Bauwelt

Zum 50. Jahrestag

Die Ostseite der Berliner Mauer in 324 Panoramen

Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin

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    [Nordgraben, 11.03 Uhr] Drei Bauarbeiter aus dem Märkischen Viertel bewerfen den Posten mit einem Blechdeckel.
    BArch-DVH 60 Bild-GR31-01-003 bis 011, o. Angabe, Rekonstruktion und Interpretation Arwed Messmer

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    [Nordgraben, 11.03 Uhr] Drei Bauarbeiter aus dem Märkischen Viertel bewerfen den Posten mit einem Blechdeckel.

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    [Bernauer Straße, 13.27 Uhr] Ein Mann ruft: „Heil Hitler, Genossen, hier ist es besser.“ Dann entfernt er Steine aus der alten Mauer.
    BArch-DVH 60 Bild-GR33-00-019 bis 025, o. Angabe, Rekonstruktion und Interpretation Arwed Messmer

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    [Bernauer Straße, 13.27 Uhr] Ein Mann ruft: „Heil Hitler, Genossen, hier ist es besser.“ Dann entfernt er Steine aus der alten Mauer.

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    [Clara Zetkin-Straße, 9.00 Uhr] Ein Westberliner Polizist: „Ist es bei euch auch so kalt wie bei uns?“
    BArch-DVH 60 Bild-GR35-10-020 bis 026, BArch-DVH 60 Bild-GR35-09-069 bis 073

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    [Clara Zetkin-Straße, 9.00 Uhr] Ein Westberliner Polizist: „Ist es bei euch auch so kalt wie bei uns?“

    BArch-DVH 60 Bild-GR35-10-020 bis 026, BArch-DVH 60 Bild-GR35-09-069 bis 073

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    [Zimmerstraße, 22.00 Uhr bis 0.20 Uhr] Aus dem Demonstrationszug, der sich Richtung Springerhochhaus bewegt, sind Sprechchöre zu hören: „Springer ist Faschist!“, „Raus aus Vietnam!“, „Johnson Mörder!“
    BArch-DVH 60 Bild-GR35-01-025 bis 031, o. Angabe, Rekonstruktion und Interpretation Arwed Messmer

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    [Zimmerstraße, 22.00 Uhr bis 0.20 Uhr] Aus dem Demonstrationszug, der sich Richtung Springerhochhaus bewegt, sind Sprechchöre zu hören: „Springer ist Faschist!“, „Raus aus Vietnam!“, „Johnson Mörder!“

    BArch-DVH 60 Bild-GR35-01-025 bis 031, o. Angabe, Rekonstruktion und Interpretation Arwed Messmer

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    [Strelitzer Straße, 13.40 Uhr] Ein Mann tritt mit selbstgefertigtem Plakat auf: „Volkskammerabgeordnete – ehemalige Nationalsozialisten“
    BArch-DVH 60 Bild-GR33-06-031 bis 039, o. Angabe, Rekonstruktion und Interpretation Arwed Messmer

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    [Strelitzer Straße, 13.40 Uhr] Ein Mann tritt mit selbstgefertigtem Plakat auf: „Volkskammerabgeordnete – ehemalige Nationalsozialisten“

    BArch-DVH 60 Bild-GR33-06-031 bis 039, o. Angabe, Rekonstruktion und Interpretation Arwed Messmer

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    [Bernauer Straße / Eberswalder Straße, 22.15 Uhr] Ein Mann ruft durch ein Megaphon: „Keine Kohlen im Keller, keine Eier im Sack, das ist euer 20. Jahrestag.“
    BArch-MA-DVH 58-8476 GR31-34a bis 34c, o. Angabe, Rekonstruktion und Interpretation Arwed Messmer

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    [Bernauer Straße / Eberswalder Straße, 22.15 Uhr] Ein Mann ruft durch ein Megaphon: „Keine Kohlen im Keller, keine Eier im Sack, das ist euer 20. Jahrestag.“

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    [Gleimstraße, 10.45 Uhr] Sechs Jugendliche bewerfen vom Hochstand Gleimstraße aus die Sichtblende mit Steinen. Sie werden von einem Westberliner Polizisten ins Hinterland verwiesen.
    BArch-DVH 60 Bild-GR33-xx2-037 bis 043, o. Angabe, Rekonstruktion und Interpretation Arwed Messmer

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    [Gleimstraße, 10.45 Uhr] Sechs Jugendliche bewerfen vom Hochstand Gleimstraße aus die Sichtblende mit Steinen. Sie werden von einem Westberliner Polizisten ins Hinterland verwiesen.

