„Sollte sich daraus mehr entwickeln,wäre das natürlich toll“
Brigitte Häntsch über den studentischen Ideenwettbewerb „documenta center of information and communication“ in Kassel
Text: Meyer, Friederike, Berlin
„Sollte sich daraus mehr entwickeln,wäre das natürlich toll“
Brigitte Häntsch über den studentischen Ideenwettbewerb „documenta center of information and communication“ in Kassel
Text: Meyer, Friederike, Berlin
Alle fünf Jahre, wenn in Kassel die documenta stattfindet, werden auf dem Friedrichsplatz und anderswo in der Stadt Container für den Kartenverkauf und als Buchladen aufgestellt. Ein internationaler studentischer Ideenwettbewerb suchte nach Alternativen und nach einer Idee für einen Ort, an dem die Besucher abends, nach Toresschluss, ihre Eindrücke diskutieren können. Brigitte Häntsch, an deren Fachbereich Entwerfen und Baukonstruktion der Uni Kassel der Wettbewerb organisiert wurde, spricht über die Ziele des Wettbewerbs und den Grund für die hohe Resonanz auf die Auslobung.
Frau Häntsch, wie kam es zu diesem Wettbewerb und zur Aufgabenstellung?
Kassel ist zu documenta-Zeiten Gastgeber für ein großes internationales Publikum. Zur letzten documenta, 2007, kamen 750.000 Besucher in 100 Tagen, das sind fast viermal so viel Menschen wie Kassel Einwohner hat. Dies wirft – unabhängig von der künstlerischen Konzeption der documenta – die Frage nach dem Besucherservice auf. Bisher stellte die documenta Veranstaltungs-GmbH immer Container für den Ticketverkauf, den Shop, die Garderobe auf. Aber wie kann ein Angebot für die Besucher am Friedrichsplatz aussehen, das auch außerhalb der Öffnungszeiten der Ausstellung attraktiv ist? Thomas Fischer, der als Lehrbeauftragter an meinem Fachgebiet arbeitet, hat die Idee des Wettbewerbs auf den Weg gebracht und, unterstützt durch sein Büro Atelier 30, die Auslobung vorbereitet. Der große Vorteil im Studentenwettbewerb liegt darin, dass hier, unabhängig von Verwertungsdruck, viele Ideen junger Entwerfer zusammenkommen, die die öffentliche Diskussion über ein Thema anregen können und dadurch vielleicht auch die Entscheidungsträger erreichen.
Container sind sehr beliebt, nicht nur für temporäre Nutzungen. Beispiele sind der Freitag-Taschenladen in Zürich (Bauwelt 25.06) oder das Studentenwohnheim in Le Havre (Bauwelt 33.11). Warum wollen Sie die Container-Idee aufgeben?
Die Container-Idee sollte nicht zwingend aufgegeben werden. Sie war als eine Lösungsmöglichkeit im Auslobungstext sogar explizit erwähnt. Es geht eher darum, die Idee ‚neu‘ oder ‚weiter‘ zu denken. Ein Container-Vorschlag hat es übrigens auch bis in den letzten Rundgang geschafft, der kam von einer unserer Studierenden aus Kassel.
Über 400 Beiträge aus 18 Nationen gingen ein. Wie erklären Sie sich den enormen Zuspruch?
Ich denke, die documenta an sich ist ein Zugpferd. Darüber hinaus waren das Raumprogramm und der Ort, aber auch der Aspekt des Temporären offensichtlich gut geeignet. An vielen Hochschulen ist der Wettbewerb als Semesteraufgabe bearbeitet und betreut worden. Dadurch gab es in gewisser Weise auch eine Vorauswahl, die das hohe Niveau der eingereichten Arbeiten erklärt. 75 Prozent der Beiträge kommen aus Deutschland, fast alle deutschen Architektur- und Designhochschulen sind vertreten.
Drei Arbeiten vom Lehrstuhl Fink der TU München sind in der Preisgruppe vertreten. Was heißt das?
Als wir nach zwei Jurytagen die Umschläge öffneten, haben wir nicht schlecht gestaunt. Das Verfahren ist ja anonym gewesen. Die Arbeiten aus München waren konzeptstark und präzise in der Entwurfsaussage. Das hat sie nach vorne gebracht.
Gibt es jetzt nicht doch auch den Wunsch, dass von den Entwürfen etwas gebaut wird? Es wäre nicht das erste Mal, dass Ideen von Studierenden umgesetzt werden.
