Elbphilharmonie in Hamburg
Eine Verschwörung mit glücklichem Ende – die Elbphilharmonie in Hamburg wurde nach 16 Jahren Planungs- und Bauzeit am 11. Januar offiziell eröffnet. Alle Widrigkeiten ihrer Geschichte scheinen plötzlich vergessen. Das neue Wahrzeichen ist ein Jahrhundertbauwerk
Text: Marquart, Christian, Stuttgart
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Die Westfassade ist nur knapp 22 m breit. Die Loggia des Speichers dient heute als Aussichtsfenster, oben im aufgesetzten Baukörper befinden sich die 45 Luxuswohnungen (120 bis 380 m2).
Foto: Iwan Baan
Die Westfassade ist nur knapp 22 m breit. Die Loggia des Speichers dient heute als Aussichtsfenster, oben im aufgesetzten Baukörper befinden sich die 45 Luxuswohnungen (120 bis 380 m2).
Foto: Iwan Baan
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Von Osten kommend ist der Haupteingang neben der Parkgaragenzufahrt überraschend bescheiden.
Foto: Iwan Baan
Von Osten kommend ist der Haupteingang neben der Parkgaragenzufahrt überraschend bescheiden.
Foto: Iwan Baan
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Die zwei Bogenrolltreppen führen zunächst ins Nichts.
Foto: Oliver Heissner
Die zwei Bogenrolltreppen führen zunächst ins Nichts.
Foto: Oliver Heissner
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Die 82 m langen Rolltreppen ändern ihre Neigung. Sie überwinden bei einer Fahrtdauer von 2,5 Minuten 21,5 m Höhenunterschied. 8000 Glänzende Glaspunkte im matten Putz sorgen in der „Tube“ für Lichteffekte. Beim Konzert fahren beide Rolltreppen in die gleiche Richtung.
Foto: Oliver Heissner
Die 82 m langen Rolltreppen ändern ihre Neigung. Sie überwinden bei einer Fahrtdauer von 2,5 Minuten 21,5 m Höhenunterschied. 8000 Glänzende Glaspunkte im matten Putz sorgen in der „Tube“ für Lichteffekte. Beim Konzert fahren beide Rolltreppen in die gleiche Richtung.
Foto: Oliver Heissner
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Am Ende einer weiteren Rolltreppe führt der Weg auf die Plaza in der Zwischenzone von altem Speicher und gläsernem Aufsatz. Die Glaskugelleuchten sind teilweise als Rhomben gruppiert. Eine spiralförmige Treppe führt zum Foyer des Großen Saals.
Foto: Iwan Baan
Am Ende einer weiteren Rolltreppe führt der Weg auf die Plaza in der Zwischenzone von altem Speicher und gläsernem Aufsatz. Die Glaskugelleuchten sind teilweise als Rhomben gruppiert. Eine spiralförmige Treppe führt zum Foyer des Großen Saals.
Foto: Iwan Baan
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Die Plaza-Bögen öffnen sich nach Norden zur Stadt und nach Süden zum Hafen. Die Windschotts sind bis zu
6 m hoch und S-förmig gebogen. Die drehbaren Elemente verfügen über einen elektrischen Antrieb.
Foto: Iwan Baan
Die Plaza-Bögen öffnen sich nach Norden zur Stadt und nach Süden zum Hafen. Die Windschotts sind bis zu
6 m hoch und S-förmig gebogen. Die drehbaren Elemente verfügen über einen elektrischen Antrieb.
Foto: Iwan Baan
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Die Ebenen des Foyers vom Großen Saal. Die Besucher haben auch Zugang in Außenbereiche.
Foto: Iwan Baan
Die Ebenen des Foyers vom Großen Saal. Die Besucher haben auch Zugang in Außenbereiche.
Foto: Iwan Baan
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Je weiter am Rand desto dichter wird das Punkteraster der Glasfassade. Es dient als Sonnenschutz, nach außen silbern beschichtet, damit es reflektiert.
