Bauwelt

Großstadtgrün – Inszenierungen für Erholung und Event

Text: Dümpelmann, Sonja, Heikendorf

Großstadtgrün – Inszenierungen für Erholung und Event

Text: Dümpelmann, Sonja, Heikendorf

Chicago will die grünste Stadt der USA werden und knüpft dafür an den legendären Burnham-Plan von 1909 an. Wie vor 100 Jahren werden Parkanlagen zur Strukturierung und Aufwertung der Stadt genutzt. Waren die öffentlichen Parks Anfang des vorigen Jahrhunderts mit Schwimmbädern und großen Rasenflächen vor allem als Erholungsangebot für ärmere Schichten konzipiert, spielt zu Beginn dieses Jahrhunderts die Event-Tauglichkeit eine immer größere Rolle. Der soziale Aspekt droht in Sponsoring und Stadtmarketing zu ersticken.
Seit einem Jahrzehnt erlebt Chicago eine Renaissance des Stadtgrüns. Der seit 1989 amtierende Bürgermeister Richard M. Daley verfolgt eine aggressive Umwelt- und Grünflächenpolitik, die große Kritik hervorgerufen, aber auch zu vielen sichtbaren Erfolgen geführt hat. Neben neuen Parks und Dachbegrünungen wurden zwischen 1989 und 2002 circa 300.000 Parkbäume gepflanzt und über 100 Kilometer Straßen mit grü­nen Mittel- und Seitenstreifen versehen. 2002 wurde das Chicago Center for Green Technologies eröffnet, das als Modell umweltverträglicher Bauweisen gilt. Mit Programmen wie der „Chicago Trees Initiative“ wendet sich die Stadt an Unternehmen, Geschäftsinhaber und Privatleute, um durch das Pflanzen von Bäumen gesündere Lebensbedingungen zu schaffen und dem Klimawandel entgegenzuwirken. Die städtische Einrichtung „Greencorps Chicago“ dagegen zielt darauf ab, schwer vermittelbare Arbeitslose und aus dem Gefängnis entlassene Straftäter in „grünen Berufen“ wie Landschaftsbau zu schulen.

Chicago, das 1833 unter dem Motto „Urbs in Horto“ („Stadt im Garten“) gegründet wurde, gilt heute als eine der „grünsten Städte“ der USA. Bereits im ausgehenden 19. Jahrhundert, insbesondere aber zu Beginn des 20. Jahrhunderts war es ein prominenter Schauplatz der amerikanischen Parkbewegung. Erste Planungen für ein umfassendes Parksystem wurden in den 1860er Jahren vorgelegt, in den 1870er Jahren wurden die großen öffentlichen Parks Washington, Douglas, Garfield und Humboldt realisiert. Der 1906–09 von Daniel H. Burnham und Edward H. Bennett erstellte Plan of Chicago umfasste schließlich ein die gesamte Großstadtregion umspannendes Netz aus kleinen und großen Parkanlagen sowie Forstreservaten, die durch „Parkways“ (baumbestandene Boulevards) miteinander verbunden waren. Dieses Parksystem diente nicht nur nord­amerikanischen Städten als Modell, sondern erreichte, nicht zuletzt durch seine Darstellung in der „Parkabteilung der Städtebau-Ausstellung“ 1910, auch ein großes Fachpublikum im europäischen Ausland.

Burnham und Bennett gehörten zu den Architekten, die sich, wie viele ihrer Zeitgenossen, mit der Verbesserung des großstädtischen Lebens befassten und in der Anlage von Parks ein geeignetes Mittel dafür sahen. Die dichte Bebauung sollte durch grüne Plätze und Parks aufgelockert und mit Licht und Luft versorgt werden. Grünanlagen dienten seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts auch der aktiven Erholung der Stadtbevölkerung: Insbesondere die ärmeren Schichten konnten die öffentlichen Parks mit Schwimmbädern und großen Wiesenflächen für Spiel und Sport nutzen. Die Planer sahen in den Grünflächen aber nicht nur gesundheitliche und soziale, sondern auch finanzielle Vorteile. Diese führten dazu, dass in den USA unzählige Städte zu Beginn des 20. Jahrhunderts Pläne für umfassende Parksysteme in Auftrag gaben: Eine gesündere Bevölkerung bedeutete eine größere Produktivität, und in den an die Parks angrenzenden Gebieten zeigte sich der ökonomische Wert des Stadtgrüns zudem im Anstieg der Bodenpreise. An das umfangreiche Parksystem des Plan of Chicago entlang des Seeufers des Lake Michigan knüpft die Stadt heute im Zentrum mit dem „Millennium Park“ sowie der Parkanlage auf Northerly Island an.

