Welt-Theater, Stadt-Theater
Aldo-Rossi-Ausstellung in Venedig
Text: Kusch, Clemens F., Venedig
Welt-Theater, Stadt-Theater
Aldo-Rossi-Ausstellung in Venedig
Text: Kusch, Clemens F., Venedig
Die Ausstellung in dem schlichten Salzspeicher der Fondazione Vedova zeugt nicht zuletzt davon, dass die postmoderne Architektur, zu deren Vertretern man auch Aldo Rossi (1931–1997) zählt, inzwischen aus der historischen Perspektive betrachtet wird.
Im schwimmenden „Teatro del Mondo“, das Aldo Rossi für die Biennale in Venedig 1979 gebaut hat, fanden kaum Vorstellungen statt. Und nach dem kurzen Auftritt in der Lagune und der anschließenden Fahrt über die Adria nach Dubrovnik ist es wieder auseinander gebaut worden. Dennoch hat das ephemere, kulissenhafte Gebäude wie kaum ein anderes Projekt die italienische Architektur der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ikonenartig geprägt. Originalzeichnungen des Teatro del Mondo, Skizzen und Modelle sind derzeit parallel zur Architekturbiennale (Bauwelt 38) in der Fondazione Vedova zu sehen. Die Ausstellung „Aldo Rossi. Teatri“ in dem schlichten Salzspeicher, den Renzo Piano für die Stiftung restauriert hat, zeugt nicht zuletzt davon, dass die postmoderne Architektur, zu deren Vertretern man auch Aldo Rossi (1931–1997) zählt, längst aus der historischen Perspektive betrachtet wird.
Die Architektur der Stadt
Aldo Rossi gründete um 1960 mit Carlo Aymonino, Paolo Portoghesi, Franco Stella u.a. die Gruppe „Tendenza“. Zusammen gearbeitet haben die Mitglieder der Gruppe kaum, und sie folgten auch keinen bindenden theoretischen oder formalen Prinzipien. Vielmehr handelte es sich um eine lockere Gemeinschaft von Denkern, die die Beziehung zwischen Architek-tur und Stadt in den Vordergrund stellten und einen Bezug zur Architektursprache der Vergangenheit suchten. Die Revision der Moderne – als abstrakte, funktionalistische und zeitlose Architektursprache – war ein gemeinsamer Nenner der „Tendenza“. Aber wie sich diese Auffassung in den Arbeiten der Beteiligten ausprägte, unterschied sich deutlich.
Aldo Rossi ist sicher derjenige, der am einflussreichsten war. Das ist einerseits zu erklären mit seiner vertrauten und allgemein verständlichen Formensprache, die einfache Geometrien und die Stilelemente der Vergangenheit nutzte, andererseits mit dem Erfolg seiner Schriften, insbesondere des 1966 veröffentlichten Buches „L’architettura della città“ (Die Architektur der Stadt). Hier schildert er, indem er die italienischen Städte beschreibt, seine Auffassung von Architektur – eine Architektur, die Teil eines Stadtgefüges ist und so mit den unzähligen Schichten der Geschichte im ständigem Dialog steht; die Teil einer Stadt ist, die sich in Analogie zu einem Gebäude ständig wandelt und neuen sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Bedingungen anpasst. Diese Grundsätze finden sich wieder in der Ausstellung, die neben dem Teatro del Mondo auch Rossis übrige Theaterprojekte zeigt. Beim Wiederaufbau der Opernhäuser in Genua und Venedig und beim Projekt für Frankfurt/Oder wird deutlich, wie er den Bauten eine neue Schicht hinzufügt, die restaurierten und rekonstruierten Teile ergänzt, um dem Bau eine neue Identität zu geben – ohne die Vergangenheit auszulöschen.
Kaffeemaschinen zu Türmen
Die Auswahl der Exponate erschließt den Besuchern Rossis formales Spiel mit dem Maßstab. Neben Zeichnungen und bunten Collagen sind kleine und große Holzmodelle ausgestellt – aber auch übergroße Espressomaschinen: So werden Haushaltsgegenstände zu Kirchtürmen und schließlich zu Bühnenbildern, in denen sich das Stadtleben abspielt.
