Bauwelt

Battleship Island

Text: Burke-Gaffney, Brian, Nagasaki

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Nina Fischer, Maroan el Sani; © courtesy Galerie EIGEN + ART Leipzig/Berlin/VG Bild-Kunst, Bonn 2010

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Filmstill: „The Rise“ von Nina Fischer & Maroan el Sani

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Filmstill: „The Rise“ von Nina Fischer & Maroan el Sani


Battleship Island

Text: Burke-Gaffney, Brian, Nagasaki

Die Insel Hashima galt in den 1950er Jahren galt das Eiland mit über 5000 Einwohnern als der am dichtesten besiedelte Ort der Welt. 1974 fand das Leben in der ungewöhnli­chen Kleinstadt durch die Aufgabe ihrer Kohlemine ein jähes Ende. Heute ist die Geisterinsel ein Paradies für Materialforscher, die an den fast 100 Jahre alten Häusern die Halt­barkeit von Beton untersuchen. Als spektakuläre Kulisse von Filmen und Mangas wird ihr Bild in die nachfolgende Generation weitergetragen.
Die kleine Insel Hashima liegt im Ostchinesischen Meer, rund 15 Kilometer vor der japanischen Stadt Nagasaki. Die übrigen 505 unbewohnten Inseln vor der Küste der Präfektur Naga­saki sind von Wald bedeckt, Hashima hingegen ist eine kahle Masse aus Felsen und Beton. Hochhausruinen ragen empor, eingefasst von einer Ufermauer, die an einen Schiffsrumpf erinnert. Aus der Ferne betrachtet könnte man Hashima für die japanische Version der Gefängnisinsel Alcatraz oder für ein längst eingegangenes Glücksspiel-Resort halten. Tatsächlich aber ist Kohle der Schlüssel zum Geheimnis dieser Insel.
Seit seiner Einrichtung im späten 19. Jahrhundert sind im Kohlebergwerk Hashima riesige Mengen an Vollwertkohle gefördert worden. Hashima spielte eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung der modernen japanischen Industrie – bis 1974, als die letzten Einwohner die Insel verließen. Zurück blieben nutzlose Besitztümer und ein paar streunende Katzen, die sich nicht hatten einfangen lassen. Heute bietet Hashima den faszinierenden Anblick einer plötzlich verlassenen und dem Verfall preisgegebenen modernen Stadtlandschaft – und einen ernüchternden Einblick in das Umwelt-Dilemma, vor dem die Menschheit steht.
Der Nabeshima-Clan
Über Jahrhunderte sammelten die Menschen auf Takashima, einer größeren Insel nördlich von Hashima, Kohle aus frei liegenden Schichten und nutzten sie als Brennmaterial im Haushalt. Diese primitivste Methode der Kohlegewinnung war üblich, als sich Japan in den späten 1850er Jahren der Welt öff­nete und Nagasaki als dem Kontinent am nächsten gelegener Hafen an Bedeutung gewann. Großbritannien, die USA und andere Länder waren zu dieser Zeit dabei, ihre mit Segeln ausgerüsteten Tee-Klipper und Kriegsschiffe durch Dampfschiffe zu ersetzen. Die damit einsetzende Kohlenachfrage veranlasste Nabeshima Naomasa, das Oberhaupt des über Takashima herrschenden Nabeshima-Clans, die Produktionskapazitäten auf Takashima auszubauen. Er wandte sich an den schotti­schen Kaufmann Thomas B. Glover (1838–1911) mit der Bitte um Unterstützung. Dieser importierte moderne Bergbauausrüstung aus Großbritannien und heuerte britische Ingenieure an, die einen vertikalen Grubenschacht auf der Insel bohren sollten. Im April 1869 stießen die Männer in etwa 40 Meter Tiefe auf einen Kohlenflöz – damit nahm Japans erste moderne Kohlenzeche die Förderung auf.
