Christian Haake: O.T. – Facade 1
Position Nr. 13
Text: Brosowsky, Bettina Maria, Braunschweig
Christian Haake: O.T. – Facade 1
Position Nr. 13
Text: Brosowsky, Bettina Maria, Braunschweig
Von Erinnerungsmodellen, weißen Elefanten und dem ambivalenten Reiz alternder Einkaufspassagen
Weißer Elefant. Der südost-asiatische Sprachgebrauch bezeichnet damit ein prestigeträchtiges Geschenk, das sich aber nicht sinnvoll verwenden lässt; allein die aufwendigen Unterhaltskosten können den Besitzer ruinieren. Für den Bremer Künstler Christian Haake, Jahrgang 1969, scheinen viele der allgegenwärtigen Einkaufszentren und -passagen diese Qualität aufzuweisen. Vor allem wenn sie älteren Baujahrs, verwahrlost oder bereits aufgegeben sind. Haake überführt ihre Merkmale in Modelle unterschiedlichen Maßstabs. Ihn interessiert der Fundus eigener und kollektiver Erinnerung, die diese Orte evozieren. Seine Modell-Miniaturen sind keine Wiedergaben existierender Orte, sie sind autonome Objekte – oder Schauplatz für ein Video, so für „White Elephant“ von 2011.
In einer neuen Arbeit hat Christian Haake die Melancholie eines fiktiven Leerstands zu einem Relief in Weiß-Nuancen komprimiert. Divergierende Fluchtlinien, ein beängstigend ausgebrochener Keil in der Dachuntersicht und die kreuz und quer liegenden Bahnen des Fußbodens zeigen sofort, dass es sich um eine modellhafte Imagination handelt und nicht um eine wirklichkeitsgetreue Simulation. Das durch verheißungsvolle Renderings zunehmend gelangweilte Architektenauge vermag sich aber dem Reiz dieser ruinösen Szene kaum zu entziehen. Es taucht ein in die minimale stoffliche Plastizität der Ladenfronten, das fein abgesetzte Schild über einem der Schaufenster – und verhakt sich in der Bildmitte an einem unstimmig erscheinenden Reklamebalken mit kaum erkennbarem Sternenmuster.
Die Sterne kehren bei einer Arbeit in situ im Kunstverein Langenhagen wieder, bei der klar wird, auf welches Erscheinungsbild städtischer Wirklichkeit Haake sich bezieht: die Fassadengestaltung x-beliebiger Spielhallen und ihr semantisches Paradoxon zwischen plakativer Werbung für ihr Angebot einerseits und dem Diskretionsbedürfnis der Klientel andererseits, meist durch zugeklebte Schaufenster krude erfüllt.
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