Bauwelt

Vier Orte – eine Lösung?

München baut Schulen von der Stange

Text: Lemke, Johannes, Kassel

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1.Preis: wulf architekten
Rendering: Architekten

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Vier Orte – eine Lösung?

München baut Schulen von der Stange

Text: Lemke, Johannes, Kassel

Bei der Gestaltung von Bildungsbauten setzt München statt auf „alte Schule“ auf ein „neues Lernhauskonzept“. Wie nach diesem Schulen auch in Serie gefertigt werden könnten, sollte ein Wettbewerb zeigen.
München wächst. Neue Wohnquartiere sind geplant. Damit steigt auch der Bedarf an Grundschulplätzen. Im Mai 2013 lobte die Stadt München daher einen Realisierungswettbewerb für vier neue Grundschulgebäude aus, die in drei – ebenfalls noch ungebauten – Wohnvierteln entstehen sollen: im nördlichen Schwabing, im östlichen Bogenhausen und zwei Schulen am westlichen Stadtrand, in Freiham, mit Blick auf Feld und Acker. Gefordert war eine modulare Bauweise, damit die Gebäude bis 2017 parallel fertiggestellt und – obligatorisch – die Kosten klein gehalten werden. 16 Teams aus Architekten und Landschaftsarchitekten hatten sich durch ein Bewerbungsverfahren für die Teilnahme qualifiziert. Hinzu kamen fünf weitere, zuvor geladene Büros. Von diesen wurde wulf architekten aus Stuttgart der mit 178.000 Euro dotierte 1. Preis zugesprochen.
Die Module sollen im Sinne des „Lernhauskonzeptes“ der Stadt München errichtet werden – genau wie die von Hess Talhof Kusmierz entworfene Grundschule am Arnulfpark (Bauwelt 29–30.13). Das heißt: Klassenzimmer, Räume mit Ganztagsbetreuung und ein „Teamzimmer“ für Lehrkräfte werden zu einer Einheit zusammengeschlossen. Dieses teilautonome „Lernhaus“ soll die Anonymität des großen Schulverbundes überwinden und das Gemeinschaftsgefühl stärken, wozu auch ein als „Marktplatz“ bezeichneter Gemeinschaftsraum in der Lernhausmitte beiträgt. Im Entwurf von wulf architekten erfüllt diese Funktion ein Pausenbereich mit angeschlossenem Lichthof. Zwei angrenzende Betreuungsräume lassen sich, um die Starrheit des modularen Rasters zu durchbrechen und um – ein Anliegen der Stadt – „dem Bewegungsdrang der Schüler entgegenzukommen“, auf der vollen Raumbreite zum Pausenbereich erweitern.
Überwindung der „Schuhkartonklasse“?
Betrachtet man die Arbeiten der Preisträger, erscheint der Begriff Modul etwas irreführend. Eher handelt es sich um Typenbau – was im Schulbau eine lange Tradition hat. Das auffällige Bestreben, das „modulare“ System zu verbergen und monolithische Baukörper zu errichten, ist nicht zuletzt dem Wunsch des Auslobers nach einem günstigen A/V-Verhältnis und einer einfachen Konstruktion geschuldet. Die Überwindung der „Schuhkartonklasse“, wie es auf der Web­seite des Münchner Referats für Sport und Bildung versprochen wird, gelingt den Preisträgern mit ihren stringenten orthogonalen Rastern und der damit einhergehenden Gleichförmigkeit der Räume jedenfalls kaum. Vom Unterschied zu den differenzierten Schulbauten eines Hans Scharoun oder zu der radikalen Offenheit japanischer Beispiele ganz zu schweigen (Bauwelt 25.13). Da die vier Baugrundstücke alle in erst virtuellen Stadtvierteln liegen, wird die Rationalisierung des Bauprozesses wenig durch städtebauliche Zwänge gestört; auf die Unterschiede der vier Grundstücke reagierten die Architekten vor allem durch die Ausrichtung der Baukörper. Dennoch ist die Jury unter Vorsitz von Herbert Meyer-Sternberg gerade beim Gewinnerentwurf zuversichtlich, dass mit ihm „angemessene Reaktionen auf unterschiedliche städtebauliche Kontexte möglich“ sein werden.
Serienfertigung und Vorfabrikation können durchaus überraschende – auch gestalterische – Qualitäten zum Vorschein bringen. In einem heterogenen Einfamilienhausgebiet oder umgeben von austauschbarem Investorenstädtebau der Marke „Stadtvilla“ würden den Quartieren jedoch gerade öffentliche Gebäude mit etwas mehr Eigenständigkeit guttun.

Nicht offener Realisierungswettbewerb mit Bewerbungsverfahren


1. Preis wulf architekten, Stuttgart; Planstatt Senner, Überlingen
ein 3. Preis Broghammer Jana Wohlleber, Zimmern ob Rottweil; w+p landschaften, Berlin
ein 3. Preis Numrich Albrecht Klumpp, Berlin; Hager Partner, Berlin
4. Preis CODE UNIQUE, Dresden; Rehwaldt Landschaftsarchitekten, Dresden
5. Preis Hausmann Architekten, Aachen; Latz + Partner, Kranzberg
Fakten
Architekten wulf architekten, Stuttgart; Broghammer Jana Wohlleber, Zimmern ob Rottweil; Numrich Albrecht Klumpp, Berlin; CODE UNIQUE, Dresden; Hausmann Architekten, Aachen
aus Bauwelt 8.2014
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