Agieren im Dreiländereck
IBA Basel auf Profilsuche
Text: Escher, Gudrun, Xanten
Agieren im Dreiländereck
IBA Basel auf Profilsuche
Text: Escher, Gudrun, Xanten
Im Dreiländereck zwischen Schweiz, Frankreich und Deutschland leben und arbeiten über 800.000 Menschen, viele überqueren täglich die Grenze zum Nachbarland. Das Motto der für dieses Gebiet im Jahr 2010 ausgerufenen IBA Basel lautet denn auch „Gemeinsam über Grenzen wachsen“.
Ein Jahr nach der Staffelübernahme von der IBA See in der Lausitz (Bauwelt 17–18.2010), die den Grenzsprung nach Polen wagte, nimmt diese erste IBA mit Sitz außerhalb Deutschlands Konturen an. Über einhundert Vorschläge aus den drei Ländern sind seit dem Projektaufruf im Frühjahr 2011 eingegangen, 44 wurden inzwischen ausgewählt und Anfang November in einer alten Güterhalle in der Nähe des Badischen Bahnhofs in Basel mit Bürgern, Projektbeteiligten und internationalen Experten diskutiert.
Nun werden die Anregungen eingearbeitet, damit der Lenkungsausschuss im Januar 2012 Entscheidungen treffen kann. Für ihn gilt es herauszufiltern, welche Projekte weiter verfolgt werden, was gebündelt werden kann, welche Themen sich als essentiell herauskristallisieren. Das ist in mehrfacher Hinsicht schwieriger als bei früheren IBAs. Erstens macht es die trinationale Ausrichtung erforderlich, dass sich die Organisatoren mit drei unterschiedlichen Planungskulturen und Verwaltungsstrukturen zwischen Zentralismus und Bürgerpartizipation auseinandersetzen müssen, um Projekte auf den Weg bringen zu können. Zweitens ist dies die erste IBA, die keine Lösungen für eine Mangelsituation sucht. Im Gegenteil: Das Länderdreieck zwischen Basel, Freiburg und Mulhouse ist eine der reichsten Regionen Europas, reich an landschaftlicher Schönheit, reich an fruchtbaren, sonnenverwöhnten Böden, reich an Technologie und Industrie auf Weltniveau, an Geschichte und Kultur. Was soll eine IBA, die ohne eigene Finanzmittel dasteht, hier bewirken, was nicht auch ohne IBA möglich wäre? Eine IBA, so war auf dem Forum zu hören, biete eine Ausnahmesituation, in der lange Vorgedachtes neuen Schwung erhält, IBA ist ein Qualitätssiegel, das Türen öffnen hilft. So gibt es eine ganze Reihe von Vorschlägen mit regionalen Bezügen: die länderübergreifende Erschließung beider Rheinufer für Fuß- und Radwege von Rheinfelden bis Huningue, die landschaftliche Qualifizierung der Flusstäler von Wiese und Birs, die grenzüberschreitende Ausdehnung des öffentlichen Nahverkehrs.
Für alle Projekte ist die Abstimmung von Kompetenzen, sind neue Allianzen erforderlich. Governance ist vielleicht die größte Herausforderung dieser IBA, um jenen Vorbildcharakter zu bekommen wie ihn die IBA Emscherpark mit der Entdeckung der Industriekultur oder die IBA See mit der Entdeckung neuer Landschaften hatten.
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