Bauwelt

Kulturzentrum in Badajoz


Ein tiefgraues Pflaster bindet die Höfe des Kulturzentrums in den „Paseo“, den Stadtspaziergang, ein. Ein Umbau des alten Hospitals durch José Maria Sánchez García mit minimalistischen Mitteln


Text: Gómez-Moriana, Rafael, Barcelona


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    Das ehemalige Hospiz „San Sebastián“ belegt seit dem 17. Jahrhundert ...
    Foto: Roland Halbe

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    Das ehemalige Hospiz „San Sebastián“ belegt seit dem 17. Jahrhundert ...

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    ... einen städtischen Block am südlichen Rand der von einer Bastion befestigten Altstadt.
    Foto: Roland Halbe

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    ... einen städtischen Block am südlichen Rand der von einer Bastion befestigten Altstadt.

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    Reduktion auf weiße Tünche und Naturstein schärft die Aufmerksamkeit für feine Unterschiede der Fassade. Im ersten Hof heißt flirrendes Licht willkommen.
    Foto: Roland Halbe

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    Reduktion auf weiße Tünche und Naturstein schärft die Aufmerksamkeit für feine Unterschiede der Fassade. Im ersten Hof heißt flirrendes Licht willkommen.

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    Kreuzgänge sind ein ver­bindendes Merkmal „klosterähnlicher Anlagen“, ...
    Foto: Roland Halbe

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    Kreuzgänge sind ein ver­bindendes Merkmal „klosterähnlicher Anlagen“, ...

    Foto: Roland Halbe

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    ... zu denen Hospitäler und Seminare zählen.
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    ... zu denen Hospitäler und Seminare zählen.

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    Hinter der Hofüberdachung fliegt der Blick über die Dächer zur 1473 geweihten Kathedrale.
    Foto: Roland Halbe

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    Hinter der Hofüberdachung fliegt der Blick über die Dächer zur 1473 geweihten Kathedrale.

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    Im zweiten Hof stehen zwei Brunnen, die zur Frischwasserversorgung essentieller Bestandtteil des Hospizes und späteren Hospitals waren.
    Foto: Roland Halbe

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    Im zweiten Hof stehen zwei Brunnen, die zur Frischwasserversorgung essentieller Bestandtteil des Hospizes und späteren Hospitals waren.

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    Die Höfe 3 und 4 sind weniger prächtig, waren aber zur guten Durchlüftung der Krankentrakte nötig.
    Foto: Roland Halbe

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    Die Höfe 3 und 4 sind weniger prächtig, waren aber zur guten Durchlüftung der Krankentrakte nötig.

