Bregenzerwälder Mikro-IBA
Sieben Buswartehäuschen in Krumbach
Text: Kaps, Vera, Stuttgart
Bregenzerwälder Mikro-IBA
Sieben Buswartehäuschen in Krumbach
Text: Kaps, Vera, Stuttgart
Weltbekannte Architekten entwerfen Bushaltestellen für einen 977-Einwohner-Ort im Bregenzerwald. In einer Gegend also, die selbst weltbekannt ist für ihre herausragende Architektur. Diese Marketingaktion fanden wir so skurril, dass sie auf unserer Letzten Seite landete (Bauwelt 46.2013). Inzwischen sind die Krumbacher Wartehäuschen fertig. Unsere Autorin hat sie besucht – und war durchaus angetan.
„Hargozack no amol!“ wird in Zukunft kein Vorarlberger mehr rufen müssen, sollte er in Krumbach den Bus nach Bregenz verpasst haben. Denn in der Bregenzerwälder Gemeinde wartet man an der Bushaltestelle nicht mehr auf den Bus – hier bestaunt man seit diesem Sommer internationale Architektur in Form von „Buswartehüsle“. Auf Einladung des Vereins Kultur Krumbach, der für das Projekt „Bus:Stop Krumbach“ ins Leben gerufen wurde, entwarfen sieben renommierte Architekten aus sieben Ländern je eine Bushaltestelle. Der Kurator der Aktion, Dietmar Steiner, der Direktor des Architekturzentrums Wien, stellte jedem dieser Architekten einen Partner aus der Region zur Seite, der die Entwürfe mit lokalen Handwerkern umsetzte. So kooperierten Alexander Brodsky aus Russland mit Hugo Dworzak, Sou Fujimoto aus Japan mit Bechter Zaffignani Architekten, Antón García-Abril und Débora Mesa aus Spanien mit Dietrich Untertrifaller Architekten, Smiljan Radić aus Chile mit Bernardo Bader, Rintala Eggertsson
Architects aus Norwegen mit Baumschlager Hutter Partners, Wang Shu und Lu Wenyu aus China mit Hermann Kaufmann und De Vylder Vinck Tailieu aus Belgien mit Thomas Mennel. Ihr Kulturgut Architektur wissen sie für ein cleveres Marketing zu nutzen – das beweisen die Vorarlberger erneut mit diesem Projekt, das durch das Vorarlberger Architekturinstitut (vai), das Kunsthaus Bregenz und etwa 150 be-teiligte Sponsorenunternehmen aus der Region unterstützt wurde. Die Arbeit der auswärtigen Architekten wurde mit einem Urlaub im Bregenzerwald honoriert.
Architects aus Norwegen mit Baumschlager Hutter Partners, Wang Shu und Lu Wenyu aus China mit Hermann Kaufmann und De Vylder Vinck Tailieu aus Belgien mit Thomas Mennel. Ihr Kulturgut Architektur wissen sie für ein cleveres Marketing zu nutzen – das beweisen die Vorarlberger erneut mit diesem Projekt, das durch das Vorarlberger Architekturinstitut (vai), das Kunsthaus Bregenz und etwa 150 be-teiligte Sponsorenunternehmen aus der Region unterstützt wurde. Die Arbeit der auswärtigen Architekten wurde mit einem Urlaub im Bregenzerwald honoriert.
Vorarlberg ist weltweit für seine Architektur bekannt. Aus der pragmatischen Umsetzung von visionären Ideen Einzelner ist dort eine breit verankerte Baukultur entstanden, die Traditionsverbundenheit mit Neuem verbindet, auf regionalem Handwerk fußt und sich in Holz als bevorzugtem Baustoff ausdrückt. Vor diesem Hintergrund befassten sich die weit gereisten Entwerfer, nach eigenem Bekunden, mit den Menschen, der Landschaft und der Handwerkstradition der Region, um all das in ihre Entwürfe einfließen zu lassen. Da stapeln sich unbehandelte Eichenbretter wie im Trockenlager eines Tischlers, da karikiert ein Holzturm eine Einfamilienhaussiedlung, da überziehen traditionelle Lärchenschindeln die komplette Fassadenfläche, da rahmt ein konisch zulaufender Raum das Bergpanorama.
Die winzigen Architekturen, eher Skulpturen denn Nutzbauten, fügen sich mal in die Landschaft ein, mal ergänzen, mal interpretieren, mal persiflieren sie sie. Nicht immer erfüllen sie die klassische Funktion eines Wartehäuschens. So die Installation von Sou Fujimoto: In engen Abständen drängen sich acht Meter hohe, weiße Stahlstangen wie Bäume im Wald. Auf schmalen Holzstufen kann der Wartende ihre Krone erklimmen, um von dort weit ins Tal zu blicken. Und wenn es regnet?
Dann läuft man besser weiter nach Unterkrumbach Süd, wo ein schützendes Dach Zuflucht bietet. Das mutet an wie ein zackiger Berggipfel, nachgebildet aus gefalteten Stahlplatten, darunter ein einfacher Holzklotz als Sitzgelegenheit. „April“ haben De Vylder Vinck Tailieu ihr Häuschen betitelt.
Smiljan Radić hingegen ließ sich nicht von der Landschaft Vorarlbergs inspirieren, er hat gleichsam ein Stück einer typischen Bregenzerwälder Stube „ausgeschnitten“. Sie ist nicht, wie üblich, holzvertäfert, sondern rundherum verglast; und die Holzdecke ist zu einer Kassettendecke aus schwarzem Beton geworden. Geborgenheit und Intimität hat der chilienische Architekt in alpine Ausgesetztheit verwandelt und den Reisenden zum Objekt in einer gläsernen Vitrine auf bäuerlichen Holzstühlen gemacht. Oben auf dem Dach zwitschert ein Vogel in seinem Häuschen.
Die Fahrt mit dem Postbus durch Krumbach dauert 15 Minuten. Die meisten Touristen werden jetzt wesentlich länger brauchen, wenn sie bei der einen oder anderen Haltestelle einen außer-planmäßigen Halt einlegen. Und dann heißt es: Eine Stunde auf den nächsten Bus warten. Langweilig wird einem dabei aber nicht.
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