Bauwelt

Berlin: Weiterbau am Band des Bundes

Vor 25 Jahren zogen Parlament, Regierung und ein Großteil der Ministerien von Bonn nach Berlin um. Schon vor dreißig Jahren wurde der Wettbewerb für das Parlamentsviertel entschieden.

Text: Redecke, Sebastian, Berlin

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    Axel Schultes und Charlotte Frank gewannen 1993 den 1. Preis des Städtebaulichen Ideenwettbewerbs Parlamentsviertel im Spreebogen. Einzelwettbewerbe für die Bauten führten in der Folge zu deutlichen Veränderungen des „Band des Bundes“.
    Übersichtsplan: Axel Schultes Charlotte Frank

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    Axel Schultes und Charlotte Frank gewannen 1993 den 1. Preis des Städtebaulichen Ideenwettbewerbs Parlamentsviertel im Spreebogen. Einzelwettbewerbe für die Bauten führten in der Folge zu deutlichen Veränderungen des „Band des Bundes“.

    Übersichtsplan: Axel Schultes Charlotte Frank

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    Präsentation des 2. Bauabschnitts des Bundeskanzleramts im Januar 2019 durch den damaligen Kanzleramtschef Helge Braun, Charlotte Frank, BBR-Präsidentin Petra Wesseler und Axel Schultes.
    Foto: getty images/Tobias Schwarz

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    Präsentation des 2. Bauabschnitts des Bundeskanzleramts im Januar 2019 durch den damaligen Kanzleramtschef Helge Braun, Charlotte Frank, BBR-Präsidentin Petra Wesseler und Axel Schultes.

    Foto: getty images/Tobias Schwarz

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    Die heute kräftig bewachsene Rückseite des Bundeskanzleramts zur Spree. Unten: Blick auf die Hauptfront des Kanzleramts mit dem offen gebliebenen Vorbereich. Die Architekten planten hier ein Bürger­forum, das nicht realisiert wurde.
    Foto: Erik-Jan Ouwerkerk

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    Die heute kräftig bewachsene Rückseite des Bundeskanzleramts zur Spree. Unten: Blick auf die Hauptfront des Kanzleramts mit dem offen gebliebenen Vorbereich. Die Architekten planten hier ein Bürger­forum, das nicht realisiert wurde.

    Foto: Erik-Jan Ouwerkerk

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    Baustelle 2. Bauabschnitt Bundeskanzleramt am westlichen Ende vom „Band des Bundes“. Im Hintergrund die in Bau befindliche Erweiterung des Bundesinnenministeriums von Müller Reimann Architekten.
    Foto: Erik-Jan Ouwerkerk

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    Baustelle 2. Bauabschnitt Bundeskanzleramt am westlichen Ende vom „Band des Bundes“. Im Hintergrund die in Bau befindliche Erweiterung des Bundesinnenministeriums von Müller Reimann Architekten.

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    Blick auf die Hauptfront des vom Bundestag genutzten Paul-Löbe-Hauses. Das Bodenwasserspiel des Vorbereichs ist nur selten in Betrieb.
    Foto: Erik-Jan Ouwerkerk

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    Blick auf die Hauptfront des vom Bundestag genutzten Paul-Löbe-Hauses. Das Bodenwasserspiel des Vorbereichs ist nur selten in Betrieb.

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    Kabelarbeiten vor dem Reichstagsgebäude. Die Baustellen für den Sicherheitsgraben und einen Fußgängertunnel werden erst 2025 eingerichtet.
    Foto: Erik-Jan Ouwerkerk

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    Kabelarbeiten vor dem Reichstagsgebäude. Die Baustellen für den Sicherheitsgraben und einen Fußgängertunnel werden erst 2025 eingerichtet.

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    Der östliche Teil des „Band des Bundes“ mit dem Marie-Elisabeth-Lüders-Haus von Stephan Braunfels. Bauschäden verzögern seit 2014 die Fertigstellung.
    Foto: Erik-Jan Ouwerkerk

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    Der östliche Teil des „Band des Bundes“ mit dem Marie-Elisabeth-Lüders-Haus von Stephan Braunfels. Bauschäden verzögern seit 2014 die Fertigstellung.

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    Vis-à-vis an der Straße sind mit dem Luisenblock l und ll weitere Gebäude des Bundestags und vom Land Berlin, mit Einbindung von Altbauten, geplant.
    Foto: Erik-Jan Ouwerkerk

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    Vis-à-vis an der Straße sind mit dem Luisenblock l und ll weitere Gebäude des Bundestags und vom Land Berlin, mit Einbindung von Altbauten, geplant.