    Foto: Roland Halbe

Spanien ist reich an wunderschönen alten Gebäuden, die nicht mehr wie einmal vorgesehen genutzt werden – insbesondere Paläste, Burgen und Sakralbauten. Der gesellschaftliche Wandel hat diese Bauwerke zumindest in ihrer ursprünglichen Funktion überflüssig gemacht. Andererseits betrachtet die moderne Gesellschaft viele von ihnen als historisch interessant und erklärt sie zum Kulturerbe, das es zu erhalten gilt. Was kann man in einer säkularen Gesellschaft, die (zumindest offiziell) nicht mehr feudalistisch organisiert ist, mit diesen historischen Relikten anfangen? Es bedarf einer kreativen, adaptiven Umnutzung, die in der Regel mit einer Art kultureller Institution einhergeht.
Natürlich ist zeitgenössische Kultur in stetem Wandel begriffen, und so haben Kultureinrichtungen schon immer versucht, Flexibilität und Anpassungsfähigkeit in Gebäuden zu erreichen, was bei schweren, alten Steinbauten nicht immer leicht zu bewerkstelligen ist. Der Inbegriff eines „flexiblen“ Kulturzentrums ist das 1977 von Renzo Piano und Richard Rogers errichtete Centre Pompidou in Paris. Mit seiner freitragenden Struktur und den vertikal verschiebbaren Böden war dieses neue Gebäude so konzipiert, dass sich sein Inneres in alle möglichen Raumkonfigurationen verwandeln ließe. Letztendlich blieb die bewegliche Struktur jedoch weitgehend unverändert und befindet sich nun in einer festen Position. Eine andere Strategie für Kulturzentren ist das genaue Gegenteil: ein „Low-Tech“-Ansatz, bei dem ein bestehendes Gebäude genutzt wird, ohne sich um perfekt verputzte Wände zu kümmern, so dass die Spuren der Veränderung oft subtil hinter einem Anstrich sichtbar bleiben. Ein Paradebeispiel dafür ist ein anderes Gebäude in Paris: der Umbau des Palais de Tokio durch Lacaton & Vassal, dessen grobe, unvollkommene und unregelmäßige Renovierung die Spuren der Vergangenheit sichtbar lässt. Dieses Modell, das man auch als „archäologischen“ Ansatz be­­zeichnen könnte, findet sich in jüngster Zeit vielerorts. Auch der Architekt José Maria Sánchez García wandte es an, beim Umbau des alten Hospitals von Badajoz in ein modernes Kulturzentrum.
Der Bau, ursprünglich 1694 als Hospiz errichtet, wurde im 19. Jahrhundert erweitert und in ein Krankenhaus umgewandelt, das bis zur Jahrtausendwende in Betrieb war. Danach stand er bis zur Aneignung als Kulturzentrum 2018 leer. Das Gebäude erstreckt sich über einen ganzen Häuserblock im Stadtzentrum der südspanischen Stadt, die im Westen an Portugal grenzt und antike Wurzeln hat. Es wird unter anderem für Konzerte, Workshops, Märkte, gastronomische Veranstaltungen, Coworking und als Touristeninformation genutzt. Wie der Slogan „centro vivo“ andeutet, soll dieses Kulturzentrum Leben ins Stadtzentrum bringen.
Die architektonische Umgestaltung des alten Hospitals besteht im Wesentlichen aus drei Teilen: Erstens wurde das Gebäude bis aufs Mauerwerk entkernt. Zweitens wurden vier Höfe mit einem transparenten Dach überspannt und so zu geschützten Atrien. Und drittens wurde der gesamte Boden des Erdgeschosses mit portugiesischem Stein gepflastert.
Die augenfälligste Veränderung ist das weiß gekalkte Sichtmauerwerk der alten Gemäuer – ein wahres Labyrinth aus Bögen, Galerien und Höfen. Bei genauer Betrachtung stellt man jedoch fest, dass viele dieser tiefen Bögen unterschiedliche Formen aufweisen und in gewisser Weise verändert wurden. So sind zum Beispiel verschiedene Öffnungen in den dicken Mauern auf der einen Seite gewölbt, während die andere Seite mit Stahlstürzen und neuen Ziegeln rechtwinklig gestaltet wurde. Einige Bögen sind sehr grob, während andere, vor allem in den Innenhöfen, perfekt modelliert sind. Bemerkenswert ist auch die Installation der neuen Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanlage des Gebäudes: Die Zu- und Abluftöffnungen sind in den bestehenden Mauerwerkswänden sichtbar und zeigen, dass diese an mehreren Stellen ausgehöhlt und strukturell verstärkt wurden, um Leitungen und Technik unterzubringen. Nirgendwo gibt es abgehängte Decken, stattdessen sind alle elek­trischen und mechanischen Leitungen in den bestehenden Wänden und Böden verlegt. Im Gegensatz zum Centre Pompidou werden hier keine Schächte und Rohre in Szene gesetzt.
Ein weiterer wichtiger Eingriff ist die Überdachung der vier Innenhöfe, die mit einer Struktur aus parallelen Betonfertigteilträgern realisiert wurde, die gewölbte Platten aus transparentem Polycarbonat tragen. Die Dachkonstruktionen fungieren somit auch als große Pergolen, die die Innenhöfe in dieser sehr heißen und sonnigen Region vor direktem Sonnenlichteinfall schützen. Über die vergitterten Enden der Polycarbonatbögen kann zudem heiße Luft entweichen. Die Innenhöfe sind die hellsten und repräsentativsten der zahlreichen Innenräume. Die umliegenden Bereiche werden durch vertikal ausgerichtete Leuchtstoffröhren künstlich beleuchtet.
Der neue Fußboden aus portugiesischem Pflasterstein ist eine Anspielung auf die umliegenden Straßen; die Idee des Architekten war es, das Innere des Kulturzentrums zugänglicher zu machen, indem es ans städtische Straßenbild anknüpft. Spanien ist ein Land der Straßenkultur par excellence: Die Menschen lieben es, lange paseos zu machen oder das Stück Straße vor ihrem Haus zu nutzen, um an Sommerabenden draußen zu sitzen, wenn es kühler wird, während drinnen noch die Hitze des Tages gespeichert ist. Die Nutzung des Kulturzentrums geht so weit, dass dieser „Straßenabschnitt“ täglich gekehrt und gewischt wird. Die einheitlichen dunkelgrauen Granitsteine, die in einem einfachen Raster verlegt wurden, verbinden die verschiedenen Räume und ergänzen die Kalktünche. Beide Materialien sind traditionell, aber in dieser Menge und Gleichförmigkeit wirken sie zeitgenössisch und erinnern an das minima­lis­tische Paradigma der Kunstgalerie, das Brian O’Doherty in seinem Buch „Inside the White Cube: the Ideology of the Gallery Space“ postuliert hat.
Letztlich scheint sich im alten Hospital nicht viel verändert zu haben, obwohl dies ganz offensichtlich der Fall ist. Die unzähligen Trennwände, Türen und Einzelräume des Hospitals sind verschwunden und haben eine weiß getünchte Gebäudestruktur hinterlassen, die an einigen Stellen ungeschliffen ist, was aber gerade ihren Reiz ausmacht. Die subtilen neuen Elemente der Innenhofüberdachung und des Bodenpflasters heben diese scheinbar reine, weiße Struktur mit großer Wirkung hervor: Die Oberlichter des Innenhofes beleuchten sie und der Boden bildet einen Kontrast dazu.
Das Gebäude tritt weder als hochflexible noch als technologische Innovation auf; auch erhebt es nicht den Anspruch, ein perfektes Beispiel für die Restaurierung eines Kulturerbes zu sein – ein Status, der oft die Wiederverwendbarkeit einschränkt. Vielmehr kann es als einfallsreiche Neuinterpretation eines historischen Gebäudes betrachtet werden. Genau diese Art von Flexibilität ist notwendig, um eine bessere und sinnvollere Wiederverwendung alter Gebäude zu erreichen.
Aus dem Englischen von Beate Staib



Fakten
Architekten José María Sánchez García, Madrid
Adresse Pl. Minayo, 06002 Badajoz, Spanien


aus Bauwelt 19.2024
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