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Großformat-Panoramen von Klaus Kinold in München
Text: Paul, Jochen, München
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Großformat-Panoramen von Klaus Kinold in München
Text: Paul, Jochen, München
Klaus Kinold in der Architekturgalerie München: In Kooperation mit der Galerie der Moderne – Stefan Vogdt wird ein Portfolio von 30 großformatigen Schwarz-Weiß-Panorama-Aufnahmen präsentiert.
Klaus Kinold in München zum Dritten: Nach der großen Werkschau zu seinem 70. Geburtstag (Bauwelt 13.09) und „Der sakrale Raum der Moderne“ in der Galerie der DG in diesem Sommer ist der 1939 in Essen geborene Wahlmünchner nun in der Architekturgalerie zu sehen. In Kooperation mit der Galerie der Moderne – Stefan Vogdt wird ein Portfolio von 30 großformatigen Schwarz-Weiß-Panorama-Aufnahmen präsentiert.
Sie zeigen den ausgebildeten Architekten (Klaus Kinold studierte bei Egon Eiermann an der TH Karlsruhe) und fotografischen Autodidakten von seiner weniger bekannten Seite als Stadt- und Landschaftsfotografen. Kinold bleibt auch bei diesen überwiegend freien Arbeiten seinem Leitsatz, Architektur zu „zeigen, wie sie ist“, ebenso treu wie seinen übrigen Grundprinzipien: natürliches und möglichst diffuses, „die Grauwerte fein ziselierendes“ Licht (Kurator Hans-Michael Koetzle anlässlich der Vernissage), keine dramatischen Standpunkte und Kameraperspektiven und vor allem keine digitale Nachbearbeitung der analogen Aufnahmen. Stattdessen schnörkellos-sachliche Bestandsaufnahme; die Architektur – in diesem Fall die Landschaft – vor der Kamera ist wichtiger als der Fotograf dahinter.
Damit stellt sich auch Kinolds Landschaftsfotografie ganz in die Tradition seiner erklärten Vorbilder Albert Renger-Patzsch, Hugo Schmölz und Werner Mantz, die sich diese Forderungen in den 1920er und 30er Jahren zum Programm gemacht hatten. So zeigt „New York, 1981“ die Ziegelfassade eines geschlossenen Lagerhauses in der Nachmittagssonne, im Vordergrund ein Parkplatz ohne Autos. Dass auf seinen Motiven höchst selten Menschen auftauchen, versteht sich von selbst. Wohl aber ihre Hinterlassenschaften: Auf „Fuerteventura, 1982“ ist eine ebenso karge wie ausladende Felslandschaft zu sehen, im Hintergrund ein Gebirgszug, dessen zwei höchste Erhebungen – und hier gestattet sich der Fotograf eine bei Auftragsarbeiten schwer vorstellbare Ironie – von einem verwitterten, leicht aus der Bildmitte gerückten Fußballtor gerahmt werden.
Auf einigen Aufnahmen finden sich unerwartete Anklänge an Herbert Lists Ästhetik einer „Fotografia metafisica“, etwa die dramatische Lichtführung bei den Giebelfiguren des Aphaia-Tempels in der Münchner Glyptothek oder die als Hochformat aufgenommene Treppe der Alten Pinakothek (beide 1981). Gemeinsam aber ist allen Panoramen eine Art zeitlose Kontinuität: Die Motive geben nur selten einen Hinweis darauf, ob die Aufnahme aus den 80er, den 90er oder den „Nuller“-Jahren stammt. Bei jemandem, der von sich sagt, dass er seine erste Auftragsarbeit für Egon Eiermann (Olivetti Deutschland, 1968–1972) „heute nicht anders fotografieren“ würde als damals, ist das wahrscheinlich auch nicht anders zu erwarten.
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