Kopfbauten
Erweiterung des Wallraf-Richartz-Museums in Köln
Text: Winterhager, Uta, Bonn
Kopfbauten
Erweiterung des Wallraf-Richartz-Museums in Köln
Text: Winterhager, Uta, Bonn
Weil man an einen Ungers-Bau nicht einfach andocken kann, soll er unterirdisch erweitert werden. Das man sich dabei aber nicht streng an die Auslobung halten muss, zeigen in Köln Christ & Gantenbein.
Schon im Eröffnungsjahr 2001 wurde es dem Wallraf-Richartz-Museum in seinem von O.M.Ungers entworfenen Bau zu eng. Mit der Dauerleihgabe von 170 impressionistischen Gemälden des Sammlers Gérard Corboud hatte einfach niemand gerechnet. So erfreut das Museum über die Schenkung war, es fehlte an Platz, die Schätze in Gänze zu zeigen. Zum Trost der Besucher und Stifter blieb die in Aussicht gestellte Erweiterung des Museums. Direkt nebenan erwarb die Stadt hierfür ein Grundstück. Dann passierte dreizehn Jahre lang nichts. Bis der Stifterrat des Museums im Sommer dieses Jahres den Wettbewerb initiierte, dessen Ergebnis nun vorliegt.
Zunächst aber musste geklärt werden, wie Bestand und Erweiterung überhaupt zusammenfinden könnten. Der Ungers-Bau, mitten in der Kölner Innenstadt, liegt als Kopf an der Nordseite eines Blocks, dessen südlichen Abschluss der Gürzenich bildet. Gegenüber befinden sich das historische Rathaus und das Ausgrabungsareal „Archäologische Zone Köln“. Über letzterem ist seit Jahren der Bau des Jüdischen Museums geplant. Die Idee einer Brücke oder Traverse war angesichts des Urheberrechts schnell vom Tisch. Was blieb, war der Gang unter die Erde.
Einmal dort unten angekommen, wurde bald entschieden, den Teilnehmern vorzugeben, die gewünschten 1000 Quadratmeter für Wechselausstellungen hier unterzubringen – was zwei Vorteile mit sich bringt. Zum einen können die kostbaren oberirdischen Flächen für Wohnen und Gewerbe vermarktet werden, was die Finanzierung des Projektes erheblich vereinfacht. Zum anderen kann man die leidige Frage umgehen, wie man einen neuen Kulturbau errichtet, ohne mit Ungers in Konkurrenz zu treten. Doch was so sinnvoll klingt, ist nicht zwingend einfach umzusetzen. Als die Wettbewerbsergebnisse bekannt wurden, zeigten sich Stadt, Stifterrat und Museum daher gleichermaßen begeistert wie überrascht.
Belohnter Ungehorsam
Den ersten Preis vergab die Jury (Vorsitz: Bernhard Winking) an das Büro Christ & Gantenbein, das sich mutig über die Auslobung hinwegsetzte: Die Basler Architekten verteilen die Ausstellungsflächen über die drei Geschosse eines prägnanten Kopfbaus, statt sie, wie empfohlen, komplett im Untergeschoss zu verstauen. Davon abgesetzt planen sie im hinteren Teil des Grundstücks eine Bebauung für Geschäfte und Wohnungen. Die einzelnen Stadtbausteine bleiben weiter erkennbar, die jeweilige Funktion bestimmt den Grad der Fassadenöffnung. Zum Marsplatz präsentiert sich der Museumsteil des Neubaus mit einer geschlossenen Backsteinwand, bei der die Architekten mit der Kleinteiligkeit des Mauerwerks spielen. Durch unterschiedliche Formate und Färbungen der Steine erzeugen sie eine dezente Schichtung, die auf die bis ins römische Köln zurückreichende Geschichte des Ortes verweist. In den Stützen und Streben des Sockelbereichs, auf dem sich der schweren Bau aus der Erde zu stemmen scheint, werden die Namen der Museumsstifter sichtbar – nicht auf den ersten Blick und nicht aus jeder Position, aber die Geste ist da, auch wenn sie vielleicht ein wenig pathetisch wirkt. Er habe den Ungers-Bau neu schätzen gelernt, sagt Architekt Emanuel Christ. So ist es verständlich, dass er dessen Foyer wieder in den ursprünglich puristischen Zustand zurückführen will. Nicht ganz uneigennützig: Nur in der freigeräumten Eingangshalle kann die lange Treppe ins Untergeschoss gesetzt werden. Dass diese Treppe, über die der Erweiterungsbau erschlossen wird, sich quer in Ungers dogmatisches Raster legt, ist nicht als Affront zu verstehen. Sie folgt der Flucht, die das „Haus zur Roten Tür“, eine im Untergeschoss des Museums integrierte Ausgrabungsstätte, vorgibt.
