Bauwelt

Internationaler Hochhauspreis 2020: Blick zurück nach vorne

Der vom Deutschen Architekurmuseum (DAM) und der DekaBank ausgelobte Internationale Hochhauspreis wurde vergeben.

Text: Drewes, Frank F., Berlin

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    Norra Tornen in Stockholm von OMA
    Foto: Laurian Ghinitoiu

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Internationaler Hochhauspreis 2020: Blick zurück nach vorne

Der vom Deutschen Architekurmuseum (DAM) und der DekaBank ausgelobte Internationale Hochhauspreis wurde vergeben.

Text: Drewes, Frank F., Berlin

Zum neunten Mal wurde der von der Stadt Frankfurt, dem Deutschen Architekurmuseum (DAM) und der DekaBank ausgelobte Internationale Hochhauspreis verliehen. Der Nominierungswettbewerb speiste sich aus den über 1.000 in den letzten zwei Jahren fertiggestellten Hochhäusern mit mindestens 100 Metern Höhe. Direktbewerbungen sind nicht vorgesehen. Die international besetzte, neunköpfige Jury nominierte 31 Projekte aus 14 Ländern auf vier Kontinenten, aus denen ein Preisträger und vier Finalisten ausgewählt wurden. Das Gewinnergebäude überrascht insofern, als dass es zwei Gebäude sind, einen Retrochic verkörpert und auch noch in Plattenbauweise aus Sichtbeton erstellt wurde, also dem ins Kreuzfeuer der Umweltschützer geratenen Baustoff mit dem gigantischen Anteil am weltweiten jährlichen CO2-Ausstoß. Norra Tornen (die "nördlichen Türme") in Stockholm von OMA (Office for Metropolitan Architecture, Partner Reinier de Graaf) überzeugte die Jury durch seine zeitlos-wegweisende Architektur, die gleichwohl dem innovativen Anspruch dieses Preises gerecht wurde. Aber auch skulpturale Qualitäten, die städtebauliche Fügung und das Nutzungskonzept sind entscheidende Faktoren.
Die an gestapelte Legosteine erinnernden Norra Tornen bilden eine städtebauliche Torsituation, die mir ihrer stark relieffierten Fassadenstruktur Tiefe und Maßstäblichkeit erzeugt. Die Setzung der sanft bräunlich anmutenden, vorproduzierten Sandwich-Betonplatten mit einer Kanneluren- bzw. Lamellenstruktur erzeugt regelmäßige Vor- und Rücksprünge, so dass jede Wohnung über mindestens einen Loggienbalkon verfügt. Den mitunter verdunkelnden Loggienbalkonen stehen großartige Festverglasungen in den Auskragungen gegenüber, die das nördliche Licht reichhaltig einfangen. Im Beton integrierte Lüftungsklappen sorgen für natürliche Belüftung der ausschließlich zu Wohnzwecken genutzten Türme, die mit ihren 125 bzw. 110 Metern Höhe am unteren Ende der Höhenskala der nominierten Hochhäuser standen.
Zu den vier Finalisten zählen der Omniturm in Frankfurt (Bjarke Ingels Group, B&V Braun Canton Park Architekten), The Stratford in London (Skidmore Owings & Merrill), Leeza Soho in Peking (Zaha Hadid Architects) sowie der Eden in Singapur (Heatherwick Studio). Im Gegensatz zu der neobrutalistischen Fassade der Norra Tornen, die deutliche Referenzen an Moshe Safdies Habitat (Montreal 1967) aufweisen, verfügen der Omniturm, The Stratford und Leeza Soho über gängige vollverglaste Curtain-Wall-Fassaden mit den entsprechenden individuellen Ausformulierungen bzw. Gimmicks. Deutlich aus dem Rahmen fällt Thomas Heatherwicks Eden in Singapur, der zwischen Retro-Kitsch, Hyatt-Lobby und Las Vegas changiert. Mit einem recht ungünstigen Verhältnis von Nutz- zu Erschließungs- und Verkehrsflächen mit nur einer Wohnung je Etage nebst innenliegendem Dienstbotenzimmer ohne Fenster(!), erschließt sich ein innovativer oder auch nachhaltiger Charakter so gar nicht. Andererseits strahlen im Vergleich dazu die Norra Tornen von Reinier de Graaf um so deutlicher ein Selbstverständnis aus, das in der Gegenwart verankert ist, ohne seine Vorbilder zu verleugnen.
Die Ausstellung Best Highrises 2020/21 - Internationaler Hochhauspreis 2021 läuft noch bis zum 21.02.2021 im DAM, Frankfurt
Zur Ausstellung ist im Jovis Verlag ein Katalog erschienen: Best Highrises 2020/21, Deutsch-Englisch, 152 Seiten, 28,-/34,- EUR, ISBN 978-3-86859-644-1

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