Bauwelt

Feuerwehrhaus von wulf Architekten in Straubenhardt


Landgemeinde folgt Kreislauf


Text: Crone, Benedikt, Berlin


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    Der Bau des Feuerwehrhauses besteht aus einem in den Hang geschobenen Sockel aus Stahl­beton ...
    Foto: Brigida González

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    Der Bau des Feuerwehrhauses besteht aus einem in den Hang geschobenen Sockel aus Stahl­beton ...

    Foto: Brigida González

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    ... und einem aufgeständerten Holzgeschoss mit Büro- und Schulungsräumen.
    Foto: Brigida González

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    ... und einem aufgeständerten Holzgeschoss mit Büro- und Schulungsräumen.

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    Die Holzelemente wurden verschraubt statt verna-gelt oder verklebt.
    Foto: Brigida González

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    Die Holzelemente wurden verschraubt statt verna-gelt oder verklebt.

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    Alle Bauteile und Materialien sind digital erfasst – im Falle eines zukünftigen Umbaus oder Abrisses des Gebäudes.
    Foto: Brigida González

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    Alle Bauteile und Materialien sind digital erfasst – im Falle eines zukünftigen Umbaus oder Abrisses des Gebäudes.

    Foto: Brigida González

Geradezu avantgardistisch agierte der Gemeinderat von Straubenhardt, als er erstmals 2015 das „Cradle-to-Cradle“-Verfahren (C2C) für sich de­battierte. Immerhin war das zu einer Zeit, in der die wenigsten deutschen Kommunen den Kreislaufgedanken vor Augen hatten, geschweige denn, ihn zu ihrem Leitprinzip erklärten. 2019 wurde das nahe Pforzheim gelegene Straubenhardt mit seinen 11.000 Bewohnern dann nicht nur offiziell zur C2C-Kommune. Als architektonischer Auftakt der neuen Strategie wurde beschlossen, den großen Neubau eines zentralen Feuerwehrhauses weit­gehend kreislauffähig zu planen, also so, dass möglichst viele Bauteile nach einem Abbruch leicht eine Verwendung finden können.
Cradle-to-Cradle-Modellregion zu sein (eine Handvoll anderer Orte wie die Stadt Lüneburg, die bayerische Gemeinde Haar oder der Berliner Be­-zirk Pankow sind ebenfalls Teil des Netzwerks „C2C Regionen“), bedeutet nicht nur, Ausschreibungen für kommunale Projekte unter dem Kreislaufaspekt auszuloben. Personal muss mit der Aufgabe betraut werden, C2C in der Gemeindeverwaltung zu etablieren und Engagement fürs Thema
in der Ortsbevölkerung zu fördern. Mögliche C2C-Instrumente einer Kommune zählt Straubenhardts Bürgermeister Helge Viehweg in einem Interview mit der Nichtregierungsorganisation „C2C“ auf: Kommunale Grundstücke sollten bevorzugt für C2C-Projekte vergeben, Leitfäden für Inves­toren und Beschaffungsrichtlinien aufgestellt und Unternehmen in die Region gelockt werden, die ebenfalls nach dem Prinzip wirtschaften wollen. Daneben will die baden-württembergische Gemeinde bis 2035 Strom aus 100 Prozent erneuerbaren Energien beziehen; Abfall soll im Enzkreis ohnehin nicht mehr verbrannt, sondern weiterverarbeitet werden.
Für Akzeptanz in der Bevölkerung sorgen
Als erste große Herausforderung sah Viehweg, das Kreislaufprinzip der Bevölkerung näherzubringen. Denn schnell werden Mehrkosten bei öffentlichen Projekten, wie sie auch bei der Realisierung des Feuerwehrhauses eingetroffen sind, auf den C2C-Anspruch geschoben. Zu einem Kostenanstieg hätten allerdings andere Faktoren beigetragen wie die damalige Corona-Pandemie, sagt Viehweg. Es sei daher zumindest gewagt, mit einem so großen Vorhaben wie einer zentralen Feuerwache den Auftakt als C2C-Modellregion zu begehen.
Der von wulf architekten entworfene Bau bündelt sechs zuvor getrennte Feuerwehrabteilungen an einem Ort. Um die Versiegelung zu reduzieren, wurden in dem in Hanglage errichteten Neubau die Funktionen gestapelt. Das Sockelgeschoss mit der Halle der Löschfahrzeuge, Lager- und Technikflächen ist massiv ausgeführt. Im Obergeschoss, einer aufgeständerten und von einer Steckfassade umhüllte Holzkonstruktion, befinden sich Schulungsraum, Büroflächen und Gemeinschaftsräume für die Feuerwehrleute. Insgesamt 248 Produkte, 150 Materialien und 79 Bauteile des Gebäudes wurden vom Umweltberatungsinstitut EPEA (Drees & Sommer) auf das Kreislaufprinzip überprüft: ihre sortenreine Trennbarkeit, den Energiebedarf, die CO2-Emissionen und die generelle Materialgesundheit. Voraussetzung war, dass Holzteile verschraubt wurden, statt vernagelt oder verklebt; auch wurden keine Putze und Anstriche verwendet. Erfasst wird das Projekt von einem digitalen Gebäuderessourcenpass. Erst die genaue Kenntnis der verbauten Materialien und ihre Zusammensetzung ermöglicht die einfache Weiterverwertung in Zukunft. Von der Bundesregierung wurde ein solcher Kompass ebenfalls im Koalitionspapier eigentlich als verbindlich für alle Neubauten anvisiert – steht zurzeit aber offenbar nicht oben auf der politischen Agenda.



Fakten
Architekten wulf architekten, Suttgart
Adresse 75334 Straubenhardt


aus Bauwelt 7.2023
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