Eine Kiste für Mannheim
gmp bauen die Kunsthalle
Text: Baus, Ursula, Stuttgart
Eine Kiste für Mannheim
gmp bauen die Kunsthalle
Text: Baus, Ursula, Stuttgart
Zur ersten Phase des Wettbewerbs um den Neubau der Mannheimer Kunsthalle wurde beklagt, dass nur „Kisten“ in der Endrunde landeten (Bauwelt 31.12).
Die erstplatzierten Architekten, von Gerkan Marg und Partner, Volker Staab Architekten und Peter Pütz, überarbeiteten ihre Entwürfe nun mit der Auflage, Baukosten zu reduzieren und funktionale Verbesserungen einzuarbeiten. Am 5. Dezember verkündete die Mannheimer Kunsthalle dann das Ergebnis mit abenteuerlichem Spektakel: Zwei Industriekletterer entrollten an der Fassade ein haushohes Plakat mit der Siegerbotschaft.
Der Kunsthallen-Leiterin, Ulrike Lorenz, geht es um ein „Museum in Bewegung“, um „Dynamik“; das Museum soll „locken und neugierig machen“. Tatsächlich deuten Corporate Identity und Programm der Kunsthalle auf eine Popularisierung der Kunstvermittlung. Aber ob man den bisherigen Kunsthallenbau nun schätzt oder nicht: Die Art, wie er derzeit mit Riesenplakaten bestückt wird und sich damit wie ein Kaufhaus in den öffentlichen Raum drängt, schießt übers Ziel hinaus und lässt auch für den Neubau einiges Remmidemmi befürchten.
In der Überarbeitung mussten Volker Staab Architekten darauf eingehen, dass die Kunsthalle vielfältig nach außen, besonders zum Friedrichsplatz hin wirken soll. Sie verlagerten Verwaltungsräume, überarbeiteten Gebäudeschichten und erweiterten die Blickbezüge von innen nach außen und umgekehrt. Auch Peter Pütz korrigierte seine Grundrissorganisation, behielt aber sein Tageslichtkonzept und die außen angeordnete Erschließung bei.
gmp hatten von Anfang an die „Transparenz“ ihrer Gebäudehülle hervorgehoben und hielt daran fest. Ihr Entwurf ließ zunächst eine deutlich zu teure Realisierung vermuten, und so sparten sie in der Überarbeitung Quadratmeter ein und nahmen ihrer Kunsthalle etwas an Höhe. Interne Abläufe berücksichtigten sie dabei genauso wie den dringenden Wunsch, die Anlieferung doch ebenerdig zu organisieren. Am äußeren Erscheinungsbild und am ambitionierten Energiekonzeption änderten sie nichts.
Am Friedrichsplatz wird die neue Kunsthalle als eine der vielen „Kisten“ entstehen, die in der deutschen Museumslandschaft mehr und mehr in einem Standard verkrusten. Die Kunsthalle sei, so die Architekten, von innen heraus konzipiert: Neun unterschiedlich große und unterschiedlich belichtete Kuben sind von einer Metallhülle umgeben; verbunden sind sie nach dem Konzept einer „Museumsstadt“ mit Brücken und Stegen, Plätzen und Terrassen – das alles soll die „Kommunikation“ fördern.
Die Metallhülle des Gebäudes, das knapp 80 Meter breit, 21,5 Meter hoch und 51,6 Meter tief wird, lehne sich, so die Architekten, an die Umgebung farblich an. De facto – auch die Darstellung der Architekten legt dies nahe – wird sich die verkupferte Alurohr-Hülle aus dem roten Buntsandstein-Ambiente am Friedrichsplatz herausheben und den Bau in seinem solitären Gestus betonen – aber vielleicht eher wie das Headquarter eines Industrieunternehmens denn als ein dynamisches Kunstmuseum.
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