Haus mit Eigenschaften
Das Palais Holler am Kurfürstendamm
Text: Hotze, Benedikt, Berlin
Haus mit Eigenschaften
Das Palais Holler am Kurfürstendamm
Text: Hotze, Benedikt, Berlin
Seitdem mit Bauen wieder Rendite gemacht wird, fallen allenthalben die Häuser der Nachkriegszeit. Einfach, weil man es kann. Am Berliner Kurfürstendamm 170 hatten die damals renommierten Architekten Sobotka und Müller im Jahr 1964 ein Geschäftshaus von „augenscheinlicher Eigenschaftslosigkeit“ errichtet (Zitate aus dem besprochenen Band). Darin: ein Orient-Teppichladen, der gefühlt immer Räumungsverkauf hatte, und ein Promi-Fotostudio, wo schon ein einfaches Passfoto dreistellig zu honorieren war.
Typisch Berlin: Armselig- und Großkotzigkeit in einer Immobilie vereint. Das ist nun Geschichte, denn die Freunde der Schönheit haben den Bestand mit seiner darin gespeicherten grauen Energie vernichtet, um einen opulenten Neubau mit einem „sanft luxurierenden Vestibül“ zu modellieren. Angesichts des „Chaos“ des Berliner Stadtbildes“ glaubt der Architekt Tobias Nöfer treuherzig, „dass man etwas tun kann“.
Das Buch ist Teil der Marketingstrategie, um diesen fragwürdigen Abriss- und Neubau-Akt zu legitimieren. Die üblichen Verdächtigen, die hier als Verleger, Schauspieler, Plein-Air-Maler oder Schriftsteller unterwegs sind, singen in verteilten Rollen das Loblied ihres Meisters.
Diesem empfehlen wir allerdings den Besuch des Bayer-Hauses von 1951/52 ein paar Hausnummern weiter, in dem Hans Kollhoff lange sein Büro betrieben hat. Dort lässt sich ein wahrhaft luxurierendes Vestibül besichtigen. Aber halt: Das Bayer-Haus ist ja schon alt, das müsste also eigentlich weg.
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