Bauwelt

100 Jahre Forschung


Bibliotheca Hertziana


Text: Redecke, Sebastian, Berlin


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    Foto: Andreas Muhs

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    Foto: Oscar Savio

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Bedeutende Bauhistoriker waren in der Via Gregoriana 28 zu Hause oder gingen hier ein und aus. Sie verfassten Standardwerke zur italienischen Kunstgeschichte. In diesem Jahr feiert die Bibliotheca Hertziana in Rom ihr hundertjähriges Bestehen.
Wenn der Besucher die Spanische Treppe mit ihren breiten Schwüngen, Podesten und Zwischenterrassen erklommen hat, steht er vor dem mächtigen Unterbau des Obelisken und dem Aufgang zur Doppelturm-Kirche Trinità dei Monti. Wendet er sich nun um, erlebt er einen weiten Blick über die Kuppeln und Türme der Ewigen Stadt. Wendet er sich nach links, blickt er auf eine etwas zurückversetzte kleine Piazza, in die die Via Sistina und die Via Gregoriana münden. Zwischen beiden Straßen steht der schmale Kopfbau des Palazzo Zuccari mit einem Tempietto. Die Pforte in der kleinen Vorhalle ist verschlossen. Der Haupteingang der Bibliotheca Hertziana befindet sich heute – eine sonderbare Konnotation – beim ehemaligen Gartentor des Palazzo Zuccari an der Via Gregoriana, die der Maler Federico Zuccari um 1600 in der Gestalt einer Furcht erregenden Fratze mit großem Maul (Mascherone) errichten ließ. Die Bibliothek hat ihren Sitz in mehreren Gebäuden mit trapezförmigen Grundflächen.
Henriette Hertz
Die Hertziana gehört zum Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte und ist in Rom eine der bedeutendsten Forschungsstätten. Gegründet wurde sie 1913 als Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft aus der Stiftung der aus Köln stammenden jüdischen Kaufmannstochter und Mäzenin Henriette Hertz (1846–1913). Die lange Geschichte des Hauses war geprägt von unterschiedlichen Direktoren und den Schwerpunkten ihrer Forschungen. Während des Nationalsozialismus wurde das Institut umbenannt und eine propagandistisch ausgerichtete „kulturwissenschaftliche Abteilung“ eingerichtet. Dieses Kapitel wirft einen Schatten auf die Einrichtung. Anfang 1944 wurden Teile des Bestands der Bibliothek in ein Bergwerk bei Salzburg ausgelagert, 1953 konnte der Betrieb offiziell wieder aufgenommen werden.
1995 lobten Christoph Luitpold Frommel und Matthias Winner, die damaligen Leiter der Hertziana, einen Wettbewerb mit der Aufgabe aus, auf knapper Fläche und mit zahlreichen Vorgaben der Denkmalpflege einen Bibliothekstrakt mit neu gestaltetem Innenhof einzufügen. Den Wettbewerb gewann Juan Navarro Baldeweg. Bei der Umsetzung kam es zu erheblichen Verzögerungen. Vor allem die Ausgrabungen römischen Ursprungs unterhalb des Palazzo Nuovo und die da-mit verbundenen statischen Probleme erschwerten die Ausführung. Die Gesamtkosten beliefen sich auf circa 23 Millionen Euro.
Unsere Autorin Ursula Kleefisch-Jobst hat während ihrer Studienzeit drei Jahre in der Hertziana geforscht. Für die Bauwelt ist sie nach Rom zurückgekehrt und hat den Neubau besucht. Hermann Schlimme arbeitet dort mit der geschäftsführenden Direktorin Elisabeth Kieven am Projekt Lineamenta, einer Datenbank für Architekturzeichnungen, das auf den Seiten 30 bis 33 vorgestellt wird. Zum Abschluss bieten vier Doktoranden mit ihren Themen zur Baugeschichte Ita­liens von Michelangelo bis Piacentini einen kleinen Einblick in die aktuelle Forschungstätigkeit. 




Adresse Via Gregoriana, 28, 00187 Roma, Italien


aus Bauwelt 20.2013
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