Chicago reiht sich ein in die Liste der Städte, die darum bemüht sind, Grünflächen unterschiedlichster Art für den Stadtumbau, die Verbesserung urbaner Lebensqualität und die Imagesteigerung zu nutzen. Drei aktuelle Chicagoer Projekte stehen beispielhaft für internationale Planungen und Entwicklungen. Das bekannteste Projekt ist der Millennium Park. Er wurde, wie auch der Parc de Bercy und die Promenade Plantée in Paris, auf ehemaligen Gleissträngen angelegt und wird intensiv vermarktet. Auch bei der Parkanlage auf Northerly Island direkt vor dem Ufer des Lake Michigan handelt es sich um eine Konversion. Hier wurde der ehemalige Flughafen Meigs Field in einen Park verwandelt, so wie es auch einige Nutzungspläne für den stillgelegten Berliner Flughafen Tempelhof vorschlagen. Ähnlich wie in Berlin war die Entwicklung der Fläche von stadtweiten Diskussionen und Protesten begleitet. Schließlich spielen in Chicago auch urbane Landwirtschaft und die Anlage von community gardens, auf den Dächern der Stadt wie in London und auf ebenerdigen Brachen wie in Berlin, eine zunehmend wichtige Rolle.

Der Millennium Park – Freiraum, Eventlandschaft und „Brandscape“

Der 2004 eröffnete Millennium Park erstreckt sich auf einer zehn Hektar großen, rechtwinkligen Fläche nördlich des Art Institute of Chicago entlang der Michigan Avenue. Der Park komplettiert stadträumlich den Grant Park, der zwischen 1917 und 1939 nach Entwürfen von Edward H. Bennett angelegt wurde, und verbindet das Stadtzentrum mit dem Seeufer. Er überbrückt eine mehrgeschossige Verkehrsanlage, die aus einem Bahnhof für regionale Züge und einer Tiefgarage besteht. Der Park ist zu einem Katalysator der Stadtentwicklung im Nordosten der Downtown geworden und begünstigt Wohnprojekte wie das Aqua Hochhaus der Architektin Jeanne Gang am North Columbus Drive, das 2009 fertiggestellt wurde.

Die ersten Entwürfe für den Millennium Park wurden auf Initiative des Bürgermeisters Daley 1998 von Skidmore, Owings & Merrill erarbeitet. Die Parkpläne wurden erweitert, nachdem die Stadt Gelder privater Sponsoren akquiriert hatte, die, wie Cindy Pritzker, wiederum namhafte Architekten für die Parkgestaltung vermittelten. Zu den Sponsoren, die mehr als die Hälfte des insgesamt 475 Millionen US-Dollar teuren Projektes finanzierten, gehören die regionale Telefongesellschaft SBC, der in Chicago ansässige Kaugummihersteller Wrigleys so­wie Ann Lurie, die Witwe des Bauunternehmers Robert Lurie. Das von der Stadt bereitgestellte Geld wurde aus Krediten finanziert, die durch erhöhte Steuereinnahmen aus anliegenden Grundstücken und durch die Einnahmen der Tiefgarage wieder eingespielt werden.

