Bauwelt

Serpentine Pavillon in London


Tischleindeckdich-Teehaus im Hyde Park


Text: Astbury, Jon, London


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    Die Pavillon-Idee knüpft an die Ursprungsfunktion des Galeriegebäudes in den Kensington Gardens an: Es entstand 1934 als Teehaus.
    Foto: Iwan Baan

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    Die Pavillon-Idee knüpft an die Ursprungsfunktion des Galeriegebäudes in den Kensington Gardens an: Es entstand 1934 als Teehaus.

    Foto: Iwan Baan

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    Ob der aktuelle Beitrag den Vorangegangenen von Peter Zumthor (2011) oder Junya Ishigami (2019) das Wasser reichen kann?
    Foto: Iwan Baan

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    Ob der aktuelle Beitrag den Vorangegangenen von Peter Zumthor (2011) oder Junya Ishigami (2019) das Wasser reichen kann?

    Foto: Iwan Baan

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    Die Frage stellt sich anhand von Gotmehs Paravent, jedoch nicht zum ersten Mal.
    Foto: Iwan Baan

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    Die Frage stellt sich anhand von Gotmehs Paravent, jedoch nicht zum ersten Mal.

    Foto: Iwan Baan

Bei seinem 22. Auftritt neben der Serpentine Gallery im Londoner Hyde Park präsentiert der Serpentine Pavilion in diesem Jahr die Vision, beim Essen zusammenzukommen. Er trägt den Namen „À Table“ – nach einem französischen Aufruf, Familie oder Gäste einzuladen, sich an einen Tisch zu setzen, um Essen zu teilen und zu diskutieren. Er ist das Werk der libanesischen, in Paris lebenden Architektin Lina Ghotmeh.
Der jährliche Serpentine-Auftrag hatte schon immer ein Händchen dafür, architektonische Talente hervorzuheben, die in Großbritannien etwas unter dem Radar bleiben, und dieses Jahr ist es nicht anders, denn Ghotmehs bemerkenswerte Erfolgsbilanz ließ viele hoffen für das, was sie in London produzieren würde. Wie Ghotmeh erzählt, entstand das Konzept für À Table aus einem Forschungsprojekt zur Geschichte von Pavillons und Follies, bei dem es ihr darum ging, mehr darüber zu erfahren, wofür genau diese Strukturen geschaffen wurden – sei es für Performances, Entspannung oder als Treffpunkt.
Ihr Pavillon hat die Form eines Nonagons, wobei sich jede Seiten als Reaktion auf die darunter liegenden Baumwurzeln nach innen krümmt, wodurch ein schirmförmiger Grundriss entsteht. Seine kioskartige Gestalt soll das traditionelle Erscheinungsbild eines britischen Musikpavillons widerspiegeln und gleichzeitig eine Anspielung auf die Ursprünge des Hauptgebäudes der Serpentine Gallery als Teehaus sein. Im Inneren folgt eine Anordnung von Tischen der Form des Grundrisses längs der Hüllwände. Sie bilden eine Ansammlung flacher U-Formen, die Diskussionen und Austausch fördern sollen. Das Ganze wird von einem leichten, gefalteten Dach mit zentralem Oberlicht gekrönt, das laut Ghotmeh von Togunas, einer Form des öffentlichen Gebäudes aus dem westafrikanischen Mali, inspiriert wurde – obwohl diese Referenz wahrscheinlich unterginge, würde nicht explizit darauf hingewiesen.
In dem, was vermutlich eine Übung in Value-Engineering war, scheinen einige Elemente des ursprünglichen Konzepts weggelassen oder verändert worden zu sein. Das Offensichtlichste davon sind die Paneele, die den Pavillon umschließen. In den Entwürfen noch als eine Art durchscheinendes Glas gezeigt, das Licht und Blicke aus dem Park hereinlassen sollte, verfügt der tatsächliche Pavillon über CNC-geschnittene Holzseiten, die eine unglückliche Assoziation mit den Verkleidungen haben, die in britischen Gärten oft verwendet werden, um Strukturen wie Mülleimer ästhetisch ansprechender zu machen. Auch die Holzkonstruktion mutet eher zusammengebastelt als hochwertig verarbeitet an. Das Ergebnis fühlt sich dem Standort nicht sonderlich verbunden, sondern scheint eher darauf ausgelegt, ohne viel Aufwand verpackt und an denjenigen Sammler verschickt zu werden, der es kaufen möchte.
Es ist kein gänzlich erfolgloses Projekt, wenn man bedenkt, dass Pavillons häufig dazu dienen, Park- und Galeriebesuchern einen angenehmen Platz zum Sitzen und Ausruhen oder einen Ort für private Veranstaltungen zu bieten. Aber es ist bei weitem nicht Ghotmehs beste Arbeit und verdeutlicht vor allem die Kluft zwischen Konzept und Ergebnis, in die viele Serpentine-Pavillons – besonders in letzter Zeit – gefallen sind. Um auf Ghotmehs Forschungsfrage zurückzukommen: Wozu genau dienen diese Räume?
Das soll nicht heißen, dass ein Pavillon um des Pavillons willen zwangsläufig eine schlechte Sache ist, aber die großen Bestrebungen einer Reihe von jüngeren Pavillons, Aktivitäten zu beherbergen und mehr zu Gemeinschaftsräumen zu werden, überfordern das, was die Londoner Pavillon-Kommission – zumindest in ihrer jetzigen Form – leisten kann. Die Pavillons beweg­ten sich schon immer auf dem manchmal schmalen Grat zwischen privatem Veranstaltungsort, Café und öffentlichem Raum. Ihre Aktivierung als tatsächlicher Ort für gemeinschaftliche Aktivi­täten hatte früher geringe Priorität. Vorgeblich existiert À Table als ein Ort der Diskussion und des Essens – mit einer Speisekarte, die auch von Ghotmeh ausgewählte Gerichte enthält, aber beim Besuch ist unklar, wie genau dies aussehen wird. Stattdessen bleiben die Besucher an den Bänken unter sich.
Es wurde schon häufiger gesagt, aber mit jedem Jahr fühlt es sich mehr so an: Der Serpen­tine Pavillon muss neu erfunden werden, wenn er ein Höhepunkt im architektonischen Kalen­-der bleiben soll. Es gab zuletzt gute Ansätze dafür – 2021 lieferte Sumayya Vally zum Beispiel im Rahmen des Auftrags ein Stipendien- und Förderprogramm für Künstler und Künstlerinnen, die benachteiligte Communities in London unterstützen. Es ist eine Sache, die aufregendsten Architekten zu identifizieren und ihnen ein Debüt in Großbritannien zu ermöglichen, eine ganz andere ist es, sicherzustellen, dass das, was sie liefern, eine echte Demonstration ihres Talents ist und nicht nur ein weiteres Pop-up.
Aus dem Englischen von Beate Staib



Fakten
Architekten Lina Gotmeh – Architecture, Paris
Adresse London W2 3XA, Vereinigtes Königreich


aus Bauwelt 16.2023
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