Lewis Baltz: Tract House Nr. 9
Position Nr. 12
Text: Brosowsky, Bettina Maria, Braunschweig
Lewis Baltz: Tract House Nr. 9
Position Nr. 12
Text: Brosowsky, Bettina Maria, Braunschweig
Ein mitleidslos nüchterner Blick auf die Banalität menschlichen Behausens
Soziales Mitgefühl ist seine Sache nicht. Lewis Baltz’ Blick ist analytisch, kühl distanziert. Gleichwohl findet der 1945 in den USA geborene, seit 1986 in Europa lebende Fotograf seine Themen in den Verwerfungen der modernen Gesellschaft. Seine Schwarz-Weiß-Serien aus den 60er bis 90er Jahren zu Siedlungshäusern, suburbanen Agglomerationen und Industrieanlagen waren ästhetisch bahnbrechend. Lewis Baltz rückte die Fotografie in den Kontext des konzeptionellen Minimalismus: Er sah seine Bilder nicht länger als Abbild individueller Situationen – selbst wenn diese natürlich erkennbar blieben; vielmehr recherchierte Baltz Prototypen, suchte Muster für Reihen gleichgearteter Stücke. Dem Zeichenhaften, Allgemeingültigen einer Konstellation galt sein Interesse.
Zwischen 1969 und 71, noch während seines Studiums in San Francisco, verfasste Lewis Baltz die 25-teilige Serie „Tract Houses“. Die uniformen Siedlungshäuser, die sich, architektonisch banal bis desaströs, ohne städtebauliches System, ohne Rücksicht auf die Topographie in die kalifornische Landschaft fraßen, hielt er während der Bauzeit fest. Die Fensteröffnungen sind noch mit Platten verschlossen – ganz so, als könne auch künftig hier niemand wohnen. Baltz’ Aufnahmen sind perfekt komponiert, reizen Transparenz und Brillanz der Schwarz-Weiß-Fotografie virtuos aus. In dieser handwerklichen Beherrschung spielen sie auf die Tradition der heroischen Landschaftsfotografie früher amerikanischer Fotografen wie Ansel Adams an. Nur zeigen sie von Menschen gemachte Landstriche, vollziehen eine kategorische Verschiebung des Bildinteresses, die 1975 in die typologische Gattung der „New Topographics“ mündete.
Die Fotos der Tract-Houses-Serie sind autarke Kunstwerke archetypischer Formen. Sie lassen sich aber auch als zeitlose Fanale lesen: vom trügerischen Traum und vom regelmäßigen Scheitern menschlichen Behausens.
Zwischen 1969 und 71, noch während seines Studiums in San Francisco, verfasste Lewis Baltz die 25-teilige Serie „Tract Houses“. Die uniformen Siedlungshäuser, die sich, architektonisch banal bis desaströs, ohne städtebauliches System, ohne Rücksicht auf die Topographie in die kalifornische Landschaft fraßen, hielt er während der Bauzeit fest. Die Fensteröffnungen sind noch mit Platten verschlossen – ganz so, als könne auch künftig hier niemand wohnen. Baltz’ Aufnahmen sind perfekt komponiert, reizen Transparenz und Brillanz der Schwarz-Weiß-Fotografie virtuos aus. In dieser handwerklichen Beherrschung spielen sie auf die Tradition der heroischen Landschaftsfotografie früher amerikanischer Fotografen wie Ansel Adams an. Nur zeigen sie von Menschen gemachte Landstriche, vollziehen eine kategorische Verschiebung des Bildinteresses, die 1975 in die typologische Gattung der „New Topographics“ mündete.
Die Fotos der Tract-Houses-Serie sind autarke Kunstwerke archetypischer Formen. Sie lassen sich aber auch als zeitlose Fanale lesen: vom trügerischen Traum und vom regelmäßigen Scheitern menschlichen Behausens.
0 Kommentare