Der Erfolg des Kohlebergwerks von Takashima ließ die Kohle zu einem Stüzpfeiler der Wirtschaft von Nagasaki werden und löste einen Run auf die Erschließung weiterer Zechen auf nahegelegenen Inseln aus. Zu ihnen gehörte die kahle Felsmasse Hashima, die „Grenzinsel“. 1887 ließ der Nabeshima-Clan auf Hashima eine Schachtanlage errichten. Die ersten Einwohner der Insel waren Arbeiter, die in roh gezimmerten Holzbaracken hausten. Drei Jahre später kaufte die Firma Mitsubishi die Insel mit dem gesamten Inventar. Die damals bereits weltbekannte Firma, die 1873 als Schifffahrtsunternehmen begonnen hatte, kaufte zu dieser Zeit im gesamten Land Bergwerke und Fabriken auf.
Die Insel wächst
In den folgenden Jahren erlebte Japan einen rasanten wirtschaftlichen Aufstieg und festigte seine militärische Macht durch die Siege im Chinesisch-Japanischen (1894/95) und Russisch-Japanischen Krieg (1904/05). Mitsubishi trieb 1895 auf Hashima einen 200 Meter tiefen Vertikalschacht in die Erde und 1898 einen weiteren, um die reichen Kohleadern unter dem Meeresboden auszubeuten, von deren Existenz man wusste. Dank des Abraums aus den Grabungen ließen sich eine Reihe von Aufschüttungen vornehmen und damit weitere Flächen für Industrieanlagen und Arbeiterbaracken gewinnen. Eine hohe Ufermauer aus Steinen wurde um die gesamte Insel errichtet und später mit Beton verstärkt, um starke Wellen und Stürme abzuhalten. Als diese Arbeiten 1907 abgeschlossen waren, umfasste die Insel ungefähr 6,3 Hektar – eine Fläche von ungefähr zwölf Fußballfeldern. Die Kaimauer gab der Insel das Aussehen eines auf den Wellen schwimmen­den Schlachtschiffs – wegen dieses verblüffenden Anblicks taufte ein Zeitungsreporter die Insel auf den Namen Gunkanjima, die „Schlachtschiffinsel“.
Hashima produzierte pro Jahr rund 150.000 Tonnen Kohle, und die Bevölkerung war auf ungefähr 3000 Menschen angestiegen, als Mitsubishi 1916 einen Wohnblock aus Stahlbeton errichten ließ, der Taifunen trotzen und dem Wohnungsmangel abhelfen sollte. Diese Anlage war Japans erster Betonbau von nennenswerter Größe und der Vorreiter einer neuen Ära der japanischen Architekturgeschichte. Der quadratische Sechsgeschosser mit Innenhof stand am südlichen Rand der Insel und bot den Bergarbeitern und ihren Familien eigene, wenn auch sehr beengte Wohnungen. Sie umfassten gerade einmal ein Zimmer von der Größe von sechs Tatami-Matten (9,9 Quadratmeter) mit Fenster, Tür und kleinem Vorzimmer und erinnerten insofern eher an eine Zelle als an eine Wohnung; sie stellten aber dennoch eine erhebliche Verbesserung gegenüber den vorherigen Wohnverhältnissen dar. Bad, Küche und Toiletten teilten sich die Bewohner. Zwei Jahre später wurde ein zweiter, noch größerer Wohnblock aus Stahlbeton auf dem abschüssigen Felsen in der Mitte der Insel errichtet. Das seinerzeit höchste Gebäude Japans hatte einen E-förmigen Grundriss und besaß zum Meer hin neun und zum Felsen hin drei Geschosse.
Immer mehr Wohnhochhäuser aus Beton kamen hinzu, bis sich mehr als dreißig auf der kleinen Insel drängten. Selbst in den Jahren vor und während des Zweiten Weltkriegs, als im übrigen Japan nicht ein einziges Stahlbetongebäude errichtet wurde, ging der Bau von Wohnblocks auf Hashima weiter, weil die kriegsbedingte Nachfrage nach Kohle mehr und mehr anstieg.