Was auffällt: Zwischen all den Bleistift- und Tuscheskizzen, Öl- und Aquarellzeichnungen sind nur wenige Fotos von gebauten Projekten zu sehen. Diese Arbeiten scheinen aus einer elitären, etwas weltfremden „Akademie“ zu stammen, die sich fern halten wollte von den politischen und wirtschaftlichen Kompromissen, die das Bauen in Italien stärker beeinträchtigt als in anderen Ländern. In jenen Jahren, als Aldo Rossi diese Zeichnungen anfertigt und seine Thesen aufstellt, boomt in Italien die Baukonjunktur. Doch an diesem Boom ist er kaum beteiligt. Rossis Einfluss zu dieser Zeit spiegelt sich vor allem darin wider, dass man hier und dort im Lande Bauten sieht, die seine Architektur oberflächlich und formalistisch nachahmen.
Die Architektur der Stadt
Aldo Rossi gründete um 1960 mit Carlo Aymonino, Paolo Portoghesi, Franco Stella u.a. die Gruppe „Tendenza“. Zusammen gearbeitet haben die Mitglieder der Gruppe kaum, und sie folgten auch keinen bindenden theoretischen oder formalen Prinzipien. Vielmehr handelte es sich um eine lockere Gemeinschaft von Denkern, die die Beziehung zwischen Architek-tur und Stadt in den Vordergrund stellten und einen Bezug zur Architektursprache der Vergangenheit suchten. Die Revision der Moderne – als abstrakte, funktionalistische und zeitlose Architektursprache – war ein gemeinsamer Nenner der „Tendenza“. Aber wie sich diese Auffassung in den Arbeiten der Beteiligten ausprägte, unterschied sich deutlich.
Aldo Rossi ist sicher derjenige, der am einflussreichsten war. Das ist einerseits zu erklären mit seiner vertrauten und allgemein verständlichen Formensprache, die einfache Geometrien und die Stilelemente der Vergangenheit nutzte, andererseits mit dem Erfolg seiner Schriften, insbesondere des 1966 veröffentlichten Buches „L’architettura della città“ (Die Architektur der Stadt). Hier schildert er, indem er die italienischen Städte beschreibt, seine Auffassung von Architektur – eine Architektur, die Teil eines Stadtgefüges ist und so mit den unzähligen Schichten der Geschichte im ständigem Dialog steht; die Teil einer Stadt ist, die sich in Analogie zu einem Gebäude ständig wandelt und neuen sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Bedingungen anpasst. Diese Grundsätze finden sich wieder in der Ausstellung, die neben dem Teatro del Mondo auch Rossis übrige Theaterprojekte zeigt. Beim Wiederaufbau der Opernhäuser in Genua und Venedig und beim Projekt für Frankfurt/Oder wird deutlich, wie er den Bauten eine neue Schicht hinzufügt, die restaurierten und rekonstruierten Teile ergänzt, um dem Bau eine neue Identität zu geben – ohne die Vergangenheit auszulöschen.
Kaffeemaschinen zu Türmen
Die Auswahl der Exponate erschließt den Besuchern Rossis formales Spiel mit dem Maßstab. Neben Zeichnungen und bunten Collagen sind kleine und große Holzmodelle ausgestellt – aber auch übergroße Espressomaschinen: So werden Haushaltsgegenstände zu Kirchtürmen und schließlich zu Bühnenbildern, in denen sich das Stadtleben abspielt.
Was auffällt: Zwischen all den Bleistift- und Tuscheskizzen, Öl- und Aquarellzeichnungen sind nur wenige Fotos von gebauten Projekten zu sehen. Diese Arbeiten scheinen aus einer elitären, etwas weltfremden „Akademie“ zu stammen, die sich fern halten wollte von den politischen und wirtschaftlichen Kompromissen, die das Bauen in Italien stärker beeinträchtigt als in anderen Ländern. In jenen Jahren, als Aldo Rossi diese Zeichnungen anfertigt und seine Thesen aufstellt, boomt in Italien die Baukonjunktur. Doch an diesem Boom ist er kaum beteiligt. Rossis Einfluss zu dieser Zeit spiegelt sich vor allem darin wider, dass man hier und dort im Lande Bauten sieht, die seine Architektur oberflächlich und formalistisch nachahmen.
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