Garage Citroën in Brüssel
Die Planungen für das neue Museum für Zeitgenössische Kunst und ein Kulturzentrum in Brüssel sind angelaufen. Das Autohaus aus den dreißiger Jahren steht dafür bereit.
Text: Redecke, Sebastian, Berlin
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Die Ausstellungshalle steht an der Place de l’Yser im Stadtzentrum.
Foto: sau-msi.brussels
Die Ausstellungshalle steht an der Place de l’Yser im Stadtzentrum.
Foto: sau-msi.brussels
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Die Halle mit den Werkstätten liegt im gleichen Block ...
Foto: Sebastian Redecke
Die Halle mit den Werkstätten liegt im gleichen Block ...
Foto: Sebastian Redecke
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... und öffnet sich zum Kanal.
Foto: sau-msi.brussels
... und öffnet sich zum Kanal.
Foto: sau-msi.brussels
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Eine frühe Skizze des Entwurfs, die André Citroen begeistert haben muss. Über den ausgestellten Autos war nur Luft.
Zeichnung: sau-msi.brussels
Eine frühe Skizze des Entwurfs, die André Citroen begeistert haben muss. Über den ausgestellten Autos war nur Luft.
Zeichnung: sau-msi.brussels
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Die Baustelle 1933. Die Altbauten rechts blieben entgegen der ersten Planung stehen. Die Werkstätten schließen erst dahinter an.
Foto: sau-msi.brussels
Die Baustelle 1933. Die Altbauten rechts blieben entgegen der ersten Planung stehen. Die Werkstätten schließen erst dahinter an.
Foto: sau-msi.brussels
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Die breite Rampe verbindet die Werkstätten mit der Ausstellungshalle und bleibt erhalten.
Foto: sau-msi.brussels
Die breite Rampe verbindet die Werkstätten mit der Ausstellungshalle und bleibt erhalten.
Foto: sau-msi.brussels
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Am 12. Mai wurden die Gewinner des Mies van der Rohe Preises 2017, der gemeinsam mit der Europäischen Union ausgelobt wird, in einem bisher kaum bekannten Bau in Brüssel verkündet: Die „Garage Citroën“.
Das Eckgebäude lenkt zurzeit große Aufmerksamkeit auf sich. Die Stadt hat es erworben und einen internationalen Wettbewerb mit vorgeschalteten Bewerbungsverfahren eingeleitet, um ihn in Partnerschaft mit dem Centre Pompidou in ein Museum für Moderne und Zeitgenössische Kunst (15.000 Quadratmeter), in ein „Centre d’Architecture“ (9000 Quadratmeter) und für eine Reihe weiterer Nutzungen (10.000 Quadratmeter) umzuwandeln. Für das Museum soll in Depots vieles Wichtiges schlummern.
Die Garage steht in exponierter Lage am großen Boulevard Baudouin/Léopold II, der vom Place Rogier nach Nordwesten zur Basilika Koekelberg führt. Das Rund des Gebäudes zeigt ins Stadtzentrum. Die Werkstätten liegen im Hintergrund zwischen dem Quai de Willebroek und dem Kai am Kanal Brüssel-Charleroi. Möglich wurde der Kauf des Gebäudekomplexes, da der PSA-Konzern, zu dem Citroën heute gehört, noch in diesem Jahr auf die gegenüber liegende Seite der Wasserstraße umziehen wird.
Die Garage Citroën eröffnete 1934. Damals war der Firmengründer André Citroën darauf aus, mit für die Zeit revolutionären Bauten seine Autos in Szene zu setzen, und hatte dafür seine spezielle Abteilung „Service d’Architecture de la Société Citroën“. Die Architekten waren Alexis Dumont und Marcel van Goethem sowie der Chefplaner bei Citroën Maurice-Jacques Ravazé (1885–1945). Große Beachtung fanden zu der Zeit der Citroën-Bau in der Pariser Rue Marbeuf von Albert Laprade und Jean Prouvé, der 1952 abgerissen wurde, und der imposante Art-Déco-Bau in Lyon, Rue de Marseille. Das Gebäude in Brüssel war für André Citroën das erste außerhalb Frankreichs. In der hauseigenen Zeitschrift wurde damit geworben, dass es die größte „Station-Service“ in Europa sei. Hier konzentrierten sich der Verkauf, die Reparaturwerkstatt für den Großraum Brüssel und das Ersatzteillager für ganz Belgien.
Schaut man sich die erste Skizze des Projekts an, so bekommt man einen Eindruck von der damaligen Passion für das Automobil. Die Ausstellungshalle hat die Dimensionen eines Kirchenschiffs. Über den Fahrzeugen ist bis zum Dach nur Luft. Bei der Realisierung des 76 Meter langen und 17 Meter breiten Gebäudes fällt allerdings die Gestalt etwas bescheidener aus, aber die Halle hat immerhin eine Höhe von 25 Metern. Das Baustellenfoto zeigt auch, dass die angrenzende Werkstatt nicht wie geplant errichtet werden konnte. Zwei Nachbargebäude blieben stehen, da die Eigentümer den Verkauf verweigerten. Die Verbindung der Halle mit der Garage erfolgt über eine Rampe im Bockinneren. Die Werkstatt verfügt über ein teilweise verglastes, leichtes Dach, das in kurzer Zeit realisiert wurde.
Der Fußboden der Ausstellungshalle war mit einem Muster schwarzer und weißer Kacheln gestaltet. Der Bau wurde bei Dunkelheit prachtvoll illuminiert. Schon bald nach Fertigstellung folgten erste Umbauten. Zunächst wurde eine Decke in fünf Meter Höhe eingezogen. Der Ausstellungsraum war nun ohne Reiz, da der offene Raum nicht mehr erlebbar war. Große Probleme gab es mit der Fassade. Im Sommer war es sehr heiß, im Winter sehr kalt. Sie wurde daher komplett ausgetauscht. Die Konstruktion hat bei weitem nicht mehr die ursprüngliche Eleganz. Auch der Dachabschluss hat durch neue Verkleidungen heute eine andere Gestalt.
Das Großprojekt „Garage Citroën“ ist in Zusammenhang zu sehen mit der städtebaulichen Umstrukturierung am Kanal, dem „Plan Canal“ (www.canal.brussels), den der Stadtbaumeister Kristiaan Borret in großen Schritten vorantreibt. Brüssel erhält wie viele andere Städte auch sein neues Quartier am alten Ort der Handwerker und Schiffer. Dabei erfährt das vernachlässigte Gebiet mit zahlreichen Brachen durch Investorenprojekte eine deutliche Aufwertung. Einige Bauten und Bautafeln mit Luxuswohnungen zum Wasser stehen bereits. Borret ist aber gleichzeitig bemüht, eine Mischnutzung, mit der Bewahrung und Neuansiedlung der Kleinindustrie zu günstigen Konditionen, an dem Ort zu fördern.
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