1941 erreichte die Kohleförderung auf Hashima den Spitzenwert von 410.000 Tonnen. Diese Leistung war allerdings das Ergebnis unmenschlichen Leidens: Während die jungen Japaner auf die Schlachtfelder in China, Südostasien und im Pazifik geschickt wurden, schaffte das japanische Regime große Mengen koreanischer und chinesischer Zwangsarbeiter ins Land, darunter auch nach Hashima, die in den Fabriken und Bergwerken unter miserablen Bedingungen schufteten. Bis zum August 1945, als die von den USA auf Nagasaki abgeworfene Atombombe die Fenster in den Wohnblocks auf Hashima erschütterte und Japan schließlich vor den Alliierten kapitulierte, waren ungefähr 1300 ausländische Zwangsarbeiter auf der Insel gestorben, manche bei Unfällen unter Tage, andere an Krankheiten, Erschöpfung und Unterernährung; viele andere ertranken bei Fluchtversuchen.
Das Ende des Zweiten Weltkriegs brachte radikale Veränderungen für Hashima. Die geförderte Kohle diente nun nicht mehr als Brennstoff für Kriegsschiffe und für die Produktion von Granaten, sondern zivilen Zwecken, in erster Linie als Energielieferant beim Wiederaufbau des Landes. Die Einwohnerzahl auf Hashima erreichte 1959 mit 5259 Menschen ihren Spitzenwert, genau zu dem Zeitpunkt, als die japanische Industriegesellschaft in ein goldenes Zeitalter des Wachstums und Wohlstands eintrat. Die Wohnblocks und der Felsen im Inneren der Insel machten rund 60 Prozent der Gesamtfläche von 6,3 Hektar aus, die restlichen 40 Prozent waren von Industrieanlagen besetzt. Die Bevölkerungsdichte betrug, bezogen auf die gesamte Insel, 835 Menschen pro Hektar. In den Wohnbereichen betrug der Wert sogar 1391 Menschen pro Hektar, was angeblich die höchste Bevölkerungsdichte darstellt, die jemals irgendwo auf der Welt gezählt wurde. Selbst Warabi, die Schlafstadt nördlich von Tokio, heute der am dichtesten besiedelte Raum Japans, bringt es „nur“ auf ungefähr 140 Menschen pro Hektar.
Zwei Telefone, fünftausend Menschen
Hashima bot alle Einrichtungen und Dienstleistungen, die für die Existenz dieser aus allen Nähten platzenden Gemeinschaft erforderlich waren. Im Schatten der Wohnblocks drängten sich eine Grundschule, eine Oberschule, ein Spielplatz, eine Sporthalle, ein Meerwasser-Schwimmbad, ein Flippersalon, ein Kino, Kneipen, Restaurants, Ladengeschäfte, ein Krankenhaus, öffentliche Bäder, Frisiersalons, ein buddhistischer Tempel, ein Shinto-Schrein und sogar ein Bordell. Auf der gesamten Insel gab es nur zwei Telefone, eines im Postamt, das andere in einem kleinen Laden. Für Ferngespräche nutzten die Einwohner das Telefon in der Post, wollte man von auswärts jemanden auf der Insel erreichen, rief man in der Regel im Laden an und wartete, bis die entsprechende Person ans Telefon geholt wurde.
Im Labyrinth der Korridore und Treppenhäuser herrschte womöglich Gleichheit, aber in der Zuweisung der Wohnungen spiegelte sich eine rigide Klassenhierarchie wider. Unverheiratete Bergarbeiter und die Angestellten von Vertragsunternehmen hausten in den alten Einzimmerwohnungen, während den Familien verheirateter Beschäftigter bei Mitsubishi eine Wohnung mit zwei Räumen zu sechs Tatami-Matten (9,9 m2) ohne eigene Küche, eigenes Bad und eigene Toilette zustand. Leitende Angestellte und Lehrer genossen den Luxus einer Zweizimmerwohnung mit Küche und WC. Der Leiter der Mitsubishi Hashima Colliery bewohnte das einzige private, aus Holz errichtete Wohnhaus auf der Insel. Es thronte auf dem Gipfel des Felsens von Hashima.
