Wege zum ersten Haus
Bauwelt-Preisträger 2013 an der TU München
Text: Geipel, Kaye, Berlin
Wege zum ersten Haus
Bauwelt-Preisträger 2013 an der TU München
Text: Geipel, Kaye, Berlin
Wie breit das Spektrum der Bauaufgaben ist, die beim diesjährigen Bauwelt-Preis für das „Erste Haus“ ausgezeichnet wurden, zeigte unser Heft 1–2. Doch über welch dornige Wege die Architekten bei der Realisierung ihrer Projekte oft haben gehen müssen, machte erst die Diskussion am Vorabend der Preisverleihung an der TU München deutlich.
Alle Preisträger waren da und hatten Bilder und Geschichten zur Entstehung ihrer Häuser mitgebracht: aus dem Vale de Coa in Portugal und der Peripherie von Shanghai, aus Selb, Hamburg, London und Žilina.
Die Krise greift heute auf vielfache Weise in die Praxis der Architekten ein. Das Madrider Büro Gutiérrez-Delafuente hat zwar – nach dem Haus der Tagesmütter in Selb, das einen ersten Preis erhielt – einige Wettbewerbe gewonnen. Ihr zweites und drittes Haus aber bauen die Madrider mangels Auftrag nicht in Spanien, sondern wieder im oberfränkischen Selb. Die ökonomischen und biografischen Verflechtungen gingen an diesem Abend weit über Europa hinaus. So auch bei Wang Hao, dem Preisträger aus Shanghai, der zwei Jahre am städtebaulichen Institut in Stuttgart studiert hat. Die Referenzen für seine Einfamilienhäuser in der Peripherie von Shanghai suchte er sich in der ländlichen Architektur Chinas genauso wie in der brutalistischen Moderne Englands und bei sparsamen Low-Tech-Wohnbauten im Süddeutschland der 90er Jahre. Eine geradezu paradoxe Situation entstand, als Hao von der love affair mit seinen Bauherren berichtete: Das leidenschaftlichste Bekenntnis zur Praxis des freischaffenden, liberalen Architekten kam an diesem Abend aus chinesischem Munde. Biografische Verflechtungen auch bei den Hamburger Architekten Kawahara Krause, die anschaulich erzählten, wie die zuvor gemachten Erfahrungen in japanischen Büros – bei Fumihiko Maki und Shigeru Ban – ihre Auffassung von osmotischen und offenen Raumformen in der Stadt geprägt haben. Die Gruppe Assemble unterstrich, dass das Entwerfen mit Zwischennutzungen im superkapitalistischen London längst einen eigenen Markt gefunden hat. Geld ist da, und die Entwurfspraxis lässt sich eher mit den Aufwertungsstrategien in der Kunst als mit dem Bauen unter prekären Bedingungen vergleichen. Einen eindrücklichen Beweis seiner pro-aktiven Entwurfstätigkeit lieferte schließlich das Team Truc sphérique aus dem slowakischen Žilina: Bereits am nächsten Morgen nutzten die Architekten das Umfeld der BAU, um sich nach weiteren Unterstützern für die Umnutzung der ehemaligen Behrens-Synagoge umzusehen.
Resümee des Abends: Autonome Entwurfsideen haben inzwischen Seltenheitswert; stattdessen wird das „As found“ der sich ändernden Stadt als Ausgangspunkt genommen, um die Verhältnisse gegen den Strich zu bürsten und daraus die neuen Entwurfsprozesse zu generieren.
Die Krise greift heute auf vielfache Weise in die Praxis der Architekten ein. Das Madrider Büro Gutiérrez-Delafuente hat zwar – nach dem Haus der Tagesmütter in Selb, das einen ersten Preis erhielt – einige Wettbewerbe gewonnen. Ihr zweites und drittes Haus aber bauen die Madrider mangels Auftrag nicht in Spanien, sondern wieder im oberfränkischen Selb. Die ökonomischen und biografischen Verflechtungen gingen an diesem Abend weit über Europa hinaus. So auch bei Wang Hao, dem Preisträger aus Shanghai, der zwei Jahre am städtebaulichen Institut in Stuttgart studiert hat. Die Referenzen für seine Einfamilienhäuser in der Peripherie von Shanghai suchte er sich in der ländlichen Architektur Chinas genauso wie in der brutalistischen Moderne Englands und bei sparsamen Low-Tech-Wohnbauten im Süddeutschland der 90er Jahre. Eine geradezu paradoxe Situation entstand, als Hao von der love affair mit seinen Bauherren berichtete: Das leidenschaftlichste Bekenntnis zur Praxis des freischaffenden, liberalen Architekten kam an diesem Abend aus chinesischem Munde. Biografische Verflechtungen auch bei den Hamburger Architekten Kawahara Krause, die anschaulich erzählten, wie die zuvor gemachten Erfahrungen in japanischen Büros – bei Fumihiko Maki und Shigeru Ban – ihre Auffassung von osmotischen und offenen Raumformen in der Stadt geprägt haben. Die Gruppe Assemble unterstrich, dass das Entwerfen mit Zwischennutzungen im superkapitalistischen London längst einen eigenen Markt gefunden hat. Geld ist da, und die Entwurfspraxis lässt sich eher mit den Aufwertungsstrategien in der Kunst als mit dem Bauen unter prekären Bedingungen vergleichen. Einen eindrücklichen Beweis seiner pro-aktiven Entwurfstätigkeit lieferte schließlich das Team Truc sphérique aus dem slowakischen Žilina: Bereits am nächsten Morgen nutzten die Architekten das Umfeld der BAU, um sich nach weiteren Unterstützern für die Umnutzung der ehemaligen Behrens-Synagoge umzusehen.
Resümee des Abends: Autonome Entwurfsideen haben inzwischen Seltenheitswert; stattdessen wird das „As found“ der sich ändernden Stadt als Ausgangspunkt genommen, um die Verhältnisse gegen den Strich zu bürsten und daraus die neuen Entwurfsprozesse zu generieren.
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