Der Wettbewerb wurde als Ideenwettbewerb ausgelobt. Sollte sich daraus mehr entwickeln, wäre das natürlich toll. Unser Ziel ist zunächst, das Ergebnis in einer Publikation zu dokumentieren.
vollständiges Ergebnis:
Preise Susanne Reith - Dietrich Fink, TU München | Jonas Caspar Hahn - Dietrich Fink, TU München | Jie Tang -Dietrich Fink, TU München | Fabian Scharf - José Mario Gutierrez Marquez, Bauhaus Universität Weimar
Kassel ist zu documenta-Zeiten Gastgeber für ein großes internationales Publikum. Zur letzten documenta, 2007, kamen 750.000 Besucher in 100 Tagen, das sind fast viermal so viel Menschen wie Kassel Einwohner hat. Dies wirft – unabhängig von der künstlerischen Konzeption der documenta – die Frage nach dem Besucherservice auf. Bisher stellte die documenta Veranstaltungs-GmbH immer Container für den Ticketverkauf, den Shop, die Garderobe auf. Aber wie kann ein Angebot für die Besucher am Friedrichsplatz aussehen, das auch außerhalb der Öffnungszeiten der Ausstellung attraktiv ist? Thomas Fischer, der als Lehrbeauftragter an meinem Fachgebiet arbeitet, hat die Idee des Wettbewerbs auf den Weg gebracht und, unterstützt durch sein Büro Atelier 30, die Auslobung vorbereitet. Der große Vorteil im Studentenwettbewerb liegt darin, dass hier, unabhängig von Verwertungsdruck, viele Ideen junger Entwerfer zusammenkommen, die die öffentliche Diskussion über ein Thema anregen können und dadurch vielleicht auch die Entscheidungsträger erreichen.
Container sind sehr beliebt, nicht nur für temporäre Nutzungen. Beispiele sind der Freitag-Taschenladen in Zürich (Bauwelt 25.06) oder das Studentenwohnheim in Le Havre (Bauwelt 33.11). Warum wollen Sie die Container-Idee aufgeben?
Die Container-Idee sollte nicht zwingend aufgegeben werden. Sie war als eine Lösungsmöglichkeit im Auslobungstext sogar explizit erwähnt. Es geht eher darum, die Idee ‚neu‘ oder ‚weiter‘ zu denken. Ein Container-Vorschlag hat es übrigens auch bis in den letzten Rundgang geschafft, der kam von einer unserer Studierenden aus Kassel.
Über 400 Beiträge aus 18 Nationen gingen ein. Wie erklären Sie sich den enormen Zuspruch?
Ich denke, die documenta an sich ist ein Zugpferd. Darüber hinaus waren das Raumprogramm und der Ort, aber auch der Aspekt des Temporären offensichtlich gut geeignet. An vielen Hochschulen ist der Wettbewerb als Semesteraufgabe bearbeitet und betreut worden. Dadurch gab es in gewisser Weise auch eine Vorauswahl, die das hohe Niveau der eingereichten Arbeiten erklärt. 75 Prozent der Beiträge kommen aus Deutschland, fast alle deutschen Architektur- und Designhochschulen sind vertreten.
Drei Arbeiten vom Lehrstuhl Fink der TU München sind in der Preisgruppe vertreten. Was heißt das?
Als wir nach zwei Jurytagen die Umschläge öffneten, haben wir nicht schlecht gestaunt. Das Verfahren ist ja anonym gewesen. Die Arbeiten aus München waren konzeptstark und präzise in der Entwurfsaussage. Das hat sie nach vorne gebracht.
Gibt es jetzt nicht doch auch den Wunsch, dass von den Entwürfen etwas gebaut wird? Es wäre nicht das erste Mal, dass Ideen von Studierenden umgesetzt werden.
Der Wettbewerb wurde als Ideenwettbewerb ausgelobt. Sollte sich daraus mehr entwickeln, wäre das natürlich toll. Unser Ziel ist zunächst, das Ergebnis in einer Publikation zu dokumentieren.
vollständiges Ergebnis:
Preise Susanne Reith - Dietrich Fink, TU München | Jonas Caspar Hahn - Dietrich Fink, TU München | Jie Tang -Dietrich Fink, TU München | Fabian Scharf - José Mario Gutierrez Marquez, Bauhaus Universität Weimar
Anerkennungen Tatjana Zura - Holger Hoffmann, FH Trier | Nepomuk Fichtl, Christina Gatzen - Christian Fensterer, RWTH Aachen | Martin Lersch, Karolin Knote, Sven Hedrich - Peter Sapp, AdBK München | Engere Wahl Helena Richter - Christian Knoche, Westsächsische Hochschule Zwickau | Barbara Maurer - Dietrich Fink, TU München | Torsten Klafft, Luis de Gregorio - Vesa J. Perovic, Universität Ljubljana | Johannes Nöbel -Rüdiger Karzel, FH Köln
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