Bauwelt

Kleinstadtdenkmal

Neue Talstation für die Rüdesheimer Seilbahn

Text: Crone, Benedikt, Berlin

Bild 1 von 21
  • Bilderliste
    • Social Media Items Social Media Items

    Am Fuß des Niederwalds im Rheingau, ungefähr 30 Kilometer von den beiden Landeshauptstätten Mainz und Wiesdaden entfernt, befindet sich die UNESCO-Welterbe-Stadt Rüdesheim am Rhein.

    • Social Media Items Social Media Items
    Am Fuß des Niederwalds im Rheingau, ungefähr 30 Kilometer von den beiden Landeshauptstätten Mainz und Wiesdaden entfernt, befindet sich die UNESCO-Welterbe-Stadt Rüdesheim am Rhein.

Eventteaser Image
  • Social Media Items Social Media Items

1. Preis: schneider + schumacher

  • Social Media Items Social Media Items
1. Preis: schneider + schumacher


Kleinstadtdenkmal

Neue Talstation für die Rüdesheimer Seilbahn

Text: Crone, Benedikt, Berlin

Wer zum Niederwalddenkmal will, kommt an der Rüdesheimer Seilbahn nicht vorbei – oder nur mit hartem Muskeleinsatz bergauf. Der Siegerentwurf eines Neubauwettbewerbs zeigt, wie aus der unscheinbaren Talstation eine Attraktion der hessischen Kleinstadt werden könnte.
Kaiserreich zieht immer. Zu den Denkmälern dieser deutschen Epoche strömen noch heute Touristen, Schulklassen und der ein oder andere Monarchie-Nostalgiker. Das 1883 eingeweihte Niederwalddenkmal oberhalb von Rüdesheim besuchen jährlich rund 1,8 Millionen Menschen – im Schnitt also fast 5000 täglich. Wer am Fuße der Germania stehen will, die fürs vereinigte Deutschland ihre Krone in die Höhe hebt, kann sich seit 1883 von einer Seilbahn aus der Altstadt über die Weinberge des Mittelrheintals zum Denkmalsplatz bringen lassen. 2004 wurde die Bergstation erneuert und die Bahn durch eine moderne Anlage ersetzt. Nun ist die Talstation von 1954 an der Reihe, für deren Neubau die Rüdesheimer Seilbahngesellschaft 2012 einen Wettbewerb auslobte. Nicht, weil das derzeitige Gebäude nicht in die denkmalgeschützte Umgebung passe, so die Auslober, sondern weil der Zugang nicht barrierefrei sei. Bisher müssen Besucher mindestens 40 Treppenstufen steigen, wenn sie in eine Kabine wollen – anders gelangen sie nicht zum Bahnsteig. Gefordert war aber auch, dass die Talstation stärker im Stadtbild auffällt und besser in den Vorplatz eingebunden ist.
Kein anderer Teilnehmer löste die Aufgaben so geschickt wie schneider+schumacher, die für ihren Entwurf von der Jury den 1. Preis erhielten. Das Frankfurter Büro schlägt vor, die Stirnseite der Station zu öffnen und zwei neue, große Räder anzubringen, die vom Platz aus sofort die Aufmerksamkeit auf sich lenken. Die Räder sollen die Gondeln vom Seil nehmen, auf Bodenniveau senken und mit den neuen Fahrgästen wieder nach oben hieven. Leicht lässt sich erahnen, wie belebt der Platz sein könnte, wenn die wankelscheibenförmigen Räder sich gemächlich vorwärts wälzen und die Gondeln unter den Augen der Wartenden vom Seil auf das umlaufende Band der Talstation und wieder zurück gleiten lassen. 7,50 Meter werden so überbrückt; die Besucher könnten sich direkt vor dem Erdgeschoss der Talstation in die vorbeilaufenden Gondeln setzen. Den Großteil des 50er-Jahre-Baus würden die Architekten unangetastet lassen, wodurch, so hofft die Jury, mehr Geld für die aufwendige Seilbahnkostruktion übrig bliebe. Im Gegensatz zum Siegerentwurf, der eine Offenlegung der Anlage vorsieht, halten die anderen Preisträger die Bahn hinter ihrem Neubau versteckt. Damit der Fahrgast an der Anlage nicht ahnungslos vorbeiläuft, betiteln sie die Eingangsseite mit der Aufschrift „Seilbahn“. Neben dem 1. Preis verblassen ihre Entwürfe, in denen sie die Barrieren mit Auf­zügen überwinden wollen. Sie sind solide aber wenig spannend.
2016 könnte die Talstation nach Auffassung der Architekten fertig sein. Dann hätte das „Rüdesheimer Rad“ gute Aussichten, zu einem „markanten technischen Bauwerk“ der Kleinstadt zu werden, glaubt die Jury, auch wenn es im Entwurf „designmäßig noch etwas überzogen“ wirke. Ob die Station eines Tages jedoch so viele Besucher ins Tal ziehen wird, wie die Germania auf den Berg, bleibt abzuwarten.
vollständiges Ergebnis:
Realisierungswettbewerb
1. Preis: schneider+schumacher, Frankfurt am Main | 2. Preis: Sandra Schlotter, Geisenheim | 3. Preis: h.s.d. architekten, Lemgo | Anerkennung Filip Nosek, Berlin | Anerkennung | LOMA architecture.landscape.urbanism, Kassel
Fakten
Architekten schneider+schumacher, Frankfurt am Main; Schlotter, Sandra, Geisenheim; h.s.d. Architekten, Lemgo
aus Bauwelt 26.2013
Artikel als pdf

0 Kommentare


loading
x
loading

7.2025

Das aktuelle Heft

Bauwelt Newsletter

Das Wichtigste der Woche. Dazu: aktuelle Jobangebote, Auslobungen und Termine. Immer freitags – kostenlos und jederzeit wieder kündbar.