Titanweiß und andere Farben
Brillux wird 125
Text: Geipel, Kaye, Berlin
Titanweiß und andere Farben
Brillux wird 125
Text: Geipel, Kaye, Berlin
Ein waghalsiges Vorhaben: Über 40.000 Gäste – das entspricht einer Stadt von der Größe Siegburgs oder Kaufbeurens – in der eigenen Stadt zu bewirten, um zu zeigen, was man als Unternehmen in 125 Jahren erreicht hat.
40.000, das ist die Zahl der Kunden, vom Handwerker bis zum Architekten, die alle auf die eine oder andere Art mit den Farben der Firma Brillux aus Münster arbeiten. Das Adjektiv „mittelständisch“ ist für Brillux eigentlich zu klein, aber die großen Zahlen werden nicht gern genannt, denn auf das Image der überschaubaren Community legt man Wert. 2400 Mitarbeiter sind es, bei einer halben Milliarde Umsatz. Das Firmenjubiläum fand am letzten Juniwochenende statt. Dass in Münster etwas Besonderes im Gang war, war schon daran zu erkennen, dass am Bahnhof keine Taxis mehr zu haben waren. Der eine Fahrer, den ich glücklicherweise kapern konnte, hatte eine ganz persönliche Erklärung: Weil auch die öffentlichen Busse knapp waren in der Stadt, hatte er den Schulausflug seiner Tochter zusammen mit Kollegen privat organisiert und die Schüler eben zum Wandern gefahren.
Mich fuhr er dann zur Festhalle mit Ausstellung auf dem Gelände der ehemaligen York-Kasernen, wo demnächst ein großes Wohngebiet um einen verwildert begrünten Festplatz entstehen soll (Seite 10). Was dort zwischen den Ziegelbauten zu sehen war, sprengte jedenfalls alle Maßstäbe eines provisorischen Baus. Ein Veranstaltungshaus, größer als zwei Bierzelte auf dem Oktoberfest und ein dichtes Veranstaltungsprogramm mit dem Ziel: dafür zu werben, dass die Idee des Handwerks heute weiter und neu gefasst werden muss, wenn das Metier nicht unter die Räder des Baubooms kommen soll.
Zum Event erschien die neunte Ausgabe von „Colore“, einer Firmenzeitschrift, die auf anregende Weise über das rein werbliche Portfolio solcher Magazine hinausgreift. In der aktuellen Ausgabe erläutert etwa einer der großen Weltreisenden unter den Architekturfotografen, Iwan Baan, warum die Farbe Weiß bei Architekten in allen Winkeln der Welt so beliebt ist (im Bild unten in einem Haus von Sou Fujimoto). Farben, so wird im Interview deutlich, haben je nach Land ihre eigene, kulturelle Geschichte. Die Farbe Weiß, so darf man vermuten, bleibt aber der Favorit.
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