Foto: Iwan Baan
Je weiter am Rand desto dichter wird das Punkteraster der Glasfassade. Es dient als Sonnenschutz, nach außen silbern beschichtet, damit es reflektiert.
Foto: Iwan Baan
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Der Große Saal ist 24 m hoch und hat 12 Zugänge. Die Besucher sitzen maximal 30 m vom Dirigenten entfernt. Der Saal hat 2100 Plätze (die Berliner Philpharmonie 2440) und 650 mundgeblasene Glaskugelleuchten.
Foto: Oliver Heissner
Der Große Saal ist 24 m hoch und hat 12 Zugänge. Die Besucher sitzen maximal 30 m vom Dirigenten entfernt. Der Saal hat 2100 Plätze (die Berliner Philpharmonie 2440) und 650 mundgeblasene Glaskugelleuchten.
Foto: Oliver Heissner
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Großer Saal, an der Decke der 100 Tonnen schwere Reflektor.
Foto: Iwan Baan
Großer Saal, an der Decke der 100 Tonnen schwere Reflektor.
Foto: Iwan Baan
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Kleiner Saal:Der konventionell geschnittene Saal mit 550 Plätzen ist flexibel mit einer Bühne zu gestalten und bestuhlbar. Die Auskleidung mit einem gewellten Relief aus Eichenpaneelen auch bei den Türen sorgt für eine intime Atmosphäre. Die Decke mit Pendelleuchten ist schwarz.
Foto: Michael Zapf
Kleiner Saal:Der konventionell geschnittene Saal mit 550 Plätzen ist flexibel mit einer Bühne zu gestalten und bestuhlbar. Die Auskleidung mit einem gewellten Relief aus Eichenpaneelen auch bei den Türen sorgt für eine intime Atmosphäre. Die Decke mit Pendelleuchten ist schwarz.
Foto: Michael Zapf
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Die Dachfläche ist mit 5800 Pailletten aus gelochten Aluminiumpaneelen gestaltet. Sie haben einen Durchmesser von 1,1 m. In das Dach wurden eine Terrasse und zwei Innenhöfe des Hotels und der Wohnungen integriert.
Foto: Iwan Baan
Die Dachfläche ist mit 5800 Pailletten aus gelochten Aluminiumpaneelen gestaltet. Sie haben einen Durchmesser von 1,1 m. In das Dach wurden eine Terrasse und zwei Innenhöfe des Hotels und der Wohnungen integriert.
Foto: Iwan Baan
Schwer zu sagen, ob der Große Saal mit seiner filigran strukturierten „weißen Haut“ nun eigentlich der Bauch oder das Herz der neuen Hamburger Elbphilharmonie ist. Für einen „Bauch“ ist er zu hoch angesetzt. Er wirkt zudem, wenn man Plänen und Baustellenfotos vertraut, riskant eingequetscht in die Geometrie des Gebäudes. Dieses reckt sich 110 Meter hoch und ist in der Kulisse der HafenCity schon seit längerem der Aufreger schlechthin: als genialische Collage aus Alt- und Neubau, aus einem massigen, scheinbar als Sockel dienenden Industriedenkmal im Backsteinmantel und schillernd verglaster High-End-Avantgarde darüber. Nicht zuletzt ist die Elbphilharmonie ein unverwechselbares Stück Städtebau plus Stadtraumkunst; letztere durfte sich als „Plaza“ hoch über der Stadt in den horizontalen Schnitt zwischen Alt und Neu schieben. Ein Bauwerk, insgesamt so sendungsbewusst ins Hafenpanorama der Hansestadt gesetzt wie einst der Leuchtturm vor die antike Stadtgründung Alexandria. Hamburg hat jetzt eine neue urbane Signatur. Das alte Wahrzeichen, der „Michel“, ist in den Hintergrund gerückt.
