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BIG verströmt Optimismus im Stuttgarter Wechselraum

Sag ja!

Text: Kaps, Vera, Stuttgart

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Visualisierung: BIG

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BIG verströmt Optimismus im Stuttgarter Wechselraum

Sag ja!

Text: Kaps, Vera, Stuttgart

Mies van der Rohe sagt „Less is more“; „Less is a bore“ entgegnet Robert Venturi; Philip Johnson hat „I’m a whore“ zu seinem Credo gewählt; mit „...more and more, more is more...“ erkennt Rem Koolhaas die „dreckige Realität“ an. Die letzte Grafik zeigt Bjarke Ingelst: „Yes is more“, weiß eine über ihm schwebende Sprech­blase.
Die Bjarke Ingels Group (BIG) reit sich in eine selbsterdachte architektonische Evolutionstheorie ein: Mies van der Rohe sagt „Less is more“ und begründet den Minimalismus; „Less is a bore“ entgegnet Robert Venturi; Philip Johnson, der sich stets dem Zeitgeist unterwirft, hat „I’m a whore“ zu seinem Credo gewählt; mit „...more and more, more is more...“ erkennt Rem Koolhaas die „dreckige Realität“ an; Barack Obamas „Yes we can!“ soll (Politik-)Verdrossene animieren. Die letzte Grafik zeigt Bjarke Ingels, die Füße auf seinem übervollen Schreibtisch abgelegt: „Yes is more“, weiß eine über ihm schwebende Sprech­blase. Der BIG-Chef proklamiert den Positivismus oder, wie man hier lesen kann, den „pragmatischen Utopismus“.
BIG wäre nicht BIG, würde sich das Büro konventionell mit Texten, Zeichnungen und Visualisierungen präsentieren. Die Grundlage der Wanderausstellung, die zurzeit im Stuttgarter Wechselraum Station macht, bildet die 400 Seiten starke Büromonografie, die als Architekturcomic konzipiert ist. Jedes Projekt wird von einem Protagonisten „erzählt“. So erläutert die Kleine Meerjungfrau den dänischen Expopavillon in Shanghai (Bauwelt 23), ein fiktiver Bewohner des Kopenhagener VM-House (Bauwelt 26.08) sieht sich auf seinem spitzwinkligen Balkon als Jack und Rose an der Reling der Titanic stehen, und Bjarke Ingels selbst spricht im Büro in Kopenhagen zum Betrachter. Er erklärt, dass der Entwurf des People’s Building in Shanghai ursprünglich ein verlorener Wettbewerb für ein schwedisches Konferenzzentrum war. Als einige Jahre später ein chinesischer Geschäftsmann das Modell bei einem Besuch im Büro sieht, erkennt er darin das chinesische Symbol für das Wort people. Eine Einladung zu einem Beitrag zur „Shanghai Creative Industry Week“ und die Imple­men­tierung verschiedenster Feng-Shui-Elemente später baut BIG in Shanghai. „Found in Translation“ heißt diese Geschichte, entwaffnend ehrlich. Auch ein Video wird in der Ausstellung gezeigt, Ingels erläutert hier das Konzept des Kopenhagener
„8 House“ (Bauwelt 42). Er spricht von Verkaufsflächen im Erdgeschoss, und ein animiertes blaues 3D-Modell saust – „wham!!“ – auf den Tisch. Dann kommt ein rotes (Wohnen) – „whoosh!!“. So geht es weiter bis – „clunk“ – der lilafarbene Block (Dachterrasse) das Gebäude abschließt. Leider fehlen in Stuttgart die vielen Modelle, die in Kopenhagen in der Ausstellung präsentiert wurden. So haftet der Schau etwas von einer – zugegebenermaßen unterhaltsamen – Werbeveranstaltung an. Und mit „yes
is more“ gibt es den passenden Slogan.
Fakten
Architekten BIG – Bjarke Ingels Group, Kopenhagen
aus Bauwelt 43.2010
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