Das Finanzierungsmodell hat nicht nur dafür gesorgt, dass eine Stiftung für die zukünftige Pflege des Park eingerichtet werden konnte, sondern auch dafür, dass namhafte Landschaftsarchitekten, Architekten und Künstler für die Gestaltung der Parkflächen sowie für Bau- und Kunstwerke gewonnen werden konnten. Auf der Nordseite wird der Park von dem von Frank Gehry entworfenen Pritzker Pavilion eingefasst. Über eine dreispurige Straße hinweg verbindet eine ebenfalls von Gehry gestaltete Fußgängerbrücke den Millennium mit dem östlich gelegenen Grant Park. Im Süden wird der Park vom sogenannten Lurie Garden gerahmt. Der von dem Landschaftsarchitekturbüro Gustafson Guthrie Nichol Ltd. in Zusammenarbeit mit dem Pflanzenspezialisten Piet Oudolf und dem Lichtdesigner Robert Israel entworfene, ein Hektar große Garten symbolisiert mit seinen Gestaltungsdetails und seiner Pflanzenverwendung die Entwicklung von der Prärie- zur Stadtlandschaft. Als Publikumsmagneten haben sich die interaktiven Kunstwerke „Cloud Gate“ (auch „die Bohne“ genannt) von Anish Kapoor und das Wasserkunstwerk „Crown Fountain“ des spanischen Künstlers Jaume Plensa erwiesen. Der Millennium Park ist damit neben einem öffentlichen Park auch Freiluftkunstmuseum und Kulturzentrum. Die Soziologieprofessorin Gail Satler hat ihn deshalb in ihrem Buch „Two Tales of a City“ als „präzise künstlerische Geste und gesellschaftliches Ereignis“ bezeichnet.

Mit seinem Gehry-Pavillon und den monumentalen interaktiven Kunstwerken ist der Millennium Park in der Tat vor al­lem eine Eventlandschaft für Menschenmassen. Individuelle, passive Erholung ist nur am südlichsten Ende möglich. Auch wenn diese Vielfalt an den Plan of Chicago anknüpft, fehlt dem Park doch die für Projekte der City Beautiful-Bewegung typische hierarchische Ordnung. Während einige Kritiker die unterschiedlichen Attraktionen, Nutzungsmöglichkeiten und Räume loben und den Park in Anlehnung an Charles Jencks als „heteropolis“ bezeichnen, beklagen andere das Nebeneinander der überwachten und reglementierten Nutzungen und den spektakulären Charakter des Parks, der einem Vergnügungspark gleiche.

Durch die Benennung der verschiedenen Parkteile und -bauwerke nach Sponsoren – „BP Bridge“, „SBC Plaza“, „Lurie Garden“, „Chase Promenade“, „Wrigley Square“ und „Pritzker Pavilion“ – ist der Park zu einem Aushängeschild der privaten Geldgeber, zu einer „Brandscape“ geworden. Wie von Anfang an intendiert, repräsentiert der Millennium Park aber auch die Stadt und bietet den Einheimischen und den jährlich bis zu drei Millionen Touristen attraktive Veranstaltungen und Freiraum. National und international wird der Millennium Park deshalb als Symbol für die Renaissance der Downtown Chicagos wahrgenommen.

Northerly Island – Umnutzung eines innenstadtnahen Flughafens

Im Plan of Chicago war eine dem Seeufer vorgelagerte Kette aus fünf künstlichen Inseln im Lake Michigan als öffentliches Parkland vorgesehen. Northerly Island ist die einzige dieser Inseln, die realisiert wurde. Die in den 1920er Jahren von der Chicago Plan Commission vorgeschlagene Nutzung der Insel als Flugplatz wurde zunächst nicht umgesetzt. In den Jahren 1933 und 1934 war Northerly Island Schauplatz der Weltausstellung „A Century of Progress“. 1948 wurde die Idee des Flugplatzes wieder aufgegriffen. 1996 lief der Pachtvertrag des für den privaten Luftverkehr eingerichteten Flugfelds aus. Proteste aus der Bevölkerung und der Wirtschaft führten aber dazu, dass der Flughafen zunächst weiter betrieben wurde. Ein Abkommen mit der Stadt sicherte den Flughafenbetreibern die Nutzung bis 2026 zu. Unter dem Vorwand, der Flughafen stelle aufgrund seiner Nähe zu Downtown ein zu großes Sicherheitsrisiko für die Bevölkerung dar, ließ Bürgermeister Richard M. Daley die Landebahnen allerdings 2003 in einer nächtli­chen Aktion durch städtische Baumaschinen zerstören. Damit rief er zwar erbitterte Proteste der Flughafenbefürworter hervor, doch Northerly Island wurde im wenig später veröffent­lichten Central Area Plan als öffentlicher Park ausgewiesen.

