Italiener und Franzosen in Dresden
Das Landesamt für Denkmalpflege Sachsen gewährt einen Blick in seine Plansammlung
Text: Scheffler, Tanja, Dresden
Italiener und Franzosen in Dresden
Das Landesamt für Denkmalpflege Sachsen gewährt einen Blick in seine Plansammlung
Text: Scheffler, Tanja, Dresden
Wahre Schätze schlummern in der „wissenschaftlichen Plansammlung“ des Sächsischen Landesamts für Denkmalpflege. Jetzt sind die Originale in der Jahresausstellung des Denkmalamts zu sehen.
Darunter die wunderbaren, vielfach publizierten, perspektivischen Schnittdarstellungen von Gaetano Chiaveri zur Hofkirche und viele andere Zeichnungen hochrangiger Barock-Baumeister, die am Dresdner Hof wirkten.
August der Starke (1670–1733) und sein Sohn August III. (1696–1763), beide durch ausgedehnte Kavalierstouren mit dem architektonischen Zeitgeist vertraut, engagierten für ihre Prachtbauten anerkannte Künstler und Architekten aus Italien oder Frankreich. Für viele von ihnen war die Elbestadt nur Durchgangsstation auf der Reise zu den Herrscherhäusern in St. Petersburg, Warschau und Moskau. Doch brachten sie jenes weltoffene Flair nach Sachsen, von dem Dresden bis heute profitiert. Die Bauplaner des Hofes verfügten alle über eine fundierte Ausbildung – im Gegensatz zu den vom Stadtrat für die städtischen Bauten berufenen Baumeistern, die meist aus dem Handwerk stammten (selbst George Bähr, der Erbauer der Frauenkirche, hatte sich nach der Zimmermannslehre lediglich autodidaktisch weitergebildet).
August der Starke beschäftigte vor allem französische Architekten und Künstler wie den Hofmaler Louis de Silvestre. Seinen einheimischen Landbaumeister Pöppelmann schickte er auf Bildungsreise durch Europa, später engagierte er Zacharias Longuelune, um ein für das opulente höfische Leben angemessenes Ambiente zu schaffen, für den Ausbau der Stadtbefestigungen und Kasernen Jean de Bodt.
Als August der Starke aus politischem Kalkül auf dem Weg zur polnischen Königskrone zum katholischen Glauben übertrat, sorgte das im protestantischen Sachsen für einen Eklat. Der ursprünglich lutherisch erzogene Thronfolger (der spätere August III.) wurde im Zusammenhang mit der Religionsänderung für längere Zeit nach Italien geschickt. Später beschäftigte er fast nur italienische Künstler wie Bernardo Bellotto, der sich „Canaletto“ nannte; für die Inszenierung seiner rauschenden Feste engagierte er Theaterarchitekten wie Guiseppe Galli Bibiena, der auch das Pöppelmann’sche Opernhaus am Zwinger neu ausstattete. Als er ein katholisches Pendant zur protestantischen Frauenkirche bauen lassen wollte, holte er den in Rom ausgebildeten Gaetano Chiaveri. Der führte den heiklen Auftrag bravourös aus. Um Ärger durch Prozessionen in der Öffentlichkeit zu vermeiden, sollten die Zeremonien im geschlossenen Innenraum durchzuführen sein. Chiaveri ordnete rund um das Mittelschiff einen Prozessionsumgang an. Zudem schiebt sich die hoheitsvoll in der Stadtsilhouette aufragende Hofkirche so gekonnt zwischen Residenzschloss und Augustusbrücke, dass die markante Ansicht von der gegenüberliegenden Elbseite bald zum Lieblingsmotiv der lokalen Vedutenmaler avancierte.
Doch selbst ein Chiaveri musste sich regelmäßig mit Kollegen messen. Allein fünf Varianten zeichnete er für ein barockes Schloss an der Elbe, bei dem der Zwinger zum ersten Vorhof der neuen Residenz geworden wäre; der Regent beauftragte Zacharias Longuelune und Johann Christoph Knöffel mit Parallelentwürfen, die auch in der Ausstellung zu sehen sind.
