Energiewende vs.indigene Rechte
Beatrix Flagner hat das Gefühl, beim Konzept der Nachhaltigkeit gibt es immer einen Haken.
Text: Flagner, Beatrix, Berlin
Energiewende vs.indigene Rechte
Beatrix Flagner hat das Gefühl, beim Konzept der Nachhaltigkeit gibt es immer einen Haken.
Text: Flagner, Beatrix, Berlin
Schon in der letzten Kolumne an dieser Stelle war sie Thema: die dringend erforderliche Energiegewinnung aus erneuerbaren und nachhaltigen Quellen. In der Stadt ist das gar nicht mal so einfach umzusetzen, wie die humorvolle Vorstellung meines Kollegen über ein einzelnes Windrad auf dem Tempelhofer Feld in Berlin zeigte. Auf dem Land leider auch nicht: Natur- und Artenschutz sowie ein verändertes Landschaftsbild führen dazu, dass sich viele Gemeinden immer häufiger gegen die Aufstellung von Windrädern aussprechen. Selbst in verlassenen, dünn besiedelten Landstrichen, drohen Konflikte wie bespielweise in Lappland, der größten zusammenhängenden Wildnis Europas. Die Bevölkerungsdichte liegt bei gerade einmal zwei Einwohnern pro Quadratkilometer. Hier, im Norden Schwedens, entsteht derzeit Europas größter Landwindpark, errichtet vom deutschen Hersteller für Windkraftanlagen Enercon. Der Park mit seinen 450 Quadratkilometern entspricht ungefähr der Fläche von Köln. Wenn 2026 die geplanten 800 Windräder stehen, wird dort so viel Energie generiert werden, wie hierzulande zweieinhalb Atomkraftwerke schaffen. Allerdings befindet sich die Anlage auf dem Weideland des einzigen, offiziell anerkannten indigenen Volks in Europa, den Samen. Sie haben indigene Landrechte und dürfen zum Beispiel ihre Rentiere auf bestimmten Gebieten weiden lassen, auch wenn sie das Land nicht besitzen. Im Falle des Mega-Windparks „Markbygdens“ steht einer Sami-Gemeinde genau dieses Recht für das besagte Gelände zu.
Wenn man erneuerbare Energie als nachhaltig definiert, stellt sich die Frage, was Nachhaltigkeit bedeutet. Kann von ihr gesprochen werden, wenn indigene Rechte beschnitten werden und eine Minderheit um ihren Lebensraum beraubt wird? Ist das grüner Kolonialismus? In Norwegen wurde im vergangenen Herbst geurteilt, dass zwei Windparks in der Nähe von Trondheim die kulturellen Rechte der Sami einschränken. Das Gericht bezog sich auf einen UN-Zivilpakt, der besagt, dass Minderheiten das Recht haben, „eigenes kulturelles Leben zu pflegen“.
Wenn man erneuerbare Energie als nachhaltig definiert, stellt sich die Frage, was Nachhaltigkeit bedeutet. Kann von ihr gesprochen werden, wenn indigene Rechte beschnitten werden und eine Minderheit um ihren Lebensraum beraubt wird? Ist das grüner Kolonialismus? In Norwegen wurde im vergangenen Herbst geurteilt, dass zwei Windparks in der Nähe von Trondheim die kulturellen Rechte der Sami einschränken. Das Gericht bezog sich auf einen UN-Zivilpakt, der besagt, dass Minderheiten das Recht haben, „eigenes kulturelles Leben zu pflegen“.
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