Bauwelt

Kein Stress, neue Risiken

Sebastian Redecke macht sich neue Gedanken zu BER, SXF und TXL.

Text: Redecke, Sebastian, Berlin

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Sebastian Redecke macht sich neue Gedanken zu BER, SXF und TXL.


Kein Stress, neue Risiken

Sebastian Redecke macht sich neue Gedanken zu BER, SXF und TXL.

Text: Redecke, Sebastian, Berlin

Der Druck auf den neuen Berliner Flughafen BER in Schönefeld war in den letzten Jahren gewaltig: zu teuer, zu klein geplant, zu schlecht verkabelt und zu spät fertig. Ein Skandal mit vielen Facetten, vor allem mit einem beträchtlichen Ausmaß an Pfusch. Engelbert Lütke Daldrup, der wohl solideste Flughafenchef in der Reihe der bisherigen Flughafenchefs, musste nachsteuern und einen weiteren Terminal für die Billigflieger irgendwie im Schnellbau hinzuplanen und umsetzen, damit nach der Eröffnung kein Chaos herrscht. Eigentlich war die Kapazität mit dem zusätzlichen Terminal 1-E am Pier Nord noch immer nicht ausreichend. Doch nun erleben wir eine sonderbare Wendung, man kann auch sagen Fügung. Rechtzeitig zur um acht Jahre verspäteten Eröffnung am 31. Oktober (Lütke Daldrup hat seit April stolz die Nutzungsfreigabe vom zuständigen Bauordnungsamt des brandenbur­gischen Landkreises Dahme-Spreewald in der Tasche) wird kaum geflogen. Zurzeit gibt es auf beiden Berliner Flughäfen nur einen Bruchteil der sonst 100.000 Fluggäste am Tag. Nun plötzlich kann der Flughafen Tegel ohne Sorgen und großes Aufsehen schon früher – offiziell erst mal auf Zeit− stillgelegt werden, da der alte Flughafen in Schönefeld die stattfindenden Flüge problemlos aufnehmen kann. Alle Schwierigkeiten rund um die Eröffnung des neuen Flughafens BER scheinen sich von allein aufzulösen. Damit hat in der Hauptstadt niemand gerechnet. Wann dann wieder in einem größeren Umfang geflogen wird, der Wahnsinn mit der auf Wachstum getrimmten Urlaubsfliegerei weitergeht, und BER seine volle Auslastung erreichen wird, ist völlig offen. Im Oktober nimmt er erst einmal ohne jeden Stress seinen Betrieb auf, soweit die acht Jahre nicht genutzte zentrale Gepäckförderanlage trotz aller Tests wirklich mitmacht. Dass nun gerade eine Pandemie für diese Entspannung sorgt, ist skurril. Sie markiert den Schlusspunkt der katastrophalen Planungs- und Baugeschichte des Hauptstadtflughafens, für die immer noch nicht die Schuldigen ausfindig gemacht worden sind. Aber die Pandemie wird auf einer anderen, bisher öffentlich nicht bekannten Seite für den Flughafenchef gefährlich: Die Schulden steigen steil nach oben und reißen die Flughafengesellschaft steil nach unten.

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