Kleinstadtdenkmal
Neue Talstation für die Rüdesheimer Seilbahn
Text: Crone, Benedikt, Berlin
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Am Fuß des Niederwalds im Rheingau, ungefähr 30 Kilometer von den beiden Landeshauptstätten Mainz und Wiesdaden entfernt, befindet sich die UNESCO-Welterbe-Stadt Rüdesheim am Rhein.
Am Fuß des Niederwalds im Rheingau, ungefähr 30 Kilometer von den beiden Landeshauptstätten Mainz und Wiesdaden entfernt, befindet sich die UNESCO-Welterbe-Stadt Rüdesheim am Rhein.
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Wer den mühevollen Aufstieg zum 200 Meter höher gelegenen Niederwalddenkmal scheute, konnte sich bereits 1884 von einer Zahnradbahn fahren lassen. Ab 1954 übernahm dann eine Seilbahn den Touristentransport.
Wer den mühevollen Aufstieg zum 200 Meter höher gelegenen Niederwalddenkmal scheute, konnte sich bereits 1884 von einer Zahnradbahn fahren lassen. Ab 1954 übernahm dann eine Seilbahn den Touristentransport.
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Anlass zu Erbauung des Denkmals war die Gründung des Deutschen Kaiserreichs (1871) nach dem Deutsch-Franzöischen Krieg (1870-71).
Anlass zu Erbauung des Denkmals war die Gründung des Deutschen Kaiserreichs (1871) nach dem Deutsch-Franzöischen Krieg (1870-71).
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Der Blick vom 1883 eingeweihten Niederwalddenkmal auf das Mittelrheintal.
Hubert Berberich
Der Blick vom 1883 eingeweihten Niederwalddenkmal auf das Mittelrheintal.
Hubert Berberich
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Jährlich besuchen ca. 1,8 Millionen Menschen das Denkmal und "gondeln" mit der Seilbahn von der Rüdesheimer Altstadt über die Rheingauer Weinberge.
Jährlich besuchen ca. 1,8 Millionen Menschen das Denkmal und "gondeln" mit der Seilbahn von der Rüdesheimer Altstadt über die Rheingauer Weinberge.
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Um den Zugang barrierfrei zu gestalten und die Talstation im Stadtbild zu stärken, lobte die Seilbahngesellschaft 2012 einen Realisierungswettbewerb aus. Die Ergebnisse:
Um den Zugang barrierfrei zu gestalten und die Talstation im Stadtbild zu stärken, lobte die Seilbahngesellschaft 2012 einen Realisierungswettbewerb aus. Die Ergebnisse:
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"Jede Anbiederung an die durch Fachwerkhäuser geprägte Umgebung wird bewusst vermieden.", ...
Filip Nosek
"Jede Anbiederung an die durch Fachwerkhäuser geprägte Umgebung wird bewusst vermieden.", ...
Filip Nosek
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... "die barrierefreie Zugänglichkeit wird jedoch durch eine DIN-gerechte Rampenanlage erkauft".
Filip Nosek
... "die barrierefreie Zugänglichkeit wird jedoch durch eine DIN-gerechte Rampenanlage erkauft".
Filip Nosek
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"Durch die Absenkung der Seilbahn auf das Platzniveau wird ein direkter Zugang zur Seilbahn ermöglicht.", ...
LOMA architecture.landscape.urbanism
"Durch die Absenkung der Seilbahn auf das Platzniveau wird ein direkter Zugang zur Seilbahn ermöglicht.", ...
LOMA architecture.landscape.urbanism
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... "Der scheinbar ökonomische Ansatz wird jedoch durch nicht erforderliche Raumvolumina konterkariert, die aufgesetzt wirken, um die nötige städtebauliche Proportion zu erreichen."
LOMA architecture.landscape.urbanism
... "Der scheinbar ökonomische Ansatz wird jedoch durch nicht erforderliche Raumvolumina konterkariert, die aufgesetzt wirken, um die nötige städtebauliche Proportion zu erreichen."
LOMA architecture.landscape.urbanism
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"Zur barrierefreien Erschließung wird die Platzfläche mittels mehrerer Querrampen und Treppen-, bzw. Sitzstufenanlagen gegliedert, die mit zusätzlichen Sitzbänken Möglichkeiten zum Ausruhen bieten sollen."
h.s.d. architekten
"Zur barrierefreien Erschließung wird die Platzfläche mittels mehrerer Querrampen und Treppen-, bzw. Sitzstufenanlagen gegliedert, die mit zusätzlichen Sitzbänken Möglichkeiten zum Ausruhen bieten sollen."
h.s.d. architekten
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"Kritisch wird dagegen der Vorschlag zur Fassadengestaltung aus einem Flechtwerk aus tragenden Holzstäben gesehen."
h.s.d. architekten
"Kritisch wird dagegen der Vorschlag zur Fassadengestaltung aus einem Flechtwerk aus tragenden Holzstäben gesehen."
h.s.d. architekten
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"Der Verfasser schlägt geschickt vor, das vorhandene Platzgefälle zu reduzieren und somit durch einen leicht geneigten Platz die barrierefreie Zugänglichkeit zum Eingang sicherzustellen."
Sandra Schlotter
"Der Verfasser schlägt geschickt vor, das vorhandene Platzgefälle zu reduzieren und somit durch einen leicht geneigten Platz die barrierefreie Zugänglichkeit zum Eingang sicherzustellen."
Sandra Schlotter
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"Die Gliederung des Baukörpers und die Fügung an die bestehende Talstation ist einfach und klar, wobei der schluchtartige Abstandsraum im EG kritisch diskutiert wird."
