Dänischer Pavillon
Text: Meyer, Friederike, Berlin
Die Lebensqualität von Kopenhagen, für Bjarke Ingels heißt das Fahrrad fahren und Schwimmen gehen. Dies will er den Besuchern des dänischen Pavillons in Shanghai ermöglichen – auf einer Rampe, die um die kleine Meerjungfrau kreist.
Die Tatsache, dass Botschaften simpel und gut verpackt sein müssen, wenn sie die Massen erreichen sollen, hat niemand auf der Weltausstellung so beherzigt wie die Dänen. Sauberes Wasser, Fahrradwege und die kleine Meerjungfrau – diese drei Elemente hat Bjarke Ingels zum Exportschlager der dänischen Hauptstadt erkoren und sie zur Grundlage seines Pavillon-Entwurfs gemacht. Als Endlosschleife lässt er einen Fahrradweg um ein Wasserbecken kreisen und in diesem das Wahrzeichen von Kopenhagen aufstellen. So einfach kann es sein, das schöne Leben im Wohlfahrtsstaat Dänemark. Und weil es fast zu schön ist, um wahr zu sein, trägt der Pavillon den Namen „Welfairytales“.
Es ist tatsächlich ein Märchen von der lebenswerten Stadt, das die Dänen in Shanghai erzählen. Ein Märchen, in dem es noch nicht einmal Bösewichter gibt. Es ist eine unerträglich heile Welt, die die vier innen gezeigten Filme darstellen: In Zeitlupe springen junge Männer ins Wasser, und fröhliche Menschen picknicken im Park. Untermalt wird das alles von Wohlfühlmusik. Dazu gibt es grüne Büchlein zum Mitnehmen, die den tiefgründiger Interessierten in kindlicher Sprache „sechs Schritte zur glücklichen Stadt“ und nationale Vorzeigebeiträge zum Thema Nachhaltigkeit andienen.
Wäre Bjarke Ingels Plan aufgegangen, würden die Besucher nicht nur radeln und sich anschließend auf der langen Bank ausruhen, sie hätten auch in original dänischem Meerwasser plantschen können – so wie es seit ein paar Jahren in den Hafenbädern in Kopenhagen möglich ist. Doch weder die geplante Verschiffung des 1-Millionen-Liter Wassercontainers noch das Betreten des ersatzweise mit chinesischem Wasser gefüllten Beckens haben die chinesischen Behörden erlaubt. Die Ankunft der kleinen Meerjungfrau hingegen haben sie begeistert aufgenommen. Die lange Reise, die das dänische Wahrzeichen hinter sich hat, um als Leihgabe ein Gefühl für die Authentizität des Originals zu vermitteln, wird im Land der Kopierweltmeister sicher in Erinnerung bleiben. Niemanden wird dabei interessieren, dass diese Meerjungfrau selbst eine Kopie ist. Eine Kopie des 1,25 Meter hohen Kunstwerks, das der Bildhauer Edvard Eriksen 1913 erschaffen hat und das seine Nachfahren aufbewahren. Aus gutem Grund. Mehrfach schon wurde die Skulptur im Hafen beschädigt und musste restauriert werden. In Shanghai wirkt sie nun besser bewacht. Der Künstler Ai Wei Wei hat über ihr eine Kamera installiert, deren Bilder auf einen Monitor am derzeit leeren Platz in Kopenhagen und auf www.mermaidexchange.com übertragen werden.
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