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    [Provinzstraße, 19.35 Uhr] Der Posten wird von einem Mann zur Fahnenflucht aufgefordert. Dabei fällt dem Mann die Tasche herunter. Er springt über die Mauer, um sie zu holen, und wird verhaftet.
    BArch-DVH 60 Bild-GR31-09-040 bis 048, o. Angabe, Rekonstruktion und Interpretation Arwed Messmer

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    [Provinzstraße, 19.35 Uhr] Der Posten wird von einem Mann zur Fahnenflucht aufgefordert. Dabei fällt dem Mann die Tasche herunter. Er springt über die Mauer, um sie zu holen, und wird verhaftet.

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    [Checkpoint Charlie, 15.12 Uhr] Ein US-Soldat hält von der Checkpointbaracke aus ein circa 25 x 30 cm großes Aktfoto hoch.
    BArch-DVH 60 Bild-GR35-01-045 bis 051, o. Angabe, Rekonstruktion und Interpretation Arwed Messmer

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    [Checkpoint Charlie, 15.12 Uhr] Ein US-Soldat hält von der Checkpointbaracke aus ein circa 25 x 30 cm großes Aktfoto hoch.

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    [Potsdamer Bahnhof, 20.15 Uhr] Einer der Posten wird von zwei Männern mit Katapulten beschossen. Er bleibt unverletzt.
    BArch-DVH 60 Bild-GR35-08-049 bis 057, o. Angabe, Rekonstruktion und Interpretation Arwed Messmer

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    [Potsdamer Bahnhof, 20.15 Uhr] Einer der Posten wird von zwei Männern mit Katapulten beschossen. Er bleibt unverletzt.

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    [Humboldthafen, 19.05 Uhr] Angehörige der Westberliner Polizei schießen nach Wildenten.
    BArch-DVH 60 Bild-GR35-11-051 bis 057, o. Angabe, Rekonstruktion und Interpretation Arwed Messmer

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    [Humboldthafen, 19.05 Uhr] Angehörige der Westberliner Polizei schießen nach Wildenten.

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    [S-Bahnhof-Wilhelmsruh, 6.40 Uhr] Ein Mann beschimpft die Grenzposten: „Ihr wollt Kommunisten sein und geht über andere Grenzen!“
    BArch-DVH 60 Bild-GR31-11-057 bis 067 o. Angabe/ Rekonstruktion und Interpretation Awed Messmer

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    [S-Bahnhof-Wilhelmsruh, 6.40 Uhr] Ein Mann beschimpft die Grenzposten: „Ihr wollt Kommunisten sein und geht über andere Grenzen!“

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    [Liesenstraße, 4.30 Uhr] Ein Mann schreit: „Erschießt den Hund dahinten, ich kann nicht mehr schlafen!“
    BArch-DVH 60 Bild-GR33-04-071 bis 077, o. Angabe, Rekonstruktion und Interpretation Arwed Messmer

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    [Liesenstraße, 4.30 Uhr] Ein Mann schreit: „Erschießt den Hund dahinten, ich kann nicht mehr schlafen!“

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    [Stresemannstraße, 16.30 Uhr] Fünf Männer halten ein Transparent hoch: „Wir wissen, wer nichts meldet und nichts weiß, hat Nachteile. Dank allen, die das in Kauf nehmen.“
    BArch-DVH 60 Bild-GR35-08-039 bis 047, o. Angabe, Rekonstruktion und Interpretation Arwed Messmer

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    [Stresemannstraße, 16.30 Uhr] Fünf Männer halten ein Transparent hoch: „Wir wissen, wer nichts meldet und nichts weiß, hat Nachteile. Dank allen, die das in Kauf nehmen.“

    BArch-DVH 60 Bild-GR35-08-039 bis 047, o. Angabe, Rekonstruktion und Interpretation Arwed Messmer

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„Aus anderer Sicht. Die frühe Berliner Mauer“
Quelle: BArch, DVH 58 / 9065, Bl . 016 / o. Ang.

