Vornehme Zurückhaltung
Erweiterung des Jüdischen Museums in Frankfurt am Main
Text: Santifaller, Enrico, Frankfurt am Main
Vornehme Zurückhaltung
Erweiterung des Jüdischen Museums in Frankfurt am Main
Text: Santifaller, Enrico, Frankfurt am Main
Das 1988 eröffnete Jüdische Museum in Frankfurt war das erste seiner Art in einer deutschen Großstadt. Ante Josip von Kostelac hatte dafür zwei klassizistische Villen am nördlichen Mainufer umgebaut, die einstmals der Familie Rothschild gehört hatten. Nun fehlt Platz.
Die Sammlungen wachsen, publikumsträchtige Veranstaltungen stoßen immer wieder an räumliche Grenzen. Ein Erweiterungsbau soll Abhilfe schaffen. Zu den 2000 mµ im denkmalgeschützten Bestand sollen insgesamt 2400 mµ dazukommen: für eine Wechselausstellung, eine Kunst- und Fotogalerie, für die Museumspädagogik, für eine 30 mµ große „Einführungsinszenierung“ sowie für einen Veranstaltungssaal.
Das dafür vorgesehene Grundstück auf der Rückseite des Museums ist recht eng und wird derzeit als Parkplatz genutzt – ein Unort. Das Museum selbst liegt an einer der wenigen Nord-Süd-Verbindungen durch die Frankfurter Innenstadt mit knappen Bürgersteigen und heterogen bebauter Umgebung. Andererseits bieten die Wallanlagen jenseits der Straße einen schönen Übergang ins Grüne und an das Mainufer. Dieser schwierigen städtebaulichen Situation begegnen die meisten der 20 Wettbewerbsteilnehmer (davon vier gesetzte) mit einem parallel zur Hofstraße gestellten Baukörper, der zusammen mit den Altbauten einen intimen Innenhof aufspannt. Mehrere Entwürfe versuchen durch polygonale Volumina die Besucher in diesen Hof zu ziehen, während sie an der Hofstraße eher indifferent blieben. Das Preisgericht (Vorsitz: Max Dudler) zog wohl temperiertes Architekturvokabular und Zurückhaltung vor: Beiträge, in denen die Neubauten den Bestand dominieren oder die sich allzu modernistisch zeigen, schied die Jury meist schon in der ersten Runde aus.
Allerdings konnte sie sich nicht auf einen Sieger einigen und kürte, neben drei Anerkennungen, zwei 2. Preise und einen 3. Preis. Die drei Büros sollen nun überarbeiten. Volker Staab (ein 2. Preis) überzeugte durch seine perfekte Setzung, gute Proportionen und „zurückhaltende Eleganz“. Das polygonale Volumen, das seine Schrägen von den Dächern und den Zwerchhäusern der Altbauten bezieht, erzeugt einen Besucher- und, nach einem Knick, einen Wirtschaftshof. Als einziger Entwurf berührt der von Staab die Altbauten nicht, ihre Erschließung erfolgt inklusive besagter Auftaktinszenierung über ein ausgeweitetes Untergeschoss. Das Berliner Büro töpfer.bertuleit (ein 2. Preis) setzt parallel zur Hofstraße eine viergeschossige Kiste, in einem Verbindungsbau öffnet sich ein großzügiger Empfang zu einem steinernen Hof, der sich wiederum mit einer Freitreppe zu den Wallanlagen öffnet. Die Jury lobte die städtebaulich heilende Wirkung des Neubauvolumens, die Funktionalität des Beitrages und seine schlichte Eleganz. Das gmp-Team (3. Preis) schlägt einen L-förmigen, sehr großzügigen Erweiterungsbau vor. Anders als die beiden Zweitplatzierten, die mit einem wesentlichen Teil ihres Raumprogramms in die Tiefe gehen, plant es ein fünfgeschossiges Gebäude, das seine Fluchten von der gegenüberliegenden Rückseite der städtischen Bühnen bezieht, deren Renovierung die Architekten vor Kurzem abgeschlossen haben. Mit ausdrücklichem Lob hielt sich die Jury bei dieser Arbeit zurück, sie bewertete freilich die städtebauliche Einbindung und den „wohlproportionierten Eingangshof“ als positiv.
