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Ein niederländisches Ruhr.2010-Projekt

Wenn Gäste Gastgeber spielen

Text: Escher, Gudrun, Xanten

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Gudrun Escher

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Gudrun Escher


Ein niederländisches Ruhr.2010-Projekt

Wenn Gäste Gastgeber spielen

Text: Escher, Gudrun, Xanten

Eine Gruppe niederländischer Künstler, Architekten und Gestalter waren Gäste von Ruhr.2010 – und sie luden selbst Gäste ein, denn die Appartments, derer sie sich annahmen, wurden als Ferienwohnungen vemietet. Mieter und Besucher konnten hier erleben, wie Veränderungen eines Ortes ohne Eingriffe in die Bausubstanz möglich sind.
Versteckte Schätze aufdecken, das war eines der Abenteuer des zu Ende gehenden Kulturhauptstadtjahres im Ruhrgebiet. In Dortmund etwa verrieten Sozialbauwohnungen von 1951, welches Raumwunder sie entfalten können, wenn sie unvoreingenomme­nen Designern in die Hände fallen, in Oberhausen lösten Witz und Fantasie den gordischen Knoten aus Instand­setzungsaufwand und Nutzungsanspruch für die oberen Etagen des Wasserturms am Bahnhof. Eine Gruppe niederländischer Künstler, Architekten und Gestalter unter Leitung von Hans Venhuizen waren Gäste von Ruhr.2010 – und sie luden selbst Gäste ein, denn die Appartments, derer sie sich annahmen, wurden als Ferienwohnungen vemietet. Mieter und spontane Besucher konnten hier erleben, wie substanzielle Veränderungen eines Ortes gänzlich ohne Eingriffe in die Bausubstanz möglich sind.
Farbe ist es vor allem, was das Lebensgefühl in der Dortmunder Möllerstraße umgekrempelt hat. Ein ganzes Kaleidoskop wurde auf die eigentlich grauen Kunststoff-Fassadenplatten an einem von fünf Wohnblocks verteilt, und auch innen tauchten die „Dutch Colours“ von Gilian Schrofer die kleinen Zwei- bis Dreizimmerwohnungen in ein neues Licht. Dabei repräsentierte jede Wohnung eine bestimmte Periode niederländischen Designs: Geradlinigkeit des Konstruktivismus, blumiges Retrodesign oder verspielte Kurvaturen. Die eigentlich engen Zimmer gewannen allein durch den Kunstgriff farbiger Wandfelder an Atmosphäre und Weite. Dass Karl-Heinz Petzinka, der das ermöglichte, in Personalunion Architekt, Geschäftsführer der Wohnungseigentümerin THS und Direktor von Ruhr.2010 ist, traf sich hier günstig. Trotzdem werden die Farben wohl der bereits laufen­den Generalsanierung der fünf Blocks wieder weichen müssen.
Der Bahnhof in Oberhausen hat seine Glanzzeiten lange hinter sich, immerhin hält hier noch der ICE von Holland kommend. Errichtet 1929–34 nach dem Vorbild des Stuttgarter Bahnhofs, blieb ihm als Zeuge des Dampfzeitalters der klobige Betonturm mit den Wasserbehältern im 6. Obergeschoss. Zwei Etagen tiefer hatte Jurgen Bey Zimmer hergerichtet, die privat und öffentlich zugleich waren. Die Einrichtung bestand aus Lattenrosten für abschließbare Klappbetten und Schränke, für Arbeitstische, Ausstellungwände und Sitzgruppen. Denn in dem Puzzle­zimmer oder dem Overheadprojektorzimmer, dem Zimmer mit Aussicht oder dem Blumenzimmer fan­-den auch Diskussionen und Kunstaktionen statt. Mit von der Partie war der Oberhausener Verein KIT e.V. (Kunst im Turm), der sich seit Jahren der Erhaltung des ungenutzten Turms annimmt und in den vergangenen Monaten mit der Vermietung alle Hände voll zu tun hat – man war gut ausgebucht.

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