Den ersten Preis vergab die Jury (Vorsitz: Bernhard Winking) an das Büro Christ & Gantenbein, das sich mutig über die Auslobung hinwegsetzte: Die Basler Architekten verteilen die Ausstellungsflächen über die drei Geschosse eines prägnanten Kopfbaus, statt sie, wie empfohlen, komplett im Untergeschoss zu verstauen. Davon abgesetzt planen sie im hinteren Teil des Grundstücks eine Bebauung für Geschäfte und Wohnungen. Die einzelnen Stadtbausteine bleiben weiter erkennbar, die jeweilige Funktion bestimmt den Grad der Fassadenöffnung. Zum Marsplatz präsentiert sich der Museumsteil des Neubaus mit einer geschlossenen Backsteinwand, bei der die Architekten mit der Kleinteiligkeit des Mauerwerks spielen. Durch unterschiedliche Formate und Färbungen der Steine erzeugen sie eine dezente Schichtung, die auf die bis ins römische Köln zurückreichende Geschichte des Ortes verweist. In den Stützen und Streben des Sockelbereichs, auf dem sich der schweren Bau aus der Erde zu stemmen scheint, werden die Namen der Museumsstifter sichtbar – nicht auf den ersten Blick und nicht aus jeder Position, aber die Geste ist da, auch wenn sie vielleicht ein wenig pathetisch wirkt. Er habe den Ungers-Bau neu schätzen gelernt, sagt Architekt Emanuel Christ. So ist es verständlich, dass er dessen Foyer wieder in den ursprünglich puristischen Zustand zurückführen will. Nicht ganz uneigennützig: Nur in der freigeräumten Eingangshalle kann die lange Treppe ins Untergeschoss gesetzt werden. Dass diese Treppe, über die der Erweiterungsbau erschlossen wird, sich quer in Ungers dogmatisches Raster legt, ist nicht als Affront zu verstehen. Sie folgt der Flucht, die das „Haus zur Roten Tür“, eine im Untergeschoss des Museums integrierte Ausgrabungsstätte, vorgibt.
Wie Christ & Gantenbein wagte auch das Kölner Büro Peter Kulka (2. Preis), den Ausstellungsbereich entgegen der Auslobung vertikal zu gliedern und ihn in einem Gebäudekopf unterzubringen. Dieser ist jedoch mit einer als Passage und Terrasse ausgebildeten Fuge deutlich von der dahinter liegenden kleinteiligen Wohnbebauung abgesetzt und öffnet sich mit einem großen Fenster, hinter dem im Hochparterre das Café liegt, zur Stadt. Eine freundliche Geste, die vollkommen unerwartet ausfällt, steht der Baukör-per doch massiv und kantig – ohne Sockel oder Attika – wie ein Fels in der Stadt.
Anders als die beiden ersten Preisträger hat sich das Büro Gernot Schulz (3. Preis) an die Auslobung gehalten. Die Basis des Entwurfs bildet ein knapp 1000 Quadratmeter großer Raum für Wechselausstellungen, dessen Höhe vom Untergeschoss des Neubaus ins Erdgeschoss hinein reicht – und auch Passanten Einblicke in die Halle verschafft. Mit einer überraschend lebendigen Kubatur passt sich der Bau an die Kleinteiligkeit der Altstadt an. Gernot Schulz gliedert den großen Baukörper durch eine giebelständige Dachlandschaft, akzentuiert das Volumen mit Rück- und Höhenversprüngen und strukturiert die Klinkerfassade mit feinen Lisenen. Bewusst setzt sich Schulz von Ungers rigider Entwurfshaltung ab, plant etwas ganz Eigenes, das im Kölner Stadtbild vertraut, aber nicht altbacken wirkt.
Angesichts der nicht geklärten Finanzierung ist die Spekulation darüber, ob der Grundstein nun 2018 oder vielleicht schon 2015 gelegt werden wird nebensächlich. Alleine wird die Stadt die veranschlagten 17 Millionen Euro nicht aufbringen können. Sie ist auf die Zusammenarbeit mit privaten Investoren angewiesen. In diesem Fall ist es wohl durchaus sinnvoll, dass die beiden ersten Preisträger eine so deutliche räumliche Zäsur zwischen privaten und musealen Flächen vorgesehen haben.
Beschränkter Realisierungswettbewerb nach RAW
1. Preis Christ & Gantenbein, Basel
2. Preis Peter Kulka Architektur, Köln
3. Preis gernot schulz:architektur, Köln
Anerkennung Georg. Scheel. Wetzel Architekten, Berlin
1. Preis Christ & Gantenbein, Basel
2. Preis Peter Kulka Architektur, Köln
3. Preis gernot schulz:architektur, Köln
Anerkennung Georg. Scheel. Wetzel Architekten, Berlin
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