Mitsubishi gehörte die gesamte Insel mit allem Inventar. Der Konzern agierte als ein wohlwollender Diktator, der einen sicheren Arbeitsplatz, kostenlos Unterkunft, Strom, Wasser und medizinische Versorgung gewährte. Im Gegenzug dazu forderte er von den Einwohnern eine bedingungslose Loyalität und Mitarbeit. Die Bewohner Hashimas wechselten sich in der Säuberung und Wartung der öffentlichen Einrichtungen ab und organisierten selbst die öffentliche Ordnung. Alle lebten unter den Fittichen „der Gesellschaft“ und dienten gemeinsam einem Ziel: der Förderung und Verladung von Kohle.
Doch so friedlich und wohlhabend die Gemeinde auf Hashima auch war, es gab zwei entscheidende Probleme: die Unmöglichkeit der Selbstversorgung und den Wandel des Energiebedarfs. Trotz ihrer reichen Kohlevorkommen war die Insel in Bezug auf Nahrungsmittel, Kleidung und alle anderen Dinge des täglichen Bedarfs vollkommen auf die Versorgung von außen angewiesen. Da es in Hashima keinen Ackerboden und kaum Vegetation gab, mussten Getreide, Obst, Gemüse und Fleisch per Schiff zur Insel gebracht werden. Die Lebensmittel wurden dann an Ständen in der Nähe der Wohnblocks ver­kauft. Ursprünglich musste sogar das Trinkwasser herangeschafft werden; erst 1957 wurden Röhren auf dem Meeresboden verlegt, die die Insel mit Reservoirs auf Kyushu verbanden. Jeder Sturm, der die Schifffahrt länger als einen Tag unterbrach, sorgte auf Hashima für Furcht und Mangel.
Solange die Nachfrage nach Kohle anhielt und diese sich leicht fördern ließ, genossen die Bewohner ein komfortables, wenn auch beengtes Leben. Aber in den späten 1960er Jahren änderte sich die Lage, als Japans Wirtschaft neue Höhen erklomm und das Erdöl die Kohle als Grundpfeiler der nationalen Energieversorgung ersetzte. Überall im Land wurden nun Kohlezechen geschlossen. Mitsubishi verringerte nach und nach die Zahl der Arbeitsplätze auf Hashima, bot den Arbeitern Umschulungen an und setzte sie dann in einen anderen Industriebetrieb um. Das Ende kam am 15. Januar 1974, als das Unternehmen eine Abschlussfeier in der Turnhalle der Insel veranstaltete und offiziell die Schließung der Zeche zum 31. März verkündete. Der anschließende Exodus ging in bemerkenswerter Geschwindigkeit vonstatten: Nur drei Wochen später bestieg der letzte Einwohner das Schiff nach Nagasaki. Es war der 20. April 1974.
Zehn Jahre nach dem Ende
Kleine Frühlingswölkchen zogen über den Himmel, als ich 1985 zum ersten Mal Hashima besuchte. Als ich vom Boot auf einen Betonvorsprung sprang, der vielleicht einmal eine Kaianlage getragen hatte, kam es mir vor, als beträte ich ein großes Schiff, das alle seine Passagiere auf der Fahrt durch ein verrufenes Gewässer wie das Bermuda-Dreieck verloren hatte. Zwei Stunden lang ging ich durch die verlassenen Wohnblocks, erkundete die Gassen und Korridore, spähte in Zimmer hinein, schaute mir herumliegende Papierstücke an und versuchte mir, das einstige Leben vorzustellen. Der Verfall war stärker, als ich erwartet hatte. Fast alle Fenster waren entzwei, überall knirschte das Glas unter meinen Füßen. Große Betonverkleidungen waren von den Wänden abgefallen und lagen zerborsten am Boden. Halb verrottete Türen, Fensterläden und Geländer baumelten an ihren Scharnieren und quietschten und klapperten im Wind.
