Bauwelt

„Tourismusarchitektur ist immer ein Werkzeug der Modernisierung gewesen“

Griechenland

Text: Geipel, Kaye, Berlin

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    Die Hauptattraktion im französischen Pavillon: das Modell der "Villa Arpel" aus Jaques Tatis Film "Mon Oncle" (1958)
    Andrea Avezzù Courtesy la Biennale di Venezia

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    Die Hauptattraktion im französischen Pavillon: das Modell der "Villa Arpel" aus Jaques Tatis Film "Mon Oncle" (1958)

    Andrea Avezzù Courtesy la Biennale di Venezia

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Xenia Hotel in Mykonos von Aris Konstantinidis

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Yannis Aesopos (in der Mitte)

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Yannis Aesopos (in der Mitte)


„Tourismusarchitektur ist immer ein Werkzeug der Modernisierung gewesen“

Griechenland

Text: Geipel, Kaye, Berlin

Interview mit Yannis Aesopos über das Pavillonthema "Tourism Landscapes: Remaking Greece"
Als „Frühling der griechischen Architektur“ beschrieb Yannis Aesopos in dem Buch „The contemporary greek city“ die Zeit zwischen 1957 und 1967. Das Buch erschien 2002. Inzwischen ist nicht nur die Wirtschaft, sondern die griechische Baukultur unter die Räder gekommen (Bauwelt 24.2013). In Venedig aktualisiert Aesopos seine Forschung und dokumentiert die „heißen Phasen“ in der Entwicklung der grie­chischen Tourismusarchitektur der letzten hundert Jahre. Sie könnte auch künftig – so seine Idee – eine Vorbild-Funktion als Motor einer sanften Modernisierung übernehmen.
Die Moderne, so die These der Biennale, hat die nationalen Eigenheiten der Architektur hin-weggeputzt. Gilt dies auch für Griechenland?
Es gibt Charakteristika, die ich für das Bauen in Griechenland nach wie vor für grundlegend halte: geometrisch einfache Formen, ein besonderes Verhältnis zwischen dem Innen- und dem Außenraum und ein Bewusstsein für natür­liches Bauen. Bei uns wird viel verputzt, und es wird immer noch viel in Sichtbeton gebaut.
Finden sich solche charakteristischen Eigenschaften auch im Städtebau?
Wir haben bei der Vorbereitung der Biennale-Ausstellung eines gelernt: Die Diskrepanz in der städtebaulichen Entwicklung verläuft heute mehr denn je zwischen Land und Stadt. Die zügellose Modernisierung greift auch nach der Krise in den Städten weiter um sich, während man auf dem Land und auf den griechischen Inseln eher einen Neotraditionalismus beobachten kann, der auch auf ein gewisses Maß an Regeln zurückgreifen kann. 
Ist die Entwicklung auf dem Land also weiter?
Zumindest ist die Entwicklung in der Region komplexer, als es auf den ersten Blick aussieht. Was wir für besonders interessant halten: diese Architektur zeigt heute oft völlig unterschiedliche Gesichter, was das Innere und das Äußere der Bauten betrifft. Auf der Außenseite sehen die Gebäude konservativ aus, auch wegen der Bauvorschriften, während das Innere sich den internationalen Standards anpasst. Gerade die Bauten für den Tourismus zeigen diese Bruchlinie zwischen Global und Lokal sehr gut.
Ihre Ausstellung beschäftigt sich mit den griechischen „Tourismus-Landschaften“.
Ich betrachte die griechische Freizeitarchitektur als exemplarische Triebfeder für die nationale bauliche Entwicklung der letzten 100 Jahre. Das ist unsere Interpretation von Rems These der Absorption durch Moderne.
Ihr Thema lautet „Tourism landscapes: Remak­ing Greece“. Inwieweit lässt sich da von einem „Remaking“, also einer grundlegenden Erneuerung sprechen?
Tourismusarchitektur ist ganz wörtlich ein Modernisierungswerkzeug gewesen. Es gab vorbildliche Phasen und solche, die man am liebsten vergessen würde. Für mich ist wichtig, dass wir heute die Vermittlungsleistung dieser Architekturform genauer betrachten. Tourismusarchitektur hat immer eine extrovertierte und auch stark kommerzialisierte Seite. Die Bauten werden an die internationalen Standards angepasst. Andrerseits ist diese Architektur ohne beständige Interaktion in die andere Richtung, d.h. ohne die Anpassung an das, was an Tradition existiert, nicht denkbar. Sie vermittelt also zwischen Global und Lokal. Und bei diesem Hin und Her – und damit sind wir mitten im Biennale-Thema – geht es um die ständige Infragestellung, was die nationale und die regionale Identität betrifft.
Wie ist Ihre Ausstellung aufgebaut?
Wir erzählen die Geschichte der Tourismusorte im 20. Jahrhundert. Es gibt Hochpunkte dieser Entwicklung, zum Beispiel in der Nachkriegszeit. Damals entstanden die legendären Xenia Hotels, die unter Federführung von Aris Konstantinidis im ganzen Land errichtet wurden. Diese Hotels sind in den letzten Jahren leider heruntergekommen. Sie sind ein schönes Beispiel dafür, wie ein Gleichgewicht zwischen globaler und lokaler Tradition hergestellt werden kann. Dieser behutsame Maßstab wurden dann in den 70er und 80er Jahren aufs Spiel gesetzt. Die Xenia Hotels waren sehr gut mit der Landschaft verknüpft. Da müssten wir heute, in der Restrukturierungsphase, in der wir uns befinden, wieder hin.
Fakten
Architekten Aesopos, Yannis, Athen
aus Bauwelt 21.2014
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