Heute erschließen geschwungene Wege den Park und eine Strandbucht auf Northerly Island. Das alte Terminalgebäude wird für Ausstellungen und für die Büros des Park Distrikt genutzt, und 2005 wurde eine temporäre Konzertbühne mit 7500 Plätzen am nördlichen Ende der Insel errichtet. Durch die Bäume, Präriestauden und -gräser soll auf dem 37 Hektar umfassenden Gelände ein naturnahes Landschaftsbild evoziert werden. Damit knüpft der Park an frühere Gestaltungs­ideen in Chicago an: Bereits vor hundert Jahren entwickelten die Landschaftsarchitekten Jens Jensen und William Miller den sogenannten prairie style – eine nach der Prärielandschaft in Illinois modellierte Parkgestaltung, die durch die Verwendung typischer Vegetation und Landschaftsformationen regio­nale Naturlandschaften in der Stadt suggerieren sollte.

Dachgärten & „Urban Farming“

Bereits 1999, ein halbes Jahrzehnt bevor der Millennium Park eröffnet und Northerly Island in einen Park umgewandelt wurde, hatte Bürgermeister Daley veranlasst, das Dach des Rathauses zu begrünen. Auch hier wurde eine Prärielandschaft rekonstruiert. Das Vorzeigeprojekt war darauf angelegt, Chicago als „grünste Stadt der USA“ zu präsentieren und Nachahmer zu finden. Seit der Jahrtausendwende werden Dachbegrünungen in den USA vermehrt als Instrument wahrgenommen, das den Behörden durch Verminderung des Wärmeinsel-Effekts, des Regenwasserabflusses und Energieverbrauchs Kosten für öffentliche Infrastruktur sparen kann. Wie in Portland bietet die Stadtverwaltung in Chicago Bauherren Starthilfen und Steuervergünstigungen, wenn sie Dächer begrünen. Das 2005 begonnene Green Roof Grant Program stellt Zuschüsse von 5000 US-Dollar für die Planung und Installation eines Gründachs bereit. Zusätzlich vergibt die Stadt im zentralen Business District einen sogenannten „Dichte-Bonus“, der es Investoren bei Dachbegrünung erlaubt, auf dem Grundstück zusätzliche Wohnungseinheiten zu errichten. Außerdem wird der Baugenehmigungsprozess für Projekte mit Gründach beschleunigt, und dem Bauherrn entfallen jegliche Kosten für das Verfahren. Diese Anreize haben dazu geführt, dass die Stadt Chicago heute mit über 300 grünen Dächern führend in den USA ist.

Der Dachgarten auf dem Rathaus wird auch als Platz für die städtische Bienenzucht genutzt. Damit stellt er einen kleinen Baustein der in jüngster Zeit stark an Attraktivität gewinnenden urbanen Landwirtschaft dar. Die oft auf privater Initiative aufbauenden Gärten und landwirtschaftlichen Nutzflächen in der Innenstadt haben das Ziel, durch die Produktion gesunder Nahrungsmittel für die Eigenversorgung sowie für die Versorgung von Suppenküchen und Obdachlosenheimen nicht nur Flächen in der Stadt zu begrünen, sondern auch weniger wohlhabenden Bevölkerungsteilen Beschäftigungsmöglichkeiten zu bieten und die soziale Gemeinschaft zu fördern. Urbane Landwirtschaft wird, wie im Fall der Woodstreet Ur­ban Farm im ehemaligen Schlachthofgelände im Südwesten Chicagos, oft auf Restflächen und Brachen ehemals industriell genutzter Stadtteile betrieben und trägt damit auch zur Altlastensanierung bei. 2009 wurde vom Landwirtschaftsministerium Illinois ein Vollzeitposten in Chicago geschaffen, der sich für die „ökonomischen und gesellschaftlichen Vorteile des Nahrungsmittelanbaus in den Städten“ einsetzen soll.

Grünes Chicago: Für wen?

