Bauwelt

Noch mehr nicht gebrauchte Ställe

Baukulturelle Folgen des Struktur­wandels in der Landwirtschaft

Text: Aicher, Florian, Leutkirch

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Pfarrhof mit Stall in Pretnau
Foto: Günther Richard Wett

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Pfarrhof mit Stall in Pretnau

Foto: Günther Richard Wett


Noch mehr nicht gebrauchte Ställe

Baukulturelle Folgen des Struktur­wandels in der Landwirtschaft

Text: Aicher, Florian, Leutkirch

Kurz hinterm Reschen-Pass, an der österreichisch-italienischen Grenze, geht es los, schwillt dann an und ändert sich bis Bozen nicht mehr: Apfelplantagen, Delicious und Gala, soweit das Auge reicht. Der Südtiroler Vinschgau: eine Landschaft als Obstfabrik, die noch vor einem halben Jahrhundert das ganze Spektrum an Lebensmitteln hervorbrachte. Diesem Umbruch, beschönigend Strukturwandel genannt, und seinen Konsequenzen für die gebaute Umwelt und die Baukultur widmet sich die Ausstellung „Der nicht mehr gebrauchte Stall“. Konzipiert für das „Gelbe Haus in Flims, erfolgreich gezeigt am vai in Dornbirn (http://bauwelt.de/cms/artikel.html?id=2137995&lang=de#.TrfVf2pgiEA), ist sie nun, deutlich erweitert und mit einem neuen Katalogbuch ergänzt, in Meran zu sehen.
Sieben Essays – sechs in Wort, eines in Bild in der Tradition der großen Fotoreportagen, dazu werden neue Objekte gezeigt – gehen dem Thema in Südtiroler Variation nach. Noch ist hier von Bauern die Rede, wo doch der bayerische Rundfunk schon das Wort vom „Z-Landwirt“ geprägt hat. Dabei soll Z nicht für den letzten Buchstaben des Alphabets, sondern für Zukunft stehen. Was da kommt, deuten die Titel der Essays an: „Die toten Seelen – über die Raumordnung“ und „Fremd in der Heimat – von der Landwirtschaft zum Fremdenverkehr“; dass es wohl anders kommen wird: „Nichts ist ewig – neue Nutzung für Stadel und Stall“ und „Das Ende der Tradition – von den Erben der Einsamkeit zum Landwirt als Unternehmer“; dass manch Erfreuliches kommt: „Alles beim Alten – der Bauer als Pfleger der Landschaft“ oder „Vom Apfel zum Whiskey – über die Vielfalt im Vintschgau“.
Der letzte Titel bezieht sich auf ein in der Ausstellung breit dokumentiertes Projekt: den Versuch, die Monokultur der Äpfel zurückzudrängen und anzuknüpfen an Bewirtschaftungen, für die das Tal einst berühmt war – freilich nicht als industrielles Massengut, sondern als hochwertiges Premiumprodukt. Ein Weg, der mit Erfolg beschritten wird, der sich ausschließlich privater Initiative – wirklicher Unternehmerkultur – verdankt und der (selbstverständlich?) hervorbringt, was heute ein „Alleinstellungsmerkmal“ genannt wird: anspruchsvolles Bauen von architektonischer Qualität.

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