    Foto: Erik-Jan Ouwerkerk

Berlin: Weiterbau am Band des Bundes

Vor 25 Jahren zogen Parlament, Regierung und ein Großteil der Ministerien von Bonn nach Berlin um. Schon vor dreißig Jahren wurde der Wettbewerb für das Parlamentsviertel entschieden.

Text: Redecke, Sebastian, Berlin

Axel Schultes und Charlotte Frank überzeugten mit dem „Band des Bundes“. Ein Rückblick auf die Etappen der baulichen Umsetzung und nebenan auf den Bundestag im Reichstagsgebäude. Jetzt sollen die beiden Enden der linearen Ost-West-Struktur bebaut werden.
Seit kurzem versperren Bauzäune auf der Gartenseite des Bundeskanzleramts den freien Blick entlang der Spree. Betonblöcke, die aussehen wie riesige Legosteine, und dazu eine sehr stabil gezimmerte Holzkonstruk­tion scheinen die Baustelle mit gestapelten Baucontainern und großen Sandhaufen gut zu sichern. Zudem kontrollieren Kameras bis in alle Ecken. Hier entsteht der zweite Bauabschnitt des 2001 fertiggestellten Kanzleramts (Bauwelt 22.2001). Auch dieser Gebäudeteil, der 2019 ausgearbeitet vorgestellt wurde (Bauwelt 4.2019), gehört zum „Band des Bundes“. Er war als Baukörper in der Planung der Preisträger Schultes Frank Architekten beim Wettbewerb von 1993 vorgesehen und bildet den westlichen Abschluss der Gesamtfigur mit einem großen Rund.
Damals, vor dreißig Jahren, war die Stimmung fast schon enthusiastisch: Das 1,5 Kilometer lange und hundert Meter breite Band des Bundes vom Moabiter Werder bis zum Bahnhof Friedrichstraße, Ergebnis des weltweit offenen Städtebaulichen Ideenwettbewerbs für das Parlaments- und Regierungsviertel am Spreebogen mit 835 teilnehmenden Büros aus 44 Ländern, war ein eindeutiger Wurf und sollte mit großer Geste und Klarheit als Brückenschlag über die Spree hinweg das Zusammenwachsen von Ost und West symbolisieren. Um es bildhaft zu beschreiben, war die Deutsche Einheit nun mit der geplanten linearen Grundfigur im Städtebau des Regierungsviertels angekommen. In den Jahren, die folgten, musste allerdings die Einheit viele Hürden überwinden und Enttäuschungen erleben, genauso war und ist es bis heute schwierig, das Band des Bundes in seiner ursprünglichen Planung baulich umzusetzen.
Die Kosten für die sechsgeschossige Kanzleramtserweiterung – diesmal mit Kalksand- statt Sandstein verkleidet – liegen aktuell bei knapp achthundert Millionen Euro inklusive eines entsprechend der heutigen flugtechnischen Richtlinien auf erhöhter Plattform über dem Neubau liegenden Hubschrauberlandeplatzes und aller Preiserhöhungen der letzten Zeit. Für die Sicherheit sollen die zwei untersten Geschosse außen fensterlos bleiben mit Betonmauern, die Explosionen von zwanzig Kilo TNT standhalten können. Bevor über die Realisierung des zweiten Bauabschnitts entschieden und die Baustelle eingerichtet wurde, bildete den Abschluss des Bandes eine an ihrem Ende ebenfalls abgerundete Mauer in Sichtbeton, die den um sieben Meter aufgeschütteten Kanzlergarten umfasste. Die Mauer war bereits weitgehend weinberankt und die an ihrer Oberkante stehenden Robinien, Eichen und Hecken kräftig gewachsen, in der Mitte war eine Wiese, damals von Landschaftsplanern „mit rotem Mohn, weißen Margeriten, blauen Kornblumen und gelben Sonnenröschen“ vorgesehen. Diese Mauer ist für den Neubau bereits abgebrochen worden und der Park vollständig verschwunden. Warum an seiner Stelle diese deutliche Büro-Aufblähung mit in etwa der Verdoppelung an Quadratmetern erforderlich ist, wurde heftig angezweifelt, auch auf politischer Ebene. Das Kanzleramt braucht aber angeblich vierhundert Büros und eine Reihe von Sonderräumen mehr, damit die schon wenige Jahre nach Fertigstellung eingerichteten Außenstellen geschlossen werden können.
Ein weiterer Bauzaun verläuft auf der Nordseite parallel zum Zaun der Kanzleramtserweiterung. Dahinter ragt schon weit fortgeschritten der zweite Bauabschnitt des Bundesinnenministeriums von Müller Reimann Architekten (Bauwelt 30.2015) empor. Der 13-geschossige Turm verändert von der Spree aus gesehen deutlich die Silhouette.