Der von Burnham und Bennett für den Commercial Club of Chicago erstellte umfassende Plan of Chicago verband das Nützliche mit dem Schönen. Der Plan sollte Chicago neu ordnen und in eine den europäischen Hauptstädten kulturell und ästhetisch ebenbürtige Großstadt verwandeln. Parksysteme, öffentliche Kunst und öffentliche Gebäude sollten Identität und Bürgerstolz stiften. Ein geordnetes und ästhetisch ansprechendes Stadtbild sollte Chicagos Wettbewerbsfähigkeit erhöhen, das städtische Wachstum und den privaten Wohlstand fördern. Heute, hundert Jahre später, sind die Ziele und Überlegungen ähnlich. Wie Gail Satler über den Millennium Park bemerkt hat, bewegen die neuen Park-, Begrünungs- und Kunstprojekte Chicago vorwärts, indem sie die Stadt wieder zu ihren Wurzeln zurückführen. In seiner nun 21 Jahre währenden Amtszeit hat Bürgermeister Daley Projekte initiiert und unterstützt, die Downtown Chicago mit dem Seeufer verbinden, den öffentlichen Raum der Innenstadt aufwerten und eine nachhaltige Entwicklung fördern. Bereits der Plan of Chicago hatte festgestellt, dass das Seeufer als Parkanlage für die Öffentlichkeit zugänglich sein sollte. Damals wie heute sind die Pläne und Projekte stark von unternehmerischen Interessen geleitet. So wie der vom Merchants und Commercial Club initiierte Plan of Chicago die Geschäftsinteressen der Unternehmer widerspiegelte, reflektieren auch viele der heutigen Freiraumprojekte wirtschaftliche Interessen und die von Bürgermeister Daley gesuchte Nähe zu privaten Investoren und internationalen Unternehmen.

Die „ineinandergreifenden Beziehungen zwischen Kunst, Unternehmenssponsoring, städtischer Politik und Globalisierung“, wie sie der Chicagoer Professor Timothy J. Gilfoyle beschreibt, sind einer der Hauptkritikpunkte an einer solchen Planung, wie sie am Millennium Park Projekt beispielhaft beobachtet werden kann. Einerseits unterliegt der sogenannte öffentliche Parkraum hier durch die in weiten Teilen private Finanzierung, durch reglementierte Öffnungszeiten, Vorschrif­ten wie das Fahrrad- und Skateboard-Verbot sowie einen privaten Sicherheitsdienst indirekt privater Kontrolle. Andererseits schafft der Park auf einer vormals privaten Fläche neuen öffentlichen Raum und wird von der Stadtverwaltung betrieben. Befürworter des Konzepts verweisen darauf, dass in den Vereinigten Staaten nur durch die Beteiligung von Sponsoren eine so großartige Parkanlage geschaffen werden könne, und dass die Einrichtung von Öffnungszeiten sowie die Nutzung der Namen von Sponsoren für die Benennung von Plätzen, Gebäuden und Gärten in US-amerikanischen Städten eine lange Tradition habe. Dennoch ist es kritisch zu sehen, wenn solche innerstädtische Grünflächen in erster Linie den Geschäftsinteressen der Investoren im Stadtzentrum und den Touristen zugute kommen, während basisdemokratische Initiativen für arme Stadtteile von der Stadtregierung kaum Unterstützung erfahren. Auch hinter der Entwicklung auf Northerly Island sehen Kritiker die Geschäftsinteressen der Stadtverwaltung und privater Investoren: Durch die Schließung des Flughafens können nun am nahegelegenen Ufer des Lake Michigan Wohnhochhäuser erbaut werden, wodurch arme Bevölkerungsteile verdrängt würden.

Die im letzten Jahrzehnt in Chicago realisierten Grünanlagen und Initiativen zur nachhaltigen Stadtentwicklung haben zwar allgemein zu einem gestiegenen Umweltbewusstsein geführt, aber vor allem den großen ortsansässigen und internationalen Unternehmen indirekte Imagegewinne gebracht. Wie die Beispiele zeigen, basieren zentrale Parkprojekte in der Großstadt von heute oftmals auf wirtschaftlichen Interessen. Publikumswirksame Veranstaltungen und Kunstprojekte so­wie „Brandscapes“ sind das Ergebnis. Während die hier vorgestellten Parkprojekte auf der einen Seite ein positives Vermächtnis der Regierung Daley darstellen, ist auf der anderen Seite der Verlust basisdemokratischer Projekte zu beklagen.

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