Finn Juhl und sein Haus
Text: Höhns, Ulrich, Oldenbüttel
Finn Juhl und sein Haus
Text: Höhns, Ulrich, Oldenbüttel
Klein, heiter, bescheiden und wie beiläufig steht Finn Juhls Haus am Rande des Parks, der den Ordrupgaard umgibt, einen ehemaligen Landsitz nördlich von Kopenhagen, unweit des Øresunds. Heute beherbergt er ein Kunstmuseum, das 2005 um einen Erweiterungsbau von Zaha Hadid ergänzt wurde.
Juhls 1942 entstandenes Haus, Teil dieses Museums, ist eher eine Assemblage als ein einheitlicher Bau. Die Räume wirken wie kleine Häuser, die sich aneinander fügen.
Dem bedeutendsten dänischen Möbeldesigner der 40er bis 60er Jahre, der auch einige Häuser wie die Villa Aubertin in Rosnæs von 1952 entworfen hat, ging es um die Einheit seiner Kunst. Dies spiegelt sich in seinem eigenen Haus und dessen Interieur wider. Das „Poeten“-Sofa von 1941, erstaunlich frei geformt, der knorrige 44er Stuhl, dann der elegante 45er, mit klarer Trennung zwischen Sitz und Lehne, schlüssig und präzise in der Materialverwendung, der legendäre Chieftain-Sessel von 1951, nur Holz und Leder, oder die scharfkantigere Linie der „japanischen“ Sitzmöbel-Serie von 1953 – sie alle sind Klassiker des dänischen Designs der Nachkriegszeit, das nicht nur im eigenen Lande, sondern bald auch in den USA großen Zuspruch fand. Ab 1951 wurden sie dort in Serie produziert. Juhl entwirft den Sitzungssaal des Treuhandrates der UN in New York, gestaltet das Interieur der Dänischen Botschaft in Washington D.C. und weltweit 33 Büros der SAS, dazu das Interieur der Flugzeuge, das alles auf den Kopf stellten was damals an Design in der Luft war.
Mit jedem seiner Entwürfe beschritt Finn Juhl einen Sonderweg zur Moderne, organisch geformt, handwerklich perfekt gearbeitet, aus Freude an der Provokation vielleicht, aber immer im Dienste einer sonst unerreichten Bequemlichkeit der Sitzmöbel.
0 Kommentare