Neben den schon durch ihre Darstellungstechnik beeindruckenden, historischen Zeichnungen hält die Schau auch einige ungewöhnliche „Extras“ bereit. So kann man die unter August dem Starken für die Hochzeitsfeierlichkeiten des Kronprinzen (1719) vom französischen Innenarchitekten Raymond Leplat neu gestalteten Audienzgemächer des Schlosses – 1945 wurden sie zerstört – nicht nur auf zeitgenössischen Zeichnungen und Stichen betrachten, sondern auch auf einer opulenten, kurz vor Kriegsende im Rahmen des „Führerauftrags Monumentalmalerei“ erstellten Farbfoto-Serie zu den Deckengemälden von Louis de Silvestre.
August der Starke (1670–1733) und sein Sohn August III. (1696–1763), beide durch ausgedehnte Kavalierstouren mit dem architektonischen Zeitgeist vertraut, engagierten für ihre Prachtbauten anerkannte Künstler und Architekten aus Italien oder Frankreich. Für viele von ihnen war die Elbestadt nur Durchgangsstation auf der Reise zu den Herrscherhäusern in St. Petersburg, Warschau und Moskau. Doch brachten sie jenes weltoffene Flair nach Sachsen, von dem Dresden bis heute profitiert. Die Bauplaner des Hofes verfügten alle über eine fundierte Ausbildung – im Gegensatz zu den vom Stadtrat für die städtischen Bauten berufenen Baumeistern, die meist aus dem Handwerk stammten (selbst George Bähr, der Erbauer der Frauenkirche, hatte sich nach der Zimmermannslehre lediglich autodidaktisch weitergebildet).
August der Starke beschäftigte vor allem französische Architekten und Künstler wie den Hofmaler Louis de Silvestre. Seinen einheimischen Landbaumeister Pöppelmann schickte er auf Bildungsreise durch Europa, später engagierte er Zacharias Longuelune, um ein für das opulente höfische Leben angemessenes Ambiente zu schaffen, für den Ausbau der Stadtbefestigungen und Kasernen Jean de Bodt.
Als August der Starke aus politischem Kalkül auf dem Weg zur polnischen Königskrone zum katholischen Glauben übertrat, sorgte das im protestantischen Sachsen für einen Eklat. Der ursprünglich lutherisch erzogene Thronfolger (der spätere August III.) wurde im Zusammenhang mit der Religionsänderung für längere Zeit nach Italien geschickt. Später beschäftigte er fast nur italienische Künstler wie Bernardo Bellotto, der sich „Canaletto“ nannte; für die Inszenierung seiner rauschenden Feste engagierte er Theaterarchitekten wie Guiseppe Galli Bibiena, der auch das Pöppelmann’sche Opernhaus am Zwinger neu ausstattete. Als er ein katholisches Pendant zur protestantischen Frauenkirche bauen lassen wollte, holte er den in Rom ausgebildeten Gaetano Chiaveri. Der führte den heiklen Auftrag bravourös aus. Um Ärger durch Prozessionen in der Öffentlichkeit zu vermeiden, sollten die Zeremonien im geschlossenen Innenraum durchzuführen sein. Chiaveri ordnete rund um das Mittelschiff einen Prozessionsumgang an. Zudem schiebt sich die hoheitsvoll in der Stadtsilhouette aufragende Hofkirche so gekonnt zwischen Residenzschloss und Augustusbrücke, dass die markante Ansicht von der gegenüberliegenden Elbseite bald zum Lieblingsmotiv der lokalen Vedutenmaler avancierte.
Doch selbst ein Chiaveri musste sich regelmäßig mit Kollegen messen. Allein fünf Varianten zeichnete er für ein barockes Schloss an der Elbe, bei dem der Zwinger zum ersten Vorhof der neuen Residenz geworden wäre; der Regent beauftragte Zacharias Longuelune und Johann Christoph Knöffel mit Parallelentwürfen, die auch in der Ausstellung zu sehen sind.
Neben den schon durch ihre Darstellungstechnik beeindruckenden, historischen Zeichnungen hält die Schau auch einige ungewöhnliche „Extras“ bereit. So kann man die unter August dem Starken für die Hochzeitsfeierlichkeiten des Kronprinzen (1719) vom französischen Innenarchitekten Raymond Leplat neu gestalteten Audienzgemächer des Schlosses – 1945 wurden sie zerstört – nicht nur auf zeitgenössischen Zeichnungen und Stichen betrachten, sondern auch auf einer opulenten, kurz vor Kriegsende im Rahmen des „Führerauftrags Monumentalmalerei“ erstellten Farbfoto-Serie zu den Deckengemälden von Louis de Silvestre.
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