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„Aus anderer Sicht. Die frühe Berliner Mauer“

Quelle: BArch, DVH 58 / 9065, Bl . 016 / o. Ang.


Zum 50. Jahrestag

Die Ostseite der Berliner Mauer in 324 Panoramen

Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin

Die Berliner Mauer ist im kollektiven Gedächtnis mit unzähligen Bildern verankert. Es sind Bilder, die aus dem westlichen Teil aufgenommen wurden. Zum 50. Jahrestag des Mauerbaus tritt jetzt die Ostseite des monströsen Bauwerks hinzu: Vom Fotografen Arwed Messmer zu über 324 Panoramen digital zusammengesetzt, zeigen rund 1200, Mitte der 60er Jahre von Grenzsoldaten aufgenommene Ansichten die eigentliche Vorderseite der Mauer – und en passant einen ungewohnten Blick auf West-Berlin.
In den 60er Jahren war die Bernauer Straße ein Symbol der „Frontstadt“: Die Grenzstraße zwischen den Bezirken Mitte und Wedding war der Ort, an dem sich etliche Flüchtlingsdramen ereigneten. Aber nicht nur dies: Mit der auf der Ost- bzw. Südseite teilweise noch stehenden, teilweise bis auf die Erdgeschossfassade abgerissenen Bebauung, die zu der Zeit als Sperrmauer fungierte, mit einem neogotischen Sakralbau inmitten des „Todesstreifens“, der auch noch Versöhnungskirche hieß, und mit einem Aussichtsturm an ihrem östlichen Ende, von dem aus der Alltag auf der dicht bebauten „anderen Seite“ greifbar nah schien, lieferte die Bernauer eine Fülle von aussagekräftigen Motiven, die im Fernsehen, in Büchern und auf Postkarten in alle Welt gesendet wurden.
Auch in der Ausstellung, die jetzt die offiziell mit Fotografierverbot belegte und daher im Bildrepertoire des Kalten Krieges wenig präsente Ostseite der Mauer vom Flughafen Schönefeld im Süden bis zum Märkischen Viertel im Norden fast lückenlos dokumentiert, wird die damalige Bedeutung der Straße sichtbar. Gewiss, es finden sich etliche interessante, ja berührende Ansichten in diesem fotografischen Schnitt durch die Stadt – doch nirgends verdichtet sich die Brutalität des Eingriffs zu einer ähnlich eindringlichen Sequenz wie in den Panoramen 230 bis 243. Ergänzt von Notizen der Grenztruppen zum Tagesgeschehen, die Annett Gröschner den Panoramen als „Bildunterschriften“ beigefügt hat, wird die Schonungslosigkeit, mit der die beiden politischen Systeme im Alltag der Berliner voneinander abgegrenzt wurden, in unzähligen Details offengelegt: von der westlichen Ecke der Bernauer Straße am Nordbahnhof, wo die Kreuze und Grabsteine des Sophienfriedhofs im Vordergrund sofort an die Erschossenen denken lassen, die die Mauer bis 1989 erfolglos zu überwinden versuchten, bis zu ihrem östlichen Ende an der Ecke Wolliner Straße, wo der Postenweg, der an Stelle der niedergerissenen Seitenflügel angelegt wurde, am Rücken der so viel fotografierten „Häusermauer“ entlang durch das Blockinnere schneidet. Von besonderem Interesse ist hier aber auch der Hintergrund der Mauer: Die zum West-Berliner Bezirk Wedding gehörende Nordseite der Bernauer Straße zeigt ein schrundiges Nachkriegsberlin, das schon bald der Flächensanierung zum Opfer fallen sollte. Der uniforme „soziale Wohnungsbau“, der damit einherging, und die egozentrischen Townhouses, die in den letzten Jahren im ehemaligen Grenzstreifen gebaut wurden, machen deutlich, dass die Teilung auf ihre Weise hier nachwirkt.

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