Fosters Coup

Gleich neben dem Band des Bundes wurde der Bundestag ins Reichstagsgebäude eingefügt. Der 1933 ausgebrannte und zum Ende des Kriegs zerschossene Bau von 1894 wurde von den Einbauten der Neugestaltung durch Paul Baumgarten aus dem Jahren 1957−73 wieder befreit, damals trotz erheblicher baulicher Mängel eine umstrittene Entscheidung. Komplett entkernt und neu gestaltet, ist das Parlamentsgebäude von Norman Foster mit Dachterrasse und einer „demokratisch-transparenten“ Kuppel ausgestattet, die für die Bevölkerung über Rampen in Form einer ineinandergeschobenen Doppelhelix begehbar ist: Zelebrierte Volksnähe mit Symbolkraft. Wie es – ebenfalls vor dreißig Jahren – zu dieser Ausführung für den Bundestag von Foster kam, ist eine Geschichte, die verkürzt in Erinnerung gerufen werden muss.
Es gab beim Wettbewerb 1993 drei 1. Preise von den Büros Pi de Bruijn, Santiago Calatrava und vom britischen Architekten. Foster hatte ein überdimensionales lichtes Dach deutlich höher über dem gesamten Reichstagsgebäude vorgeschlagen, das auf 25 schlanken, sich leicht verjüngenden Stützen ruht und für die Überdachung eines offenen Versammlungsorts bis zur Spree reichte. Der Juryvorsitzende Karljosef Schattner sprach vom „Himmel über Berlin“. Vom Altbau sollten nur die Außenmauern bleiben. Innen komplett geöffnet, überzeugte der Entwurf mit viel Lichteinfall bis hinunter in den kreisrunden Plenarsaal und mit einer vom Preisgericht besonders gelobten und damals beachtlichen „biodynamischen Raum­klimatisierung“. Insgesamt war man beeindruckt von der hochtechnisierten Herangehensweise, aber das Projekt mit dem „Überdach“ blieb chancenlos, da der Gegenwind von der Öffentlichkeit, im Bundestag, vom Denkmalschutz und von Fachkreisen zu groß war.
Mit der Überarbeitung der Entwürfe der drei Preisträger kam Fosters große Stunde, als er bei einem Kolloquium die damalige Bundestagspräsidentin von seinem Projekt zu überzeugen wusste, nicht allein durch seine charismatische Erscheinung und sehr eindrucksvoller Präsentation, sondern indem er den Kompromiss „irgendwie eine Kuppel“ der Konzept- und Baukommission des Bundestags blitzschnell erkannte, seinen bereits nahezu vollständig abgewandelten Entwurf nun mit der geforderten gläsernen Kuppel oder Haube in einer Kollektion an Variationen vorstellte und wenig später mit der eiförmigen Kuppellösung den Auftrag erhielt. Eine Kuppel – deutlich größer – hatte zuvor nur der Konkurrent Calatrava vorgeschlagen, der leer ausging und sich beschwerte. Im April 1999 wurde der Bundestag im Reichstagsgebäude eröffnet (Bauwelt 18/19.1999).
Seit den Anschlägen von 2001 und späteren Terrorwarnungen wird der Zugang zur Dachterrasse mit der Kuppel deutlich stärker kontrolliert. Geplant ist ein Entree über einen Fußgängertunnel von einem Besucher- und Informationszentrum südlich der Scheidemannstraße aus. Nach dem Wettbewerb 2017 kommt das Projekt nur langsam voran. So stehen vor dem höchsten Verfassungsorgan weiterhin provisorisch Container, die die Besucherinnen und Besucher für die Sicherheitskontrolle passieren müssen. Die Fertigstellung ist für 2028 vorgesehen.