Wer auch immer nach der Überarbeitung als Gewinner hervorgehen wird, er hat gute Chancen, auch gebaut zu werden. Im Gegensatz zum weitgehend unterirdischen Neubau des Völkerkundemuseums (Bauwelt 5.2011), dessen Realisierung wegen Geldmangel zurückgestellt wurde, haben sich für die Erweiterung des Jüdischen Museums hochmögende Geldeinsammler wie Ex-Oberbürgermeister Andreas von Schöler und Ex-Deutschbanker Josef Ackermann gefunden. Das Museum und die sehr wertvollen Sammlungen haben das verdient.
ein 2. Preis töpfer.bertuleit.architekten, Berlin
ein 2. Preis Staab Architekten, Berlin
3. Preis gmp Generalplanungsgesellchaft, Berlin
Anerkennung Sunder-Plassmann Architekten, Kappeln
Anerkennung Diener & Diener Architekten, Basel
Anerkennung AFF Architekten, Berlin
Das dafür vorgesehene Grundstück auf der Rückseite des Museums ist recht eng und wird derzeit als Parkplatz genutzt – ein Unort. Das Museum selbst liegt an einer der wenigen Nord-Süd-Verbindungen durch die Frankfurter Innenstadt mit knappen Bürgersteigen und heterogen bebauter Umgebung. Andererseits bieten die Wallanlagen jenseits der Straße einen schönen Übergang ins Grüne und an das Mainufer. Dieser schwierigen städtebaulichen Situation begegnen die meisten der 20 Wettbewerbsteilnehmer (davon vier gesetzte) mit einem parallel zur Hofstraße gestellten Baukörper, der zusammen mit den Altbauten einen intimen Innenhof aufspannt. Mehrere Entwürfe versuchen durch polygonale Volumina die Besucher in diesen Hof zu ziehen, während sie an der Hofstraße eher indifferent blieben. Das Preisgericht (Vorsitz: Max Dudler) zog wohl temperiertes Architekturvokabular und Zurückhaltung vor: Beiträge, in denen die Neubauten den Bestand dominieren oder die sich allzu modernistisch zeigen, schied die Jury meist schon in der ersten Runde aus.
Allerdings konnte sie sich nicht auf einen Sieger einigen und kürte, neben drei Anerkennungen, zwei 2. Preise und einen 3. Preis. Die drei Büros sollen nun überarbeiten. Volker Staab (ein 2. Preis) überzeugte durch seine perfekte Setzung, gute Proportionen und „zurückhaltende Eleganz“. Das polygonale Volumen, das seine Schrägen von den Dächern und den Zwerchhäusern der Altbauten bezieht, erzeugt einen Besucher- und, nach einem Knick, einen Wirtschaftshof. Als einziger Entwurf berührt der von Staab die Altbauten nicht, ihre Erschließung erfolgt inklusive besagter Auftaktinszenierung über ein ausgeweitetes Untergeschoss. Das Berliner Büro töpfer.bertuleit (ein 2. Preis) setzt parallel zur Hofstraße eine viergeschossige Kiste, in einem Verbindungsbau öffnet sich ein großzügiger Empfang zu einem steinernen Hof, der sich wiederum mit einer Freitreppe zu den Wallanlagen öffnet. Die Jury lobte die städtebaulich heilende Wirkung des Neubauvolumens, die Funktionalität des Beitrages und seine schlichte Eleganz. Das gmp-Team (3. Preis) schlägt einen L-förmigen, sehr großzügigen Erweiterungsbau vor. Anders als die beiden Zweitplatzierten, die mit einem wesentlichen Teil ihres Raumprogramms in die Tiefe gehen, plant es ein fünfgeschossiges Gebäude, das seine Fluchten von der gegenüberliegenden Rückseite der städtischen Bühnen bezieht, deren Renovierung die Architekten vor Kurzem abgeschlossen haben. Mit ausdrücklichem Lob hielt sich die Jury bei dieser Arbeit zurück, sie bewertete freilich die städtebauliche Einbindung und den „wohlproportionierten Eingangshof“ als positiv.
Wer auch immer nach der Überarbeitung als Gewinner hervorgehen wird, er hat gute Chancen, auch gebaut zu werden. Im Gegensatz zum weitgehend unterirdischen Neubau des Völkerkundemuseums (Bauwelt 5.2011), dessen Realisierung wegen Geldmangel zurückgestellt wurde, haben sich für die Erweiterung des Jüdischen Museums hochmögende Geldeinsammler wie Ex-Oberbürgermeister Andreas von Schöler und Ex-Deutschbanker Josef Ackermann gefunden. Das Museum und die sehr wertvollen Sammlungen haben das verdient.
ein 2. Preis töpfer.bertuleit.architekten, Berlin
ein 2. Preis Staab Architekten, Berlin
3. Preis gmp Generalplanungsgesellchaft, Berlin
Anerkennung Sunder-Plassmann Architekten, Kappeln
Anerkennung Diener & Diener Architekten, Basel
Anerkennung AFF Architekten, Berlin
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