Zeitlose Räume
Arbeiten von Max Dudler in den Deutschen Werkstätten in Dresden-Hellerau
Text: Scheffler, Tanja, Dresden
Zeitlose Räume
Arbeiten von Max Dudler in den Deutschen Werkstätten in Dresden-Hellerau
Text: Scheffler, Tanja, Dresden
Rund ein Dutzend Projekte des Schweizer Architekten sind in Hellerau zu sehen. Den Kern der Ausstellung aber bilden Umbau und Erweiterung des Hambacher Schlosses. Max Dudler entwarf für das Restaurant, das er der Schlossruine hinzugefügt hat, eine Möbelserie, die von den Deutschen Werkstätten produziert wird.
Vorhandene Qualitäten bewahren und neue, qualitätvolle Akzente setzen – Max Dudlers schnörkellose Art, im Bestand und an geschichtsträchtigen Orten weiterzubauen, beleuchtet derzeit die Ausstellung „Timeless Spaces“ in der Galerie der Deutschen Werkstätten Hellerau. Zu sehen sind rund ein Dutzend Projekte des Schweizer Architekten, der heute Büros in Berlin, Zürich und Frankfurt/Main unterhält.
Die modular aufgebauten Fassaden von Dudlers Berliner Projekten aus den 90er Jahren sind Zeugen seiner frühen Berufsjahre im Büro von O.M.Ungers, 1981–86. Auch Dudler bedient sich beim klassischen Vokabular, doch gewinnt man den Eindruck, dass er die Kompromisslosigkeit seines Lehrmeisters im Laufe der Jahre weiterentwickelt hat – hin zu einer Kunst des konsequenten Weglassens.
Dudler selbst bezeichnet seine Arbeitsweise gerne mit „städtebauliche Kontinuität schaffen“. Das wird besonders augenfällig bei der Diözesanbibliothek in Münster (2002–05), wo der Architekt mittels dreier, rund um die gotische Überwasserkirche und das neo-romanische Priesterseminar angeordneter Kuben die engen Gassen einer historischen Innenstadt wiedererstehen ließ (Bauwelt 8/06).
Den Kern der Ausstellung aber bilden Umbau und Erweiterung des Hambacher Schlosses in Neustadt an der Weinstraße (2005–11). Dudler entwarf für das Restaurant, das er der Schlossruine hinzugefügt hat, eine Möbelserie; die Deutschen Werkstätten produzieren die Stücke aus amerikanischem Kirschholz: einen quadratischen, in beliebigen Arrangements kombinierbaren Tisch und einen stapelbaren Stuhl, der durch den individuellen Faltenwurf des extrem geschmeidigen Bezugsleders sofort den Eindruck eines bewährten Liebhaberstücks erweckt. Gut drei Jahrhunderte lang hatte das Hambacher Schloss Besucher mit seiner Ruinenromantik beeindruckt, bis es – höchst umstritten – zum 150-jährigen Jubiläum des Hambacher Fests 1980–82 als altertümelnde Trutzburg wieder aufgebaut wurde. Dudler erhielt 2005 den Auftrag, die Schlossanlage für eine stär-kere touristische Nutzung umzubauen und dabei auch zu „bereinigen“ (Bauwelt 4/09).
Mit den großen, detaillreichen Holzmodellen – für die man sich allerdings deutlich mehr Platz gewünscht hätte – und den riesigen, vom Fußboden bis knapp unter die Decke reichenden Fotos von Stefan Müller gelingt es der Ausstellung bestens, die Qualität der Bauten vorzuführen. Im Grunde also unnötig, dass Dudler immer wieder gern zitierte Vorbilder – von griechischen Tempeln über Schinkels Meisterwerke bis zu de Chiricos Straßenansichten – als Legitimation für seine Entwürfe unter die Exponate mischt.
