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Generationengerechtes Bauen

Boris Schade-Bünsow setzt auf lebensverlängernde Maßnahmen für gebaute Architektur

Text: Schade-Bünsow, Boris, Berlin

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Boris Schade-Bünsow setzt auf lebensverlängernde Maßnahmen für gebaute Architektur


Generationengerechtes Bauen

Boris Schade-Bünsow setzt auf lebensverlängernde Maßnahmen für gebaute Architektur

Text: Schade-Bünsow, Boris, Berlin

Vor gut 50 Jahren wurde die Neue Nationalgalerie in Berlin eröffnet. Ludwig Mies van der Rohe erschuf ein Bauwerk mit einer architektonischen, städtebaulichen und gesellschaftlichen Bedeutung, die mit den Jahrzehnten wuchs. Wir berichten in diesem Heft ausführlich über die aktuelle Sanierung durch David Chipperfield Architekten. Aus damaliger Sicht spielte der Lebenszyklus für dieses Bauwerk keine Rolle. Heute können wir uns überhaupt nicht mehr vorstellen, dass die Lebensdauer dieser Neuen Nationalgalerie jemals endet. Das gilt auch für die Philharmonie von Scharoun, das Olympiastadion in München von Behnisch und die Pyramiden in Gizeh von Hemiunu und Senedjemib Inti. Die Reihe ließe sich beliebig fortsetzen – leider jedoch nicht für alle Projekte, die wir heute zu Bauwerken werden lassen.
Für Gebautes gilt heute die allgemeine Übereinkunft, ein Lebenszyklus von 50 Jahren sei eine angemessene Zeitspanne. Bei Kultur- und Infrastrukturbauten sind wir großzügiger: 100 Jahre sind für Bahnhöfe, Flughäfen und Museen okay. Dabei kann man sich eine Spanne von 50 Jahren kaum noch vorstellen, 100 Jahre erscheinen wie eine Ewigkeit. In diesem Zeitraum wur­de Deutschland geteilt und wiedervereinigt. Jeffry Ross Hyman aka Joey Ramone, John Lennon und Prince kamen und gingen. Andy Warhol, David Bowie und Jane Jacobs interpretierten die Welt neu. Ewigkeiten her. Deswegen sollten wir unseren Zeithorizont für Gebautes erweitern und die Einheit Jahre durch Genera­tionen ersetzen. Die Maßgröße stimmt bereits, die Fünf bleibt. Fünf Generationen soll der Lebenszyklus sein, das ist ein menschlicher Maßstab, den wir gut überblicken. Aus meiner Perspektive, Jahrgang 1964, bin ich das selbst, meine Eltern und meine Kinder. Meine Groß­eltern kannte ich, meine Enkelkinder kann ich mir gut vorstellen. Dazu könnte ich mir gut ein Haus vorstellen, das für diese fünf Generationen präsent ist, weil sie vielleicht dort wohnen oder – das ist wahrscheinlicher – weil sie ein solches Haus kennen. Fünf Generationen entsprechen 150 Jahren. Das sollte unser Maßstab sein.

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