Und der Große Saal der Elbphilharmonie mit 2100 Plätzen ist wohl auch weniger Herz als Grotte. Die säuberlich in Gipsfaserplatten gefrästen, unregelmäßigen, organisch anmuten-den kleinen Krater- und Rillenmuster der weißen Haut erinnern in ihrer den Schall streuenden Oberfläche an eine Unterwasserhöhle, zugekrustet von ausgebleichten Hirnkorallen und Diatomeen. Das Publikum wird dort in einem Polygon auf geringer Distanz um das Orchesterpodium gruppiert, auf steil ansteigenden „Weinbergterrassen“. Es soll dort keine „schlechten“ Plätze mehr geben; ob die Akustik vergleichbar ist jener im „Weinberg“ der Berliner Philharmonie von Hans Scharoun oder vielleicht sogar besser, muss sich zeigen. Genau wird man es nie wissen, denn mit dem Gehör ist es wie mit den Geschmacksnerven – Ambiente und Stimmung korrumpieren das Urteil ganz gehörig.
Sonderpreis
Knapp ein Jahrzehnt war die Elbphilharmonie Baustelle. Emsig drauflos entworfen, geplant, gerechnet und geändert wurde aber schon vorher. Die Frühzeit war geprägt von einer rauschhaften Schnäppchenjagd des ebenso vornehmen und kulturbeflissenen wie normalerweise kühl kalkulierenden Patriziats der hanseatischen Kaufmannschaft. Ganz zu Beginn wollte man auf den verwaisten Kaianlagen „irgendwas mit Medien“ machen. Geplant war ein Bürohaus „MediaCityPort“ – das aber in Zeiten der Börsencrashs und der sich verschärfenden Medienkrise alles sein konnte, auch eine Schnapsidee.
Dann, nach kurzem Zögern, ließen die Bürger der Stadt sich locken von einem ganz anderen Vorschlag. Schier unwiderstehlich, weil scheinbar zeitlos, wirkte die Offerte des Projektentwicklers Alexander Gérard (Interview Seite 36), ein nobles Konzerthaus zum Sonderpreis zu errichten, gefühlt sogar fast gratis. Plausibel das Konzept der immobilienwirtschaftlichen Verklammerung sperriger, aber radikal umgenutzter Altbausubstanz mit einer Ergänzung, nein: Krönung durch aufregend zeitgenössische Architektur – alles ermöglicht durch pfiffige Kreuz-und-Querfinanzierungen.
Die Philharmonie sollte hängemattengleich getragen und finanziell „geschaukelt“ werden durch zwei renditestarke Ankernutzungen – den Hotelbetrieb an der Ostflanke und Luxuswohnungen am nach Westen weisenden „Bug“ des Gebäudes. Entsprechend attraktiv musste nicht nur der Standortvorschlag sein, sondern auch das zunächst verwegen volatile Konzept des Raumprogramms: Hochkultur, E-Musik; Musikpädagogik einschließlich Mitmachorchester für Jung und Alt; ein Kammermusiksaal, „Kaistudios“ für die Off-Szene, etwas Gastronomie, unten drin ein Parkhaus und alles zusammen verpackt in ein starkes Postkartenmotiv, verkehrstechnisch leider nur dürftig erschlossen. Im Jahr 2008, hieß es damals, könne alles fertig sein. Baubeginn war dann tatsächlich 2007.
Die Idee wurde in einer ersten Skizze ins Bild gesetzt von Jacques Herzog und Pierre de Meuron. Im Frühjahr 2004 inthronisierte man die städtische Projekt-Realisierungsgesellschaft ReGe als Bauherrin – und dann sollte alles ganz schnell gehen. Ole von Beust, 2001 an die Spitze des Rathauses gewählt, wollte nach dem Vorbild prestigebewusster französischer Regenten möglichst fix sein „Grand Projet“ realisiert sehen.
Es folgten Jahre, in denen sich die Planungs- und Bauaktivitäten auf geradezu tragische Weise verhakten. Konflikte und Terminprobleme häuften sich, es ging nur noch um robustes Claim-Management, also um kostenwirksame Behinderungsanzeigen und saftige „Nachträge“. Die Baustelle wurde zum Dukatenesel, zum Schlachtfeld von Juristen und Betriebswirten, es gab die üblichen Bauernopfer, aber die Architekten hielten sich gut und pochten erfolgreich auf die ihnen übertragene künstlerische Oberleitung. Die Elbphilharmonie bietet heute fast originalgetreu das Bild, dem die Hamburger schon 2003 nicht widerstehen konnten.
