Bauwelt

Ostwestfälische Lampen­schirme und ihr zweites Leben als Hocker

Kasiskes Fundstück

Text: Kasiske, Michael, Berlin

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Ostwestfälische Lampen­schirme und ihr zweites Leben als Hocker

Kasiskes Fundstück

Text: Kasiske, Michael, Berlin

Bielefeld gilt vielen als Inbegriff von Langeweile. Ausgesprochen unaufgeregt ist auch die Grundlage der dort beheimateten „Statthocker“: Plexiglasschirme von Straßenlaternen.
Die werden in Bielefeld seit zwei Jahren ausgemustert, weil man Quecksilberdampflampen gegen Energiesparleuchten austauscht. Wie ließe sich das schlichte Formstück neu einsetzen?, haben sich Oliver Bahr und Bastian Demmer gefragt.
Sicherlich wurden die leicht konischen Zylinder nach ihrer Ausmusterung mit der breiten Öffnung nach un­ten gelagert. Vielleicht haben sich die beiden Designer zum Nachdenken auf einem Objekt ihres Interesses nieder­gelassen und bemerkt, dass es eine bequeme Sitzhöhe (47 Zentimeter) hat. Als gelernte Tischler frästen sie jedenfalls kurzerhand eine Rille in eine Holzscheibe, die genau in die Aufkantung des Schirms passte; eine Runde Silikon dazwischen – fertig war der Hocker. Ein echtes Ready-made!
Die Sitzscheiben gibt es in verschiedenen Hölzern oder aus farbigem Kunststoff. Wer an die ursprüngliche Funktion erinnern möchte, kann unter der Sitzfläche ein Leuchtelement installieren und hockt dann auf einem milchig-schimmernden Möbel. Inzwischen sind so viele der stapelbaren Statthocker verkauft, dass es eng wird mit dem Nachschub. Welche Stadt möchte sich mit ihren nutzlos gewordenen Lampenschirmen als nächstes interes­sant(er) machen?
Fakten
Architekten Bahr, Oliver, Herford; Demmer, Bastian, Herford
aus Bauwelt 27-28.2012
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