Für die Bebauung des Schloss-Umfelds sind bereits mehrere Baustellen eingerichtet. Markant ist das Palais Barberini, das die Kunstsammlung von Hasso Plattner aufnehmen soll.
An seiner Nordwestecke steht das Potsdamer Stadtschloss für den Brandenburger Landtag in geradezu intimer Nähe zum Gebäude der Fachhochschule Potsdam. Der Besucher vermutet, dass die Architektur der siebziger Jahre dem Alten respektlos auf dem Leib gerückt sei. Hier, am Alten Markt, verhält es sich aber anders: Das Schloss ist ein Neubau, wohingegen der Fachhochschulbau nach jahrelanger Vernachlässigung am Ende ist. Spätestens 2018 soll er abgerissen werden.
„Potsdams Baugeschichte ist durch eine lange und bedeutende Tradition der Aneignung von internationalen Vorbildern und Einflüssen geprägt“, lautete vor drei Jahren das Resümee des Potsdamer Stadtforums zum baulichen Erbe der DDR. „Es wäre so intelligent wie souverän, wenn diese Haltung auch in Bezug auf die Ostmoderne gelten würde.“ Beim „Staudenhof“ von 1972, ein entfernt an die Unité d’Habitation erinnernder Wohnblock, agiert der öffentliche Eigentümer unschlüssig. Mit der Bemerkung, „ein Abriss des Staudenhofs wäre unsozial, unwirtschaftlich und städtebaulich unnötig“, fachte der Baudezernent die Diskussion jüngst erneut an. Noch 2012 hatten die Stadtverordneten mit genau den entgegengesetzten Argumenten den Rückbau beschlossen.
Jene, die das Bestehende bewahren wollen, auch wenn die durch Kriegseinwirkung und Flächenberäumung entstandenen Freifläche nicht durch „städtebauliche Neuschöpfungen von Rang“ bebaut wurden (Thomas Topfstedt, 1988), stehen unversöhnlich denen gegenüber, die das bürgerliche Potsdam auferstehen lassen wollen, das gesellschaftlich nicht mehr unterfüttert ist. Ein Mittelweg wurde schon 1960 mit dem Cluster Altes Rathaus/Knobelsdorffhaus beschritten, einem Neubau mit zum Platz hin historischer Fassade. Seit 2012 ist hier das Potsdam-Museum – Forum für Kunst und Geschichte untergebracht.
Das zukünftige Areal entlang der „Alten Fahrt“, einem Flussarm der Havel, nimmt diesen Faden auf. Während die zum Teil bereits in Bau befindlichen Häuser zur Wasserseite zwischen Klassizismus und verhalten modern gestalteter Leichtigkeit wechseln, geben sie sich zur Straße hin stadttragend ernst. Für das Palais Barberini sowie die Palazzi Pompei und Chiericati werden die Fassadendubletten aus dem 18. Jahrhunderts erneut errichtet. Die Fassaden der übrigen Häuser erhalten eine reduzierte, dennoch strenge Gliederung, deren edle Neutralität dem städtischen Raum wenig gibt. Dieser Wechsel basiert auf dem 2010 von der Stadt festgelegten „Integrierten Leitbautenkonzept“ für die Potsdamer Mitte.
Der Palazzo Pompei wird vom Potsdamer Architekten Bernd Redlich wiedererrichtet – ergänzt um einen fragwürdigen Neubau auf der Seite zur „Alten Fahrt“. Der Palazzo Chiericati nebenan wird, ebenfalls mit historischer Fassade, von den Architekten Geisten Marfels geplant. Eine Ausnahme ist der schlichte Neubau von Dietz Joppien. Gleich daneben entsteht in der Reihe am Wasser eine Stadtvilla von Franco Stella, dem aus Vicenza stammenden Schlossbauarchitekten von Berlin. In den Erdgeschossen sind meist Shops und Cafés, in den Obergeschossen und Gartenhäusern Wohnungen vorgesehen.
Ganz anders sieht die Nutzung des Palais Barberini aus. Es sollte zunächst als Luxushotel neu entstehen. Dann einigten sich Potsdams Mäzen Hasso Plattner und Investor Abris Lelbach, das Gebäude auf drei Geschossen als Museum der Sammlung DDR-Kunst zu nutzen. Eigentlich wollte Plattner seine Sammlung in einem Neubau auf dem Grundstück des Hotels Mercure, südlich vom Schloss, unterbringen. Die Partei Die Linke lehnte den hierfür nötigen Abriss des Hotelturmes jedoch ab. Mit der öffentlichen Nutzung des Palais Barberini ist es nun auch möglich, eine Verbindung vom Alten Markt zur Promenade an der Alten Fahrt herzustellen.
Den Kopfbau des Areals an der Langen Brücke, einst stand hier das Palasthotel, bildet ein im Verhältnis zur Nachbarbebauung großes Geschäftshaus. Es wird von den Projektentwicklern Kondor Wessels GmbH und der Prinz von Preußen Grundbesitz AG mit den Architekten Hilmer & Sattler und Albrecht errichtet; dem Vernehmen nach soll hier eine Dependance der „Ständigen Vertretung“ einziehen. An der für diesen Ort riesigen Brücke, die die Proportion der gesamten Stadt, ja auch des Landschaftsraums sprengt, wirkt das Gebäude klein. Hier erscheint allein das 17-geschossige Hotel Mercure maßstäblich. Als „Stadtdominante“ 1969 von Sepp Weber errichtet, schirmt es den anlässlich der Bundesgartenschau 2001 wiederbelebten Lustgarten an der Havel vom Straßenverkehr ab. Mit dem Bau einer Station für die Ausflugsschifffahrt nebst Restaurant an seinem Sockel befürchten manche, der Erhalt des umstrittenen Hochhauses würde zementiert. Über zahlreiche mögliche Standorte für das Restaurantgebäude am Lustgarten wird seit Monaten debattiert. Der auf dem Plan links eingezeichnete an der Bahntrasse ist schon wieder überholt. Das weitere Vorgehen soll nun in einem Workshop geklärt werden.
Auch das älteste erhaltene Gebäude der Stadt, der Marstall von 1685 mit dem Filmmuseum, wird von der Neugestaltung berührt. Der Fußgängerdurchgang in der letzten Fensterachse, ein Überbleibsel der autogerechten Stadt, ist geschlossen und dem Haus wieder zugeschlagen worden. Ein weiteres, viel diskutiertes Projekt ist der Wiederaufbau der Garnisonkirche von Philipp Gerlach (1697–1748) an der Breiten Straße westlich vom Schloss. Noch fehlt es an Geld. Mit der Kirche aus dem „Preußischen Barock“, deren markanter Turm 1968 gesprengt wurde, soll das gesamte Areal nördlich der Breiten Straße neu gestaltet werden. Dort stand der „Lange Stall“ von 1734. Dieses Gebäude soll wieder die Ostseite der Plantage bilden, einer Grünanlage, die am Stadtkanal endet. Der Lange Stall soll als Wohnanlage wiederentstehen. Dahinter sind weitere Wohngebäude geplant.
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