Aufstiegsvariationen
Treppenfotos im Architekturmuseum der TU Berlin
Text: Schultz, Brigitte, Berlin
Aufstiegsvariationen
Treppenfotos im Architekturmuseum der TU Berlin
Text: Schultz, Brigitte, Berlin
Repräsentativ oder rustikal, verspielt oder sachlich, entworfen für langsames Schreiten oder schnellstmöglichen Aufstieg: Treppen sind so variantenreich wie die Gebäude, deren Herzstück oder Rückgrat sie bilden.
Nicht selten hat der Architekt viel Gedankenschmalz in die Treppe investiert, damit das, was das Auge erfreut, den Benutzer nicht schmerzt – und der Steigende, ohne zu stolpern oder außer Atem zu geraten, Geometrie und Perspektive bewundern kann.
Die geometrische Wiederholung macht Treppen von jeher zu einem beliebten Motiv für Fotografen. Einige besonders schöne Beispiele präsentiert das Architekturmuseum der TU Berlin in seiner Ausstellung „Treppauf, treppab“. Die Kuratorinnen haben aus den circa 700 Treppen-Fotos der Sammlung 60 Aufnahmen aus drei Jahrhunderten ausgewählt – und sich gegen die chronologische Hängung entschieden. Damit entgehen sie der Gefahr einen „Katalog“ anzubieten, den der Besucher unweigerlich nach Leerstellen absuchen würde. Vielmehr betont der Rundgang die eigene Dramaturgie einer Treppe: Mit dem Fotografen steigt der Betrachter vom Fuß der Treppe über Zwischenpodeste immer höher, bis sich ihm der „klassische“ Blick hinab in das Treppenauge bietet.
Entlang der Stationen des Rundgangs reiht sich Gerichtsgebäude an Wohnhaus, Schule an Konzerthaus, Senatorenpalast an Strafanstalt; neben anonymen Aufnahmen finden sich Werke von bekannten Fotografen wie Hermann Rückwardt, Hugo Schmölz oder den Gebrüdern Alinari. Entstanden ist eine ebenso kurzweilige wie aufschlussreiche Schau architektonischer Variationen. Sie zeigt: Eine schöne Treppe wird durch einen guten Fotografen erst geadelt. Und spätestens mit dem Treppenhaus der Villa Steinert von Poelzig, in dem Bilder an den Wänden hängen, wird klar – eine Treppe ist sich selbst Dekoration genug.
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