz, sind derzeit auf den vier Büroetagen in Borgerhout vertreten. Ihre Räume sind für zwei Personen oder größere Gruppen dimensioniert. Auf dem Dach teilen sie sich eine Terrasse und Besprechungsräume. Vom bepflanzten Dach öffnen sich Ausblicke über das Viertel bis hin zur Altstadt. Auch auf den Etagen gibt es Gemeinschaftsflächen. Erkennbar sind sie an ihrem gelbem Boden, während er in den Büroräumen grün ist. Alle Büros öffnen sich über Verglasungen zum Korridor.
In seinen Immobilien möchte Mundo-Lab den Nutzern erschwingliche Mieten, flexible Mietverhältnisse und nachhaltigen Umgang mit Ressourcen bieten. Das Antwerpener Mundo-a ist eins der teuersten Projekte im Portfolio der Firma. Das liegt zum Teil an der Brückenkonstruktion, doch auch an einem Dilemma zwischen (Bau-)Regularien, dem Markt für Baustoffe und der Grünen Bewegung. Die hier genutzten Materialien und Ausführungen sind nicht exquisit, passender wäre es, sie als bodenständig zu bezeichnen: Lokal gefertigte Fassadenziegel, teils aus alten Bürohäusern wiederverwendete Glastrennwände und Innentüren, Linoleum – in der Anschaffung kostenintensiv, aber auf Dauer rentabel, robust. Energie bezieht das Haus auch aus dem Boden. Kanäle, Kabel und Leitungen sind offen verlegt, Holzwände unverkleidet belassen. Nur die Stützwände, auf denen der Riegel lagert, bestehen aus Stahlbeton. Warum ist es teurer, so zu bauen, als der Nachwelt ein Gemenge aus Stahl und Zement vorzusetzen? Warum sind Klebstoffe en vogue, obwohl es Nägel gibt, Schrauben, Klemmmechanismen? Mundo-a ist ein gelungenes Trotzdem. Vielleicht ein Weiterso. Die Entwicklungen der Regularien zu verfolgen, bleibt interessant.



Fakten
Architekten B-architecten, Antwerpen
Adresse Turnhoutsebaan 139 A, 2140 Antwerpen, Belgien


aus Bauwelt 21.2021
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