Dank des gelungenen Umgangs mit der mittelalterlichen Substanz in Hambach empfing Max Dudler die in Deutschland vermutlich höchstmöglichen Weihen des Bauens im Bestand: Er durfte als erster Baumeister seit der Renaissance in der Ruine des Heidelberger Schlosses einen Neubau errichten, ein Besucherzentrum direkt hinter dem Eingangsportal (2009–12). Der Hambacher Stuhl scheint – obwohl er in der Ausstellung nur auf einem Podest und nicht zum Probe-Sitzen bereit steht – einen bei Architektenmöbeln nicht selbstverständlichen hohen Sitz-Komfort zu bieten. Die Heidelberger haben ihn jedenfalls auch bestellt.
Die modular aufgebauten Fassaden von Dudlers Berliner Projekten aus den 90er Jahren sind Zeugen seiner frühen Berufsjahre im Büro von O.M.Ungers, 1981–86. Auch Dudler bedient sich beim klassischen Vokabular, doch gewinnt man den Eindruck, dass er die Kompromisslosigkeit seines Lehrmeisters im Laufe der Jahre weiterentwickelt hat – hin zu einer Kunst des konsequenten Weglassens.
Dudler selbst bezeichnet seine Arbeitsweise gerne mit „städtebauliche Kontinuität schaffen“. Das wird besonders augenfällig bei der Diözesanbibliothek in Münster (2002–05), wo der Architekt mittels dreier, rund um die gotische Überwasserkirche und das neo-romanische Priesterseminar angeordneter Kuben die engen Gassen einer historischen Innenstadt wiedererstehen ließ (Bauwelt 8/06).
Den Kern der Ausstellung aber bilden Umbau und Erweiterung des Hambacher Schlosses in Neustadt an der Weinstraße (2005–11). Dudler entwarf für das Restaurant, das er der Schlossruine hinzugefügt hat, eine Möbelserie; die Deutschen Werkstätten produzieren die Stücke aus amerikanischem Kirschholz: einen quadratischen, in beliebigen Arrangements kombinierbaren Tisch und einen stapelbaren Stuhl, der durch den individuellen Faltenwurf des extrem geschmeidigen Bezugsleders sofort den Eindruck eines bewährten Liebhaberstücks erweckt. Gut drei Jahrhunderte lang hatte das Hambacher Schloss Besucher mit seiner Ruinenromantik beeindruckt, bis es – höchst umstritten – zum 150-jährigen Jubiläum des Hambacher Fests 1980–82 als altertümelnde Trutzburg wieder aufgebaut wurde. Dudler erhielt 2005 den Auftrag, die Schlossanlage für eine stär-kere touristische Nutzung umzubauen und dabei auch zu „bereinigen“ (Bauwelt 4/09).
Mit den großen, detaillreichen Holzmodellen – für die man sich allerdings deutlich mehr Platz gewünscht hätte – und den riesigen, vom Fußboden bis knapp unter die Decke reichenden Fotos von Stefan Müller gelingt es der Ausstellung bestens, die Qualität der Bauten vorzuführen. Im Grunde also unnötig, dass Dudler immer wieder gern zitierte Vorbilder – von griechischen Tempeln über Schinkels Meisterwerke bis zu de Chiricos Straßenansichten – als Legitimation für seine Entwürfe unter die Exponate mischt.
Dank des gelungenen Umgangs mit der mittelalterlichen Substanz in Hambach empfing Max Dudler die in Deutschland vermutlich höchstmöglichen Weihen des Bauens im Bestand: Er durfte als erster Baumeister seit der Renaissance in der Ruine des Heidelberger Schlosses einen Neubau errichten, ein Besucherzentrum direkt hinter dem Eingangsportal (2009–12). Der Hambacher Stuhl scheint – obwohl er in der Ausstellung nur auf einem Podest und nicht zum Probe-Sitzen bereit steht – einen bei Architektenmöbeln nicht selbstverständlichen hohen Sitz-Komfort zu bieten. Die Heidelberger haben ihn jedenfalls auch bestellt.
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