Bruno Spagolla: Gemeindezentrum
Text: Aicher, Florian, Leutkirch
Blons ist mit 340 Einwohnern die kleinste Gemeinde des Großen Walsertals. Das Gemeindezentrum rundete das Ortszentrum mit Kirche, alten Bauernhäusern und ehemaligem Schulhaus zu einer neuen Mitte ab.
Bruno Spagolla hat das Programm – Volksschule, Gemeindeamt, ein kleines Museum, Gasthaus, Bank und Dorfladen – auf zwei Bauten verteilt. Entgegen der zu erwartenden Aufteilung in kommunale und kommerzielle Nutzung gaben ihm alltägliche Gebräuche die Verknüpfungen vor: die Unterbringung der Kinder mit dem täglichen Einkauf in dem einen Haus; der Amtsbesuch mit dem Plausch im Café, dies wiederum mit Museum und Bibliothek, in dem anderen Haus über dem Platz mit Aussichtsterrasse.
Entsprechend gestaltete Spagolla die Gebäudetypen. Für die Kinder ein Haus, wie Kinder es zeichnen, mit Giebel, weitem Satteldach – gebaute Geborgenheit. Analog zum Zuhause der meisten ist es ein Holzhaus, massiv als „Strick“ gefügt, Vollholzwände ohne Dämmstoff, sparsam und wohlüberlegt die Positionen der Fenster. Wie die Walserhäuser steht es senkrecht zum Hang, im Schutz des Kirchturms, gezielte Ausblicke ins Tal öffnend. Für die Erwachsenen, ob Amtsbesucher, Gäste oder Touristen, ein Gebäude, das zur Straße Parade macht, dem Hang und der Straße folgt. Es ist ein Holzskelettbau mit der Anmutung eines modernen Zweckbaus, einsehbar, auf zwei Seiten weitgehend verglast, panoramatischen Aussichten bietend. Dazwischen: der Platz, Freisitz der Gastwirtschaft und Aussichtsplattform, Asphalt, ein Brunnen, die gegenüberliegende Talseite gleichsam Bestandteil des Platzes.
Zwei kontrastierende Bauten – verbunden durch den Raum und das Material: das Holz aus dem Gemeindebesitz, das bei der Erneuerung der Bannwälder anfiel, die ihrerseits ein Hinweis auf das traumatische Ortsereignis ist, die Lawinenkatastrophe von 1954. Die Ausstellung im Amts- und Gasthaus widmet sich dem Unglück, bei dem mehr als hundert Gebäude zerstört wurden und 57 Menschen ihr Leben verloren. Gemeinsam ist beiden Bauten auch die direkte Bauausführung, die sich ausgesuchter Finesse enthält und gar nicht erst versucht, Hausbau mit Möbelperfektion in die Nähe von Design zu bringen. Vollholz, sichtbar gewachsen mit Ästen, kaum Hilfsmittel des Ingenieurbaus, nachvollziehbar gefügt, dementsprechend gegliedert und proportioniert. Ruppig – und fein auf den zweiten Blick.
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