Sandra Schlotter
"Die Gliederung des Baukörpers und die Fügung an die bestehende Talstation ist einfach und klar, wobei der schluchtartige Abstandsraum im EG kritisch diskutiert wird."
Sandra Schlotter
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2.Preis: Sandra Schlotter, Geisenheim
2.Preis: Sandra Schlotter, Geisenheim
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"Die Idee des ’Rüdesheimer Rads’ überzeugt – statt die Fahrgäste mit Treppen durch Rampen den Platz und über Aufzüge zur Seilbahn zu leiten, werden die Gondeln auf Straßen-/Platzniveau gebracht."
schneider+schumacher
"Die Idee des ’Rüdesheimer Rads’ überzeugt – statt die Fahrgäste mit Treppen durch Rampen den Platz und über Aufzüge zur Seilbahn zu leiten, werden die Gondeln auf Straßen-/Platzniveau gebracht."
schneider+schumacher
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"Städtebaulich entsteht ein technisches Bauwerk, das von sich aus signethaft markant wirkt und keiner weiteren Hinweiselemente benötigt."
schneider+schumacher
"Städtebaulich entsteht ein technisches Bauwerk, das von sich aus signethaft markant wirkt und keiner weiteren Hinweiselemente benötigt."
schneider+schumacher
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1. Preis: schneider + schumacher
1. Preis: schneider + schumacher
Kleinstadtdenkmal
Neue Talstation für die Rüdesheimer Seilbahn
Text: Crone, Benedikt, Berlin
Wer zum Niederwalddenkmal will, kommt an der Rüdesheimer Seilbahn nicht vorbei – oder nur mit hartem Muskeleinsatz bergauf. Der Siegerentwurf eines Neubauwettbewerbs zeigt, wie aus der unscheinbaren Talstation eine Attraktion der hessischen Kleinstadt werden könnte.
Kaiserreich zieht immer. Zu den Denkmälern dieser deutschen Epoche strömen noch heute Touristen, Schulklassen und der ein oder andere Monarchie-Nostalgiker. Das 1883 eingeweihte Niederwalddenkmal oberhalb von Rüdesheim besuchen jährlich rund 1,8 Millionen Menschen – im Schnitt also fast 5000 täglich. Wer am Fuße der Germania stehen will, die fürs vereinigte Deutschland ihre Krone in die Höhe hebt, kann sich seit 1883 von einer Seilbahn aus der Altstadt über die Weinberge des Mittelrheintals zum Denkmalsplatz bringen lassen. 2004 wurde die Bergstation erneuert und die Bahn durch eine moderne Anlage ersetzt. Nun ist die Talstation von 1954 an der Reihe, für deren Neubau die Rüdesheimer Seilbahngesellschaft 2012 einen Wettbewerb auslobte. Nicht, weil das derzeitige Gebäude nicht in die denkmalgeschützte Umgebung passe, so die Auslober, sondern weil der Zugang nicht barrierefrei sei. Bisher müssen Besucher mindestens 40 Treppenstufen steigen, wenn sie in eine Kabine wollen – anders gelangen sie nicht zum Bahnsteig. Gefordert war aber auch, dass die Talstation stärker im Stadtbild auffällt und besser in den Vorplatz eingebunden ist.
Kein anderer Teilnehmer löste die Aufgaben so geschickt wie schneider+schumacher, die für ihren Entwurf von der Jury den 1. Preis erhielten. Das Frankfurter Büro schlägt vor, die Stirnseite der Station zu öffnen und zwei neue, große Räder anzubringen, die vom Platz aus sofort die Aufmerksamkeit auf sich lenken. Die Räder sollen die Gondeln vom Seil nehmen, auf Bodenniveau senken und mit den neuen Fahrgästen wieder nach oben hieven. Leicht lässt sich erahnen, wie belebt der Platz sein könnte, wenn die wankelscheibenförmigen Räder sich gemächlich vorwärts wälzen und die Gondeln unter den Augen der Wartenden vom Seil auf das umlaufende Band der Talstation und wieder zurück gleiten lassen. 7,50 Meter werden so überbrückt; die Besucher könnten sich direkt vor dem Erdgeschoss der Talstation in die vorbeilaufenden Gondeln setzen. Den Großteil des 50er-Jahre-Baus würden die Architekten unangetastet lassen, wodurch, so hofft die Jury, mehr Geld für die aufwendige Seilbahnkostruktion übrig bliebe. Im Gegensatz zum Siegerentwurf, der eine Offenlegung der Anlage vorsieht, halten die anderen Preisträger die Bahn hinter ihrem Neubau versteckt. Damit der Fahrgast an der Anlage nicht ahnungslos vorbeiläuft, betiteln sie die Eingangsseite mit der Aufschrift „Seilbahn“. Neben dem 1. Preis verblassen ihre Entwürfe, in denen sie die Barrieren mit Aufzügen überwinden wollen. Sie sind solide aber wenig spannend.
2016 könnte die Talstation nach Auffassung der Architekten fertig sein. Dann hätte das „Rüdesheimer Rad“ gute Aussichten, zu einem „markanten technischen Bauwerk“ der Kleinstadt zu werden, glaubt die Jury, auch wenn es im Entwurf „designmäßig noch etwas überzogen“ wirke. Ob die Station eines Tages jedoch so viele Besucher ins Tal ziehen wird, wie die Germania auf den Berg, bleibt abzuwarten.
vollständiges Ergebnis:
Realisierungswettbewerb
1. Preis: schneider+schumacher, Frankfurt am Main | 2. Preis: Sandra Schlotter, Geisenheim | 3. Preis: h.s.d. architekten, Lemgo | Anerkennung Filip Nosek, Berlin | Anerkennung | LOMA architecture.landscape.urbanism, Kassel
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