Auf der Insel lagen altmodische elektrische Geräte, Möbel und sonstiger Hausrat herum, den man heute nicht einmal mehr auf Schrottplätzen findet. Es war, als befände man sich in einem ethnologischen Museum der 1960er Jahre. Im Friseurladen lagen immer noch angerostete Scheren auf der Theke, die Überwürfe der Stühle waren zerrissen, und alte Filmplakate hingen an den Wänden. An der Wand des Saals, in dem die Menschen auf das Linienschiff nach Nagasaki gewartet hatten, hingen Fahrplan, Uhr und Kalender, alles im Jahr 1974 zum Stillstand gekommen. Das Krankenhaus der Insel war noch intakt, in der Aufnahme wirkte es, als habe man nur für ein paar Minuten den Raum verlassen. In der Chirurgie hing immer noch eine Parabol-Reflektor-Lampe über dem Operationstisch, bereit für die Behandlung des nächsten Verletzten.
Das Chaos innerhalb der Wohngebäude war bemerkenswert. Die Wohnungen wirkten, als hätte man sie durchwühlt. Im Kino, in der Zechenverwaltung, im Restaurant und in anderen öffentlichen Einrichtungen sah es aus wie nach einem Erdbeben. Im Senpukuji-Tempel hatte ein rücksichtsvoller Besucher ein Plastikseil um den Kopf einer Statue geschlungen, um sie am Umfallen und Zerbrechen zu hindern. Jetzt aber wirkte der meditierende Buddha wie ein bandagierter Soldat in Schockstarre inmitten der Trümmer einer verwüsteten Stadt. Mir fiel es schwer, die ganze Verwüstung den Kräften der Natur zuzuschreiben. War sie das Werk von Vandalismus oder von Geistern, die über diese schreckliche Einsamkeit aufgebracht waren?
Die Taifune, die im Ostchinesischen Meer wüten, haben der Insel wiederholt mit Stürmen und hohen Wellen zugesetzt, Löcher in die Ufermauer gerissen, Fundamente unterspült und Holzbauten und weitere Überreste menschlicher Besiedlung weggespült. Während Hashima unter den Kräften der Natur immer weiter verfällt, ist ein gewisses Medieninteresse an seiner Geschichte erwacht, und die örtliche Behörden suchen nach Möglichkeiten, aus der Anlage eine Touristenattraktion zu machen. Infolge dieser Bemühungen wurde ein Betonweg angelegt, an dem Besucher der Insel anlanden und von dem aus sie die Gebäude aus sicherer Entfernung betrachten können. Die frühere Kohlenzeche wurde auf die Liste der „Erbestätten der modernen Industrie in Kyushu und Yamaguchi“ gesetzt und soll irgendwann einmal eine Weltkulturerbestätte der UNESCO werden.
Doch die wahre Schönheit und Bedeutung von Hashima liegt im Verfall, und alle Veränderungen und Befestigungsarbeiten werden diese Eigenschaft überdecken. Die eng miteinander verbundene Gemeinschaft, die einst Hashima bewohnte, war ein verkleinertes Abbild der japanischen Gesellschaft, denn abgesehen vom vollständigen Mangel an Vegetation und Süßwasser war die Insel eine Miniatur des japanischen Archipels. Während der 84 Jahre, in denen der Mitsubishi-Konzern die Insel nutzte, wurden insgesamt rund 16,5 Millionen Tonnen Kohle gefördert. Die Bergleute trieben tiefe Schächte unter dem Meeresboden vor, die Bauherren nutzten sorgsam jeden kostbaren Quadratmeter der Insel, und die Insulaner unternahmen jede Anstrengung, um ein bequemes und menschenwürdiges Leben zu führen. Aber kaum einer dürfte die Schließung der Zeche in seine Lebensplanung einbezogen oder sich vorgestellt haben, dass seine Wohnung einst verlassen dem Verfall preisgegeben werden würde. So gesehen verkörpert die Geisterinsel Hashima eine eindrucksvolle Warnung. Sie gewährt einen radikalen Blick auf das Resultat von „Entwicklung und Erschließung“, einen Einblick in das Schicksal einer Gemeinschaft, die ohne Not ihre nicht erneuerbaren Ressourcen verschwendet und ein Leben ohne Rücksicht auf die Grundlagen der Nahrungsmittelversorgung führt.

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