Zahlen und Fragen
Ulrich Brinkmann wünscht sich fürs neue Jahr nicht nur mehr neue Wohnungen, sondern auch eine Diskussion über deren Beitrag zur Stadt und Baukultur.
Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin
Zahlen und Fragen
Ulrich Brinkmann wünscht sich fürs neue Jahr nicht nur mehr neue Wohnungen, sondern auch eine Diskussion über deren Beitrag zur Stadt und Baukultur.
Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin
Alarmglocken gehören zum Alltag. Irgendwo schrillt immer eine, warnt vor diesem oder jenem; die Krisen jagen einander atemlos. Nicht nur Bauschaffende aber werden zum Anfang des neuen Jahres – das Echo der Sylvesternacht hallte noch durch den Blätterwald – zusammengezuckt sein, als IG Bau, BDB, Caritas, DGfM und Mieterbund ihr Warnsignal schrillen ließen: „Alarm, Alarm, der Zusammenbruch der Wohnungsmärkte droht!“ Hintergrund der Pressemitteilung vom 12. Januar ist die Studie „Bauen und Wohnen in der Krise“, erarbeitet vom Pestel-Institut Hannover und von der schleswig-holsteinischen „ARGE für zeitgemäßes Bauen“.
Die Situation ist schnell skizziert: Rekord-Zuwanderung auf der einen bei gleichzeitig drastischem Unterschreiten der Neubauziele auf der anderen Seite (2022 wurden deutschlandweit nur 20.000 statt der politisch avisierten 100.000 Sozialwohnungen gebaut) ergeben den größten Wohnungsmangel seit Jahrzehnten – und dieser dürfte sich angesichts steigender Baupreise, steigender Zinsen und immer schärferer Energieeinsparstandards in den nächsten Jahren auch kaum entspannen. Die Forderung der Verbände und Institutionen nach einem Sondervermögen „Soziales Wohnen“ von 50 Milliarden Euro bis 2025 wirkt da nur auf den ersten Blick wie eine nächste Scholzʼsche Bazooka.
Was bei all den Zahlen aber fehlt, sind mindestens drei Aspekte: Welche Qualitäten sollen die Wohnungen und Häuser eigentlich haben, die da gebaut werden, außer x Quadratmetern zu y Euro zu enthalten? Wo sollen sie entstehen? Und wie wird der Raum zwischen ihnen und den vorhandenen Stadtgebieten beschaffen sein? Der (Groß-)Siedlungsbau der 1950er bis 70er Jahre nötigt inzwischen allein aufgrund der schieren Masse des damals Gebauten wieder Respekt ab, nicht vergessen aber sei, dass es bei Projekten wie dem Märkischen Viertel oder der High-Deck-Siedlung auch um räumliche Konzepte ging, um Fragen der Architektur. Es wäre der richtige Zeitpunkt, um den sozialen Wohnungsbau endlich wieder größer zu denken – mindestens als Teil der „Stadt von morgen“.
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