Armando Ruinelli: Umbau eines Stalls
Text: Aicher, Florian, Leutkirch
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Ruinelli Associati Architetti
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Eine große Gästeschar und ein leergefallener Stall vor der Haustüre waren Anlass für die Restrukturierung dieses typischen Gebäudes in den Abmessungen ca. 10x10x10 Metern.
Seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert hat man die ursprünglich reinen Rundholz-Blockbauten der Ställe mit Eckpfeilern aus Naturstein versehen; dem Raum für das Vieh im Erdgeschoss entsprach ein gut belüfteter Bergeraum im Obergeschoss mit mächtigem Dachstuhl für die Steindeckung und die winterliche Schneelast.
Ruinelli hat die vorgefundene Struktur, insbesondere die Hülle mit den Eckpfeilern und dem Dachstuhl, beibehalten. Der entkernte Innenraum bekam eine neue Wandschale und zwei Geschossdecken. Im Erdgeschoss befinden sich drei Schlafräume, orientiert zu einem halb in den Hang gesenkten Hof, im Obergeschoss der Ess- und Wohnraum mit Küche, im Dachgeschoss ein weiterer Schlafraum und eine große Loggia als offener Raum unter den Rundhölzern des Daches.
Die neuen Innenwände und die Treppenwangen samt darin integriertem offenem Kamin sind in Stampfbeton ausgeführt – ein Experiment, gegen die anfangs starke Skepsis des örtlichen Maurermeisters, doch mit dessen großer Zustimmung nach Fertigstellung. Die Böden im Eingang und die Sitzflächen aus Beton haben grobkörnige Oberflächen aus Kieselsteinen. Die Untersichten und Gehbeläge der eng gelegten Holzbalkendecken sind sägerauhe Dielen aus Schweizer Eiche. Die Fassadenflächen zwischen den Eckpfeilern wurden bis unter die Decke verglast, in eigens dafür entwickelten Stahlrahmen; den Fenstern sind senkrechte Holz-Lamellen vorgestellt, mit denen sich der Lichteinfall händisch regulieren lässt.
Die Möblierungselemente der Küche, Ablagen und Sitzstufen sind größtenteils ebenfalls in Stampfbeton ausgeführt, nehmen die Installationen auf und bilden Nischen mit den flächenbündigen Holztüren. Man findet eine Holzbadewanne, Waschbecken und die Arbeitsflächen der Küche aus geölter Eiche, alles massiv. Die handwerkliche Verarbeitung ist höchst anspruchsvoll. Jede Oberfläche des übersichtlichen Materialspektrums spricht für sich – und entfaltet ihr Potenzial im Dialog mit dem Angrenzenden: So spielt die sägeraue Eiche neben dem Stampfbeton ins Rote, dieser ins Blaue, die geschälten Rundhölzer ins Schwarze – das Ganze vor dem satten Grün der Wiesen und dem Blau der Berge: Ein Wechselspiel aus Askese und Luxus, ins Werk gesetzt durch die subtile Entfaltung der Eigenschaften des Stoffs.
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