Schwarzer Pavillon in Rom
Ein Gartenpavillon für die Villa Massimo
Text: Landes, Josepha, Berlin
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Der Schwarze Pavillon von Buero Wagner auf dem Vorplatz der Villa Massimo
Foto: Kim Fohmann
Der Schwarze Pavillon von Buero Wagner auf dem Vorplatz der Villa Massimo
Foto: Kim Fohmann
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Hier ist der obere Teil des Pavillons geöffnet und ein ein Blick zum Himmel möglich. Der Villa tritt er bescheiden gegenüber.
Foto: Kim Fohmann
Hier ist der obere Teil des Pavillons geöffnet und ein ein Blick zum Himmel möglich. Der Villa tritt er bescheiden gegenüber.
Foto: Kim Fohmann
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Runde Einschnitte und die von Stoffbahnen verhangenen Dreieckseiten rahmen Motive des Gartens.
Foto: Kim Fohmann
Runde Einschnitte und die von Stoffbahnen verhangenen Dreieckseiten rahmen Motive des Gartens.
Foto: Kim Fohmann
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Durch seine variablen Elemente lässt sich die Konstruktion auf Nutzungszenarien vom Rückzugsort ...
Foto: Kim Fohmann
Durch seine variablen Elemente lässt sich die Konstruktion auf Nutzungszenarien vom Rückzugsort ...
Foto: Kim Fohmann
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... zur Bar umbauen oder als kleine Bühne anpassen.
Foto: Kim Fohmann
... zur Bar umbauen oder als kleine Bühne anpassen.
Foto: Kim Fohmann
Nun ist es Sommer, und der Himmel über Rom ein anderer. Auf den Fotografien, die Fabian Wagner der Bauwelt-Redaktion im April gesendet hatte, taucht sein schwarzer, wie ein Dach ohne Unterbau anmutender Pavillon aus dem Nebel auf, der durch den Garten der „Villa Massimo“ wabert. Es sind verwunschene Bilder eines Sehnsuchtsorts – ausladende Pinien und spitze Zypressen ragen aus dem milchigen Äther. Die Atmosphäre ist auch ein bisschen unangenehm, feucht, ja nasskalt wie der italienische Winter eben sein kann, sowie die Heizung ineffizient. Die Vorahnung des nahenden Frühlings, oder allein schon eines Lochs in der Wolkendecke, schwingt mit in den Fotografien.
Im Juni ist es da, dieses Loch. Ich liege auf der Plattform des Pavillons und schaue zum Himmel, der nun strahlend blau ist, azzurro. Und die Pinien und die Zypressen, sie wiegen sich in den unteren Rand des Kreises hinein, der ins „Zeltdach“ aus Holz geschnitten ist. Ein sanfter Wind hat sie in Bewegung gesetzt, in ihm wehen Vogelstimmen mit, nicht aber das Brummen der Motoren vom Viale XXI Aprile, der die Künstlerresidenz östlich begrenzt. Ein Sitzsack – Fatboy – leistet mir Gesellschaft, und ich fühle, was Architekt Wagner gerade erzählt hat. Der Münchner war im vergangenen Zyklus Stipendiat der Deutschen Akademie in Rom. Den Pavillon hat er gemeinsam mit seinem Team von zuhause und Studierenden entwickelt und gebaut. „Der Pavillon ist schwarz, damit seine Öffnungen die Umgebung klar rahmen“, waren seine Worte gewesen, kurz zuvor eben hier – er auf dem Sitzsack. Danach haben wir uns an seinem Atelier verabschiedet, und ich bin zurückgekommen. Ich hätte fortgehen können, aber der Pavillon scheint magnetisch. Es ist mein erster Besuch in der Villa Massimo. Im Pavillon ordne ich die Eindrücke dieses auch etwas überfordernden Moments – der Dunstkreis der Grand Tour! – und lasse da-rüber hinaus Revue passieren, wie gut die Spaghetti Pomodoro, die es zum Mittag in der Taver-na del Fuorisede gab, geschmeckt haben – extrem gut.
Was ist dieser Pavillon? Für mich ein Rückzugsort, in dem der Garten gerahmt wird – durch die kleineren, auf dem Boden (oder auf Fatboy) sitzend etwa in Augenhöhe eingelassenen offenen Bullaugen bilden sich Fokuspunkte, wie sie beim Blick durch ein Fernrohr entstehen. Sie sind auf das Portal der Villa gerichtet, auf eine Statue oder einen Blumenkübel. Es sind Ausschnitte, die den Ort in seine Einzelteile zerlegen – Amuletten gleich, heben sie den Blumenkübel, die Statue, das Portal hervor, ohne sie jedoch aus dem Zusammenhang zu reißen; denn ich kann dem Fenster näher kommen und mehr sehen, oder mich entfernen, und ein noch konzentrierterer Blick entsteht. Ich kann mich in Fatboy legen und die Perspektive verrutscht, vom großen Ausblick hinauf zum Himmel, bleibt dann kaum mehr als Gebüsch.
Der Begriff Pavillon geht auf papilio, das Lateinische Wort für Schmetterling, zurück. Und wie der Schwarze Pavillon von Fabian Wagner hier im Garten der Villa Massimo seine Seiten fallen lässt, als seien sie Flügel, erinnert er in Vielem an einen Falter – geboren aus meist eher unansehnlichen Würmchen, Sinnbild für Veränderung. Das Pfauenauge etwa: Erst wenn das Tier sich entfaltet, erstrahlt sein farbenfrohes Kleid. Die Raupe ist schwarz, von kleinen weißen Punk-ten übersäht, die Rückseite seiner Flügel stumpf.
Die pfauenaugenähnlichen Farbtupfen des Schwarze Pavillons zeichnet seine Umgebung. Und auch für Verwandlung ist gesorgt – die abklappbaren Seitenteile haben schon als Bartresen oder Ausstellungsfläche hergehalten. Dabei reicht das Thema „Verwandlung“ sogar über das physische Auf- und Zuklappen hinaus. So unterm azurblauen Himmel, in Kontemplation versunken, scheint mir doch, der Pavillon steht auch für den Prozess, den die Künstler in der Villa geschenkt bekommen: Sie können sich verwandeln, neue Horizonte suchen oder zurückgelassene Ufer mit etwas Abstand betrachten.
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