Anfänglich mal optimistisch mit knapp 100 Millionen Baukosten beziffert, war das Projekt letzt-lich 789 Millionen Euro schwer. Zum guten Ende aber dennoch Erleichterung und Wohlgefallen, welche jüngst umschlugen in pure Euphorie und Stolz: Schließlich waren nicht nur reichlich Steuergelder versenkt worden, es kamen ja auchzig Millionen Spenden zusammen. Ende 2016 hörte und las man kein böses Wort mehr über das Projekt, nirgends!
Stadt am Wasser
Die Elbphilharmonie war und ist ein Großprojekt in vielerlei Hinsicht: zunächst Symbol und Wegmarke des wirtschaftlichen Strukturwandels der Hansestadt, die sich mit dem Niedergang der Stückgut-Logistik, dem steilen Anstieg des Containerfrachtverkehrs und parallel dem Einsatz immer größerer Frachtschiffe mit wachsendem Tiefgang als Hafenstandort ganz neu erfinden musste. Mit dem in den sechziger Jahren einsetzenden Brachfallen alter Hafenanlagen am nördlichen Elbufer nutzte Hamburg die Chance, sei-ne City endlich wieder zurück ans Wasser zu bringen, genauer: Wohnen, Büroarbeit, Freizeit- und Kultureinrichtungen, öffentliche Räume, alles in attraktivster Lage. So entstand die HafenCity. Mit der Konversion der Hafenareale in Stadtquartiere, wo nun urbaner Alltag Einzug halten soll, wurde allerdings der „schöne“ Blick aufs Wasser zum Politikum: Wer darf profitie-ren von der Aufschüttung der Elbinseln, von den schicken Wohnungen und Arbeitsstätten. Die junge „kreative Szene“ Hamburgs machte schon früh ihre Ansprüche geltend. Bei diesen Verteilungskämpfen – derzeit noch auf dem Feld der Wirtschaftsförderung ausgetragen – werden manche zu kurz kommen. Ihnen kann und soll die Elbphilharmonie aber vielleicht als eine Art „Buena Vista Social Club“ dienen: als „Bürgerhaus Schöne Aussicht“ für ganz Hamburg, das auch die soziokulturelle Befriedung der Stadtgesellschaft voranbringen muss. Sie ist, um ein berühmtes Motto von Adolf Loos abzuwandeln, Ornament und Versprechen zugleich.
„Elphi“ hat sich als Kosename des Konzerthauses schon durchgesetzt. Bereits jetzt könnte man es auch ein Schlüsselprojekt vorauseilender Gentrifizierung der HafenCity nennen. Dort ist nicht jedes Gebäude ein architektonisches Juwel, und eine bunte, unangestrengte „Urbanität“ des Alltäglichen wird in den erkennbar bemüht möblierten öffentlichen Räumen abseits der Uferzonen auf sich warten lassen.
Dass der Bau der Baseler Architekten als urbaner Katalysator eines kulturell inspirierten Alltags weit über das abendliche Konzertleben hinaus wirksam werden könnte – das verdankt sich den vielschichtigen Qualitäten dieser Architektur und ihrem glänzenden Finish, das aber keine Schwellenängste evoziert. Natürlich auch dem exponierten Standort am Wasser, erst recht aber der jedermann zugänglichen Plaza in 37 Metern Höhe – oben auf dem einstigen Flachdach des Kaispeichers A und direkt unter dieser seltsamen und mächtigen Glashaube in Gestalt eines Zauberschlosses, in das der Große Saal mit seinen 2100 Plätzen und, schräg darunter, ein konventionell geschnittener Kammermusiksaal mit 550 Plätzen eingelassen sind. Dessen Auskleidung mit einem gewellten Relief aus Eichenpaneelen sorgt für eine spezielle, intime Atmosphäre. Anders als der Große Saal vermittelt dieser die trauliche Wärme des Innenlebens eines begradigten Cellos.
