Bauwelt

Kunst am Bau im Kollektiv

Die PG „Kunst am Bau“ Dresden

Text: Scheffler, Tanja, Dresden

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    Dieter Graupner: Hühner aus Beton für den Spielplatz in Cottbus, 1988
    Archiv der Genossenschaft Kunst+Bau, Dresden

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    Dieter Graupner: Hühner aus Beton für den Spielplatz in Cottbus, 1988

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Foto: Archiv der Genossenschaft Kunst+Bau, Dresden

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Foto: Archiv der Genossenschaft Kunst+Bau, Dresden


Kunst am Bau im Kollektiv

Die PG „Kunst am Bau“ Dresden

Text: Scheffler, Tanja, Dresden

In einem Hinterhof der Dresdner Altstadt steht er noch, der Prototyp der „Rüsselrutsche“ aus dem Jahr 1962. Der kleine Betonelefant wurde ab 1965 in Serie produziert und DDR-weit aufgestellt.
Seinen Schöpfern, den Bildhauern Vinzenz Wanitschke, ­Johannes Peschel und Egmar Ponndorf von der Dresdner Produktionsgenossenschaft „Kunst am Bau“, eröffnete die Nische Spielzeuggestaltung die Möglichkeit, Kunstobjekte jenseits von Arbeiter- und Bauernbildnissen im Stil des sozialistischen Realismus auszuführen. In der ehemaligen Arbeitsstätte des Künstler-Kollektivs in einem Atelierhaus in Dresden-Strehlen ist jetzt eine Werkschau zum Schaffen der 1958 gegründeten Gruppe zu sehen. Konzipiert wurde die durch die Bundesstiftung Aufarbeitung geförderte Ausstellung von der Kunst+Bau eG, dem Nachfolger der Produktionsgenossenschaft.
Die PG „Kunst am Bau“ arbeitete in unterschiedlichen Konstellationen mehr als 30 Jahre lang zusammen, an fast 3000 Projekten architekturbezogener Kunst. Aushängeschild der Kreativgemeinschaft waren die auch international be- und anerkannten Maler und Grafiker Karl-Heinz Adler und Friedrich Kracht. Mit Collagen geometrischer Elemente, Quadraten, Dreiecken, Halb- und Viertelkreisen, gelang den beiden „Radikalfuturisten eines ostdeutschen Space-Age“ (FAZ) der Ausstieg aus dem Gegenständlichen in die konstruktiv-konkrete Kunst – noch vor vergleichbaren Entwicklungen im Westen. Adler und Kracht entwarfen eine Art Baukastensortiment von Betonelementen für Strukturwände. Sie entwickelten Haftmittel zur Befestigung der Elemente und neuartige witterungsbeständig Keramikgranulat-Beschichtungen. Die Patente der beiden stießen auf höchster Ebene auf Interesse: Bei Vorzeigebauten wie der Berliner Stalinallee waren Fassadenkacheln bereits nach dem ersten Winter reihenweise abgefallen.
Rudolf Sittes Wandbild für den Dresdner Kulturpalast (1969) wurde von der SED-Führung nicht akzeptiert und gammelt bis heute auf einem Bauhof vor sich hin, sein 24 Meter langes Betonrelief für das Haus der Presse in Dresden (1966) hingegen, das die technischen Abläufe der damaligen Zeitungsproduktion darstellt, hat selbst die Radikalsanierung des Gebäudes unbeschadet überstanden. Der Keramiker Dieter Graupner schuf gegenständliche Wandgestaltungen und Figuren, der Grafiker Wolff-Ulrich Weder entwarf Signets, Plakate und Messestände.
Die auftragsgebundenen „Kunst am Bau“-Werke unterlagen in Form und Inhalt der Zensur. Durch ihre Stärken in der Materialforschung, aber auch durch die Größe der Künstlergruppe war die Dresdner Genossenschaft in der baubezogenen Kunst eine DDR-weit gefragte Institution. Dies ermöglichte ihnen auch gewisse Grenzüberschreitungen. Heute
arbeiten in dem Stehlener Künstlerrefugium wieder junge Künstler.

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