Bauwelt

Fotograf der Zweiten Moderne

Artur Pfau in Mannheim

Text: Höhns, Ulrich, Oldenbüttel

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Foto: © Christof Pfau

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Fotograf der Zweiten Moderne

Artur Pfau in Mannheim

Text: Höhns, Ulrich, Oldenbüttel

„Der persönliche und innige Kontakt mit Architekten und mit ihrer Arbeit ist wertvoller als fototheoretische Betrachtungen und selbst als Foto-Praxis. Ein gutes Bauwerk ist mir zunächst ein Erlebnis, mit dem ich mich auseinandersetzen muss, bevor ich daran denke, es fotografisch zu ‚zerhacken‘.“
Als Artur Pfau (1909-2002) sich 1955 zur Methodik seiner Arbeit äußerte, war er ein gefragter Architekturfotograf der Bundesrepublik und blieb hinter seinen Aufnahmen doch ein Unbekannter. Seine einfühlsamen, dabei von harten Kontrasten geprägten Fotografien der Architektur der Zweiten Moderne zielten dokumentarisch genau auf den Aussagekern; sie setzten sich im Bildgedächtnis der Fachleute fest und fanden den Weg in angesehene Publikationen.
Bescheiden und ohne es selbst so zu benennen, stand er in der Tradition der Schule der Neuen Sachlichkeit, wie sie von August Sander oder Albert Renger-Patzsch vertreten wurde. Pfaus Aufnahmen wirken in ihrer technischen Klarheit emblematisch und sind oft identitätsstiftend für ein Haus. Er fotografierte für die Größen der rheinischen und süddeutschen Avantgarde, darunter Gottfried Böhm, Egon Eiermann, Alois Giefer & Hermann Mäckler, Johannes Krahn, Sep Ruf – und Rudolf Schwarz, mit dem ihn eine besondere Beziehung verband. Wie Schwarz Mitglied in der katholischen Jugendbewegung „Quickborn“ und von der Religionsphilosophie Romano Guardinis geprägt, fand Pfau in ihm einen Mentor, der ihn zur Fotografie führte und von dem er seine ersten Aufträge erhielt.
1932–34 studierte Pfau an der Bayerischen Staatslehranstalt für Lichtbildwesen in München, ei­ner führenden Ausbildungsstätte mit einem modern gefächerten Curriculum, zu dem auch die Architekturfotografie gehörte. Erste Arbeiten zeigen Schwarz’ Umbau der Burg Rothenfels von 1928, des Sitzes des „Quickborn“. Pfau dokumentierte über einen langen Zeitraum hinweg zentrale Werke von Schwarz, darunter den Wiederaufbau der Frankfurter Paulskirche, der Kirche St. Anna in Düren oder des Kölner Wallraf-Richartz-Museums. Dem Fotografen, der als Kind ein Auge verloren hatte, gelang es, mit seiner Großformat-Kamera mit Holzkorpus, die er von 1940 bis 1960 benutzte, außer­ordentlich plastisch wirkende Aufnahmen der Bauten zu fertigen und auch die schwierig zu bannende Stimmung komplexer Innenräume etwa der Kirchen stimmungsvoll, aber ohne Pathos zu vermitteln.
Pfau war zugleich Fotochronist Mannheims, der „Quadratestadt“ ohne Straßennamen, in der er von 1937 bis 1976 lebte und arbeitete. Seine frühen Aufnahmen zeigen die barocke Rasterstadt, die im 19. und 20. Jahrhundert zur Industriestadt wurde. Im harten Kontrast dazu steht die sachliche und gerade wegen ihrer dokumentarischen Präzision noch heute bewegende Darstellung der fast vollständigen Zerstörung Mannheims im Krieg und des anschließenden Wandels zu einer modernen Stadt der 50er Jahre – eine weitgehend Unbekannte des Wiederaufbaus mit sehenswerter Architektur. Die Fotos aus allen diesen Zyklen sind einzigartig in ihrer künstlerischen Qualität und technischen Brillanz.
Die von Claude W. Sui und Stephanie Oeben kuratierte Ausstellung der Mannheimer Reiss-Engelhorn-Museen kann nur einen kleinen Teil der wichtigsten Abschnitte des Werkes zeigen, das aus 60.000 Großfor­-mat-Negativen, 6000 Kleinbildfilmen und 6 x 6-Negativen besteht. Christof Pfau, wie sein Vater Fotograf, hat dem Museum das Archiv überlassen. Es ist zu erwarten, dass es noch weitere Schätze auch zur jüngeren Architekturgeschichte birgt.
Fakten
Architekten Pfau, Artur (1909–2002)
aus Bauwelt 27-28.2012
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