Im Ganzen wie auch in den Details überzeugt die Elbphilharmonie durch ein stupendes Maß an Perfektion. Nichts irritiert, außer vielleicht das Fehlen eines halbwegs repräsentativen, deutlich markierten Eingangsportals neben dem extra-breiten Maul der Parkhauszufahrt.
Das Haus lässt alle Widrigkeiten seines Entstehungsprozesses sofort vergessen; andererseits wartet die Architektur mit Erlebnissen und Effekten auf, die in ihren Kontrasten überraschen. Alles ist eng beieinander. In den Foyers sieht man expressionistische Raumfiguren, daneben ein schnittiges Barmöbel im Stil der Art Déco, irgendwo um die Ecke etwas Nachtclub-Glitter; und dann sind da – ganz großes Kino unter bewegtem Wolkenhimmel – die 1100 reflektierenden Glaselemente der Außenhaut, partienweise bedruckt mit Punktemustern aus Gründen des Sonnenschutzes (Fotos Seite 26 und 35); manche haben Schwellungen mit ovalen Lüftungsklappen, wieder andere dienen als kleine Balkons, deren Brüstungen aus schwingend geformten Glasfaser-Modulen geformt sind.
Röhre mit Pailletten
Irgendwann wird die Elbphilharmonie mit ihren schiefen Rundstützen, den großen, in kühnem Schwung ausgeschnittenen Loggien der Plaza und dem gewellten Dach zum Set eines James-Bond-Films werden. Als kleines Abenteuer erleben die Besucher schon den Zutritt, nein: die Zufahrt hinauf zu den hohen Pforten der Konzertsäle, wenn sie sich durch eine mit Tausenden gläserner Pailletten besetzte, gehörganggleiche Röhre mit unterschiedlichen Radien von einer extralangen, sanft gebogenen Rolltreppe hin-auf tragen lassen. Die bringt die Besucher fast schon auf das Niveau der öffentlichen, von 9 bis 24 Uhr zugänglichen Plaza. Von dort aus führt ein offener Wandelgang um das ganze Gebäude herum.
Das Pailletten-Motiv kehrt wieder auf der vielfach gekrümmten, aus acht konkaven Segmenten zusammengesetzten Dachfläche; appliziert sind dort 5800 weiß beschichtete Alu-Scheiben. Das Dach erinnert an die leichten Hängekonstruktionen Frei Ottos, ruht aber tatsächlich auf einem Gerüst aus circa 1000 individuell gekrümmten Stahlträgern. Es wirkt wie ein Bildzitat aus dem berühmten Werk des japanischen Holzschneiders Hokusai „Die große Welle vor Kanagawa“ (um 1830) und ist auch lesbar als Hinweis auf die Bemerkungen zweier Philosophen, Architektur sei „gefrorene Musik“ (Schopenhauer) respektive „erstarrte“ (Schelling).
Im Rückblick könnte man die Geschichte der Elbphilharmonie auch interpretieren als eine Art ungesteuertes Komplott zur Vermeidung eines Architektenwettbewerbs und ordentlicher Ausschreibungen – mit glücklichem Ausgang. Welche Kosten einzusparen gewesen wären, wenn man etwa das Tragwerk und die Pfahlgründung des Kaispeichers A nicht auf die neue Nutzung als Parkhaus hätte abstimmen müssen – Limousinen sind keine Kaffeesäcke -, sondern Parkplätze improvisierend z.B. in den Pontons alter Schwimmkräne geschaffen hätte, die dann neben den nostalgisch abgestellten Portalkränen vertäut hätten werden können: Wer will das noch nachrechnen? Nicht nur die Hamburger sind jetzt glücklich über diesen Kulturbau, der heute jeden Besucher ein bisschen Fürst sein lässt.
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