Der Gestern-Heute-Konflikt
Bauliches Corporate Design für das Humboldt-Forum
Text: Meyer, Friederike, Berlin
Der Gestern-Heute-Konflikt
Bauliches Corporate Design für das Humboldt-Forum
Text: Meyer, Friederike, Berlin
Die Kritiker des Berliner Schloss-Projekts sind nicht weniger geworden. Doch die Zahl der Architekten, die seine Realisierung planen, wächst. Inzwischen wurde der Wettbewerb um das „bauliche Corporate Design“ entschieden.
Nun sei sie fast komplett, sagt der Sprecher der Stiftung Berliner Schloss – Humboldt-Forum. Er meint die Liste der Planer, die für das umstrittene Projekt arbeiten. Er meint Franco Stella, der 2008 den Wettbewerb für das gesamte Haus gewann (Bauwelt 3.09), er meint die Arge Ralph Appelbaum/malsyteufel, einer von vier Preisträgern des Wettbewerbs für die Gestaltung der Museumsbereiche (Bauwelt 38.10), der in einem anschließenden VOF-Verfahren ausgewählt wurde, und er meint die Preisträger des im vergangenen Jahr entschiedenen Wettbewerbs für das „bauliche Corporate Design“. So bezeichnet man heute das, was den europäischen Ruf des Schlosses einst mehr bestimmte als seine Fassaden: die Inneneinrichtung. Für die Wettbewerbsteilnehmer hieß es, Ideen für ein Leitsystem zu entwickeln, für das Funktionsmobiliar, die Bibliotheken, den sogenannten Konzeptraum der Humboldt-Universität, das Auditorium und die Cafés. Dabei waren keine detaillierten Lösungen, sondern Stilvorgaben gewünscht. 12 Teams aus Architekten oder Innenarchitekten und Grafikern waren ausgewählt worden, unter den eingesandten neun Arbeiten vergab die Jury (Vorsitz: der Berliner Designer Jens-Ole Kracht) neben einer Anerkennung zwei Preise. Diese könnten unterschiedlicher nicht sein.
Holzer Kobler mit Gourdin & Müller (1. Preis) visualisieren kantige, schwarze Tresen in weißen Räumen, wie wir es von der Gestaltung des Büros im Militärhistorischen Museum Dresden kennen. nowakteufelknyrim und UKW (2. Preis) hingegen setzen auf Kleinteiliges und Wohnliches. Die ausgewiesenen Innenarchitekten statten die Räume mit Teppichen und weichen Möbeln aus und setzen beigefarbene Tresen in eine warm beleuchtete Empfangshalle. Hier wird zumindest der Versuch deutlich, eine eigene, unauffällige Sprache zu finden, die man nicht schon mehrfach gesehen hat und die überdies flexibel und vielleicht sogar zeitlos scheint. Während bei den ersten Preisträgern Türme aus schwarz-weißen, rotierenden Scheiben in die Höhe ragen, sind bei den Zweitplatzierten die Deckenunterseiten mit einem LED-Licht-Raster ausgestattet. Kontraste hier, Ton in Ton da.
Die Jury hat den Entwurf von Holzer Kobler zur Umsetzung empfohlen. Auch wenn derzeit noch mit beiden Preisträgern verhandelt wird. Unabhängig davon, wie die Sache ausgeht: Das Wettbewerbsergebnis zeigt erneut die ganze Absurdität des Schloss-Projekts, den nicht zu bewältigenden Spagat zwischen der Sehnsucht nach Vergangenheit und dem schier unbeirrbaren Glauben, den Glanz eines „Damals“ in die Zukunft retten zu können. Denn die Bilder könnten vieles darstellen: Einen Stand auf der Buchmesse, die Einrichtung einer Bibliothek, das Foyer eines Museums – ob das nun in den Stellahüllen auf dem Schlossplatz passiert oder anderswo. Im Mai soll Grundsteinlegung sein.
1. Preis Holzer Kobler Architekturen, Zürich; Gourdin & Müller, Leipzig
2. Preis nowakteufelknyrim, Düsseldorf; UKW Innenarchitekten, Krefeld
Anerkennung Aequo/kwint architecten, Assen; Artmiks/Bohemia Amsterdam; Van Keulen Bieb Systemen, Nijverdal
Holzer Kobler mit Gourdin & Müller (1. Preis) visualisieren kantige, schwarze Tresen in weißen Räumen, wie wir es von der Gestaltung des Büros im Militärhistorischen Museum Dresden kennen. nowakteufelknyrim und UKW (2. Preis) hingegen setzen auf Kleinteiliges und Wohnliches. Die ausgewiesenen Innenarchitekten statten die Räume mit Teppichen und weichen Möbeln aus und setzen beigefarbene Tresen in eine warm beleuchtete Empfangshalle. Hier wird zumindest der Versuch deutlich, eine eigene, unauffällige Sprache zu finden, die man nicht schon mehrfach gesehen hat und die überdies flexibel und vielleicht sogar zeitlos scheint. Während bei den ersten Preisträgern Türme aus schwarz-weißen, rotierenden Scheiben in die Höhe ragen, sind bei den Zweitplatzierten die Deckenunterseiten mit einem LED-Licht-Raster ausgestattet. Kontraste hier, Ton in Ton da.
Die Jury hat den Entwurf von Holzer Kobler zur Umsetzung empfohlen. Auch wenn derzeit noch mit beiden Preisträgern verhandelt wird. Unabhängig davon, wie die Sache ausgeht: Das Wettbewerbsergebnis zeigt erneut die ganze Absurdität des Schloss-Projekts, den nicht zu bewältigenden Spagat zwischen der Sehnsucht nach Vergangenheit und dem schier unbeirrbaren Glauben, den Glanz eines „Damals“ in die Zukunft retten zu können. Denn die Bilder könnten vieles darstellen: Einen Stand auf der Buchmesse, die Einrichtung einer Bibliothek, das Foyer eines Museums – ob das nun in den Stellahüllen auf dem Schlossplatz passiert oder anderswo. Im Mai soll Grundsteinlegung sein.
1. Preis Holzer Kobler Architekturen, Zürich; Gourdin & Müller, Leipzig
2. Preis nowakteufelknyrim, Düsseldorf; UKW Innenarchitekten, Krefeld
Anerkennung Aequo/kwint architecten, Assen; Artmiks/Bohemia Amsterdam; Van Keulen Bieb Systemen, Nijverdal
0 Kommentare