Museums- und Ausstellungsgebäude im Römerpark Ruffenhofen
Rundumsicht
Text: Meyer, Friederike, Berlin
Museums- und Ausstellungsgebäude im Römerpark Ruffenhofen
Rundumsicht
Text: Meyer, Friederike, Berlin
Der Römerpark Ruffenhofen in Mittelfranken ist Teil des Limes, der seit 2005 auf der UNESCO-Welterbeliste steht. Hier soll ein Museum entstehen, das dem römischen Leben und dem Grenzsystem gewidmet ist und der strukturschwachen Region Besucher beschert.
Die römischen Grenzbefestigungen erstreckten sich über 5000 Kilometer – von der nordenglischen Atlantikküste durch Mitteleuropa bis zum Schwarzen Meer, und vom Roten Meer, durch Nordafrika bis zur Atlantikküste in Marokko. In England ist die Anlage als „Hadrianswall“ bekannt, in Schottland als „Antoninuswall“. Auf deutschem Gebiet wird sie als „Obergermanisch Raetischer Limes“ bezeichnet und gehört seit 2005 zur UNESCO-Welterbestätte „Grenzen des römischen Reichs“. An der Strecke zwischen Rheinbrohl/Bad Hönningen und Regensburg finden sich zahlreiche Reste von Wehrmauern, Wall- und Grabenanlagen, Wachtürmen, Kastellen und zivilen Siedlungen. Um den Limes als archäologisches Denkmal in die Öffentlichkeit zu rücken, haben sich 83 Orte, Landkreise und Touristikgemeinschaften im Verein „Deutsche Limes-Straße e.V.“ zusammengeschlossen. Geht es aber um Besucher, konkurrieren sie. Dass gute Architektur zur touristischen Vermarktung erheblich beitragen kann, hat manch angrenzende Gemeinde bereits erkannt. Mitte 2010 etwa wurde ein Wettbewerb für den Ausgrabungsort Villa Blankenheim in der Nordeiffel entschieden, den Schneider + Schumacher mit einer Pergola aus Cortenstahllamellen gewannen (Bauwelt 26–27.10).
Im Römerpark Ruffenhofen zwischen Nürnberg und Ulm ist nun ein Museum mit dem Titel „Limeseum“ geplant. Im hiesigen Kastell, dessen Reste unter der hügeligen Wiesenlandschaft verborgen sind, lebten um 200 n.Chr. etwa 500 Reitersoldaten sowie 1500 Händler, Handwerker und andere Zivilisten. Die Flächen werden seit 2003 nicht mehr landwirtschaftlich genutzt und nun als archäologischer Park erschlossen. Neue Wege wurden angelegt und Hinweisschilder an den ehemaligen römischen Straßen aufgestellt. Von einem Hügel kann man das Gelände und einen wetterfesten Kastellnachbau im Maßstab 1:10 überblicken. Doch überregionale Anziehungskraft, die strukturschwache Regionen wie diese mittelfränkische es sich wünschen, sieht anders aus.
Dafür soll nun das Limeseum sorgen. Für den Bau wurden der Gemeinde Gerolfingen Fördermittel aus dem „Investitionsprogramm nationale UNESCO-Welterbestätten 2010–14“ zugesagt. Die Auflage: ein Wettbewerb. Fünf Wochen Zeit hatten die 30 ausgewählten Teams aus Architekten und Landschaftsarchitekten, um ein überschaubares Raumprogramm für Dauer- und Wechselausstellungen und für die Verwaltung unterzubringen sowie das Umfeld mit Stellplätzen zu planen. Doch wie reagiert man auf eine hügelige Wiesenlandschaft, die keinerlei städtebauliche Anhaltspunkte und derzeit kaum sichtbare Exponate bietet? Karl und Probst (1. Preis) antworten mit einem in sich formal geschlossenen Objekt, das eine enge Beziehung zwischen Innen- und Außenraum pflegt: Sie organisieren die Ausstellung in einer Aufwärtsspirale und ermöglichen so verschiedene Blicke auf das gesamte Areal. Die Jury (Vorsitz: Benedikt Schulz) zeigte sich beeindruckt „durch die an diesem Ort unerwartete eigenwillige Gebäudeform“ und empfahl den Entwurf aufgrund der „Einzigartigkeit und der überzeugenden Strahlkraft“ zur Ausführung, obwohl sie funktionale Mängel u.a. in der Raumorganisation feststellte.
Barkowsky Wahrer Architekten sowie Sturm und Wartzeck (beide ein 3. Preis) hingegen platzieren jeweils einen vergleichsweise beliebig wirkenden Riegel parallel zum historischen Limesverlauf und rahmen die Landschaft durch einen großzügigen Ausschnitt. Bei Barkowsky Wahrer hat der Riegel eine Fassade aus scharriertem Sichtbeton und ist innen mit bedruckten Birkenfurniertafeln bekleidet. Bei Sturm und Wartzeck ist er umlaufend mit einer doppelten Glas- und Holzpalisadenfassade versehen. Moh architects erhielten den 4. Preis. Mit allen vier Preisträgern wird jetzt verhandelt. 2012 soll das Bauwerk in Betrieb genommen werden.
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