Ohne Forum

Nachdem der Städtebauliche Wettbewerb für das Parlaments- und Regierungsviertel entschieden war, ging es an die Umsetzung mit Realisierungswettbewerben für die einzelnen Abschnitte vom Band des Bundes mit dem Kanzleramt auf der Westseite und den Büros des Bundestags mit Abgeordnetenbüros, Sitzungssälen und Bibliothek auf der Ostseite. Den Wettbewerb für das Kanzleramt gewannen 1994 wiederum Schultes Frank Architekten. Ebenfalls mit einem 1. Preis bedacht wurde das Büro Krüger Schuberth Vandreike Architekten. Ein Jahr später fiel die Entscheidung zugunsten von Schultes Frank. Der damalige Kanzler Helmut Kohl hatte sich nach „intensiven Diskussionen“ dafür entschieden, sicher auch, da der Entwurf im Vergleich eine Demonstration neuer Größe, die ihm wohl gefiel, deutlich mehr entsprach. Schultes und Frank hatten zuvor das Kanzleramt-Leitungsgebäude entsprechend der Wünsche nach mehr Dominanz umgeplant. Im Frühjahr 2001 wurde es von Gerhard Schröder bezogen, der das Haus als „zu pompös“ empfand.
Die Mitte des Bandes war von Anfang an von großer Bedeutung. Schultes Frank Architekten wollten, dass sich hier das Volk als Souverän in einem Bundes- bzw. Bürgerforum der Begegnung und des Austauschs mit der Politik einfindet. Warum diese überzeugende Idee für das Gesamtkonzept des neuen Parlamentsviertels nach langem Disput mit den Architekten, die sich ihrer zentralen Idee einer „Piazza“ der Bürger und Bürgerinnen beraubt fühlten, nicht umgesetzt wurde, ist ein komplexes Thema. Im Vordergrund standen eine nun doch gewünschte Nord-Süd-Verkehrsführung, die Sicherheit, die Kosten – und eben der Wunsch Kohls, dass sein Kanzleramt nicht in eine Großform mit anderen Nutzungen eingebunden wird – dies war die Grundidee des „Band des Bundes“ – sondern als Solitär mit Cour d’honneur für protokollarische Zeremonien in Sichtweite des Reichstagsgebäudes seiner Bedeutung gerecht wird. Diese mangelnde Heraushebung im Gebäudeband war schon vorher im Bundestag kritisiert worden. Statt des konzeptionell und städtebaulich zentralen Bausteins Bürger­forum entschied man sich schlussendlich für eine etwas begrünte Freiraumgestaltung mit Granitplatten und einem zuletzt meist abgestellten Bodenwasserspiel, kleine Fontänen in Reihen, die in Intervallen in der Luft schießen. Die Bäume, zwei Wäldchen rechts und links vor der Schaufront des Kanzleramts, geben heute dem Ganzen eine gewisse Struktur, aber der offen gebliebene Zwischenraum bedeutet weiterhin einen deutlichen Bruch des Gesamtkonzepts, der nicht zu kitten ist.
Vis-à-vis vom Kanzleramt steht mit gebäudehoher Glasfront das Paul-Löbe-Haus, das zunächst Alsenblock genannt wurde (Bauwelt 1–2.2002). Ihm folgt in der östlichen Weiterführung des Bandes über die Spree hinweg bis zur Luisenstraße das Marie-Elisabeth-Lüders-Haus. Für diese Bürogebäude des Bundestags gab es 1994 einen Wettbewerb, den der Münchner Architekt Stephan Braunfels gewann. Er orientierte sich an der Architektursprache von Schultes Frank und gibt damit der Gesamtheit des Bandes Klarheit, ging aber mit seiner Kammstruktur den beidseitig nach außen offenen, abgesenkten Höfen einen eigenen Weg. Irritierend bleibt die leicht unterschiedliche Gebäudehöhe von Braunfels-Bauten und Kanzleramt.

Der Osten

Nicht nur am westlichen Ende, mit der in diesem Jahr neu eingerichteten Kanzleramt-Baustelle, sondern auch am östlichen Ende ist das Band noch nicht abgeschlossen. In der ursprünglichen Planung sollte es nach einem dritten Sprung über die Spree am Bahnhof Friedrichstraße enden. Die Umsetzung zieht sich weiter hin. Zunächst wurde in einem zweiten Bauabschnitt die Erweiterung des Marie-Elisabeth-Lüders-Baus bis zur Luisenstraße vorgenommen, der weit sichtbar einen kreisrunden Aufsatz für Veranstaltungsräume erhielt, dazu längs zur Straße eine weitere große Freitreppe bis zu den oberen Geschossen. Eine solche Treppe hatte Braunfels bereits an der Spree platziert. Dieser zweite Bauabschnitt hatte jedoch schon 2012 erhebliche Bauschäden im Bereich der Bodenplatte. Die erforderlichen Arbeiten zur Behebung der Mängel verbunden mit dem Austausch von Blockheizkraftmodulen, die nicht mehr neuen Auflagen von 2019 entsprachen, und ein langer Rechtsstreit verschiedener Beteiligter führten zu horrenden Mehrkosten. Der Bau ist nun fast doppelt so teuer, wie zu Beginn veranschlagt. Der Streit mit dem Architekten Braunfels scheint wohl inzwischen ausgestanden zu sein. Es sind zwar noch immer Bauzäune und Baucontainer zu sehen, aber ein Ende ist in Sicht. Eigentlich sollte die Erweiterung 2014 fertig sein, jetzt ist das Jahr 2024 eingeplant. Braunfels‘ Büro geriet in der Folge in Schwierigkeiten, aber es soll wohl weitergehen – mit dem Bau eines vom Architekten entworfenen Tempels an der Geburtsstätte Buddhas in Nepal.
Für den Abschluss des Bandes mit dem „Luisenblock Ost“ wurde 2009 ein städtebaulicher Wettbewerb für den gesamten Block zwischen der Ostseite des Luisenstraße und Bahnhof Friedrichstraße, durchgeführt, den das Berliner Büro Kusus + Kusus Architekten gewann. Das Ergebnis wurde aber laut Pressemeldung Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung „nicht in eine verbindliche Bauleitplanung überführt“. In der Folge teilte man das Terrain: für den westlichen Luisenblock I mit weiteren Büros und anderen Nutzungen des Bundestags und den östlichen Luisenblock II. 2022 beschlossen Bund und Land Berlin für die Umsetzung des westlichen Teilprojekts die Durchführung eines nicht offenen Realisierungswettbewerbs, der im Februar 2024 entschieden wird. Das Areal wurde schon freigeräumt, es sind aber Altbauten zu integrieren, ein Novum im Band des Bundes. Der heutigen Zeit mit anderen Prämissen angepasst, soll bei diesem Block ein „ökologisches und nachhaltiges Vorzeigeprojekt“ entstehen, mit dem der Bundestag einen „wesentlichen Beitrag zur Erhaltung der vom Bundeskabinett beschlossenen Energieeffizienz- und Klimaneutralitätsziele in Deutschland leisten möchte.“ Für das zukünftig gemischt genutzte östliche Teilprojekt plant das Land Berlin einen Wettbewerb auszuloben. Der dort vorgesehene Gebäudekomplex wird dann den wichtigen Schlusspunkt definieren, vielleicht vierzig Jahre nach der Entscheidung für das Band des Bundes 1993.

Kein Ende

Das Parlamentsviertel mit dem Band des Bundes ist als Kernbereich separat von den Ministerien und vom Bundesrat zu sehen, die an unterschiedlichen Orten in zentraler Lage ihren Sitz haben. Es handelt sich dabei um Alt- und Neubauten. Die Planungen und Realisierungen gehen stetig voran. Wächst die Verwaltung noch immer oder kommt nun die Wende? Aktuell stand nach einem Wettbewerb die Erweiterung des Bundesfinanzministeriums von Staab Architekten an der Wilhelmstraße im Raum (Bauwelt 2.2022), die nun aber nicht gebaut wird. Die Planungen wurden im Juli gestoppt. Der Minister hatte erkannt, dass „das mobile Arbeiten den Bedarf an Büroflächen vermindert hat“. Nun soll dort ein Gebäudekomplex entstehen, der allen Bundesressorts zur Verfügung steht. Andere Projekte laufen wie vor Jahren geplant weiter. Das Ministerium für Gesundheit und das Ministerium für Familie sind vor kurzem in Bestandsbauten von Franz Ehrlich (Bauwelt 26.1996) an der Mauerstraße gezogen, die von KSP Engel umgebaut wurden. Das Auswärtige Amt füllt bald den gesamten Block vom Werderschen Markt bis kurz vor der Leipziger Straße aus. Der Bundesrat im ehemaligen Preußischen Herrenhaus an der Leipziger Straße erhält einen Anbau von Max Dudler mit einem Besucherzentrum. Er soll 2028 fertig sein. Beim Städtebaulichen Ideenwettbewerb von 1993 war der Bundesrat noch als Neubau gegenüber vom Reichstagsgebäude vorgesehen.
Insgesamt entstand mit den Bundesbauten eine dezentrale Struktur von Alt- und Neubauten in der Handschrift unterschiedlicher Architekten, die mal mehr, mal weniger überzeugen und im Stadtraum eher moderat in Erscheinung treten. Nur mit dem eigentlichen Parlaments- und Regierungsviertel, dem Band des Bundes, ist trotz aller baulichen Kompromisse ein Städtebau der großen Geste zu erleben. Ein einheitliches Gesamtbild für die Hauptstadt Berlin, ein „bürokratisches Zentrum“, raumgreifend und repräsentierend, war nie angestrebt gewesen.

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