Bauwelt

Eine Bleibe für die Hohenzollernpuppen


Zitadellenausbau in Berlin-Spandau


Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin


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Das Land Berlin möchte die Zitadelle Spandau zum Museumsstandort ausbauen. Unter anderem sollen hier die restaurierten Reste der wilhelminischen Siegesallee, die einst durch den Tiergarten führte, aus-gestellt werden. Ein Wettbewerb suchte nach Umbaulösungen und der passenden Inszenierung.
Berlin, wo sich der Besucher weit in die Geschichte zurückversetzt fühlen kann. Die ältesten Bauteile datieren aus der Zeit der slawischen Besiedlung des Spreeraums, von der spätmittelalterlichen Burg ist der Palas übrig. Vor allem aber von der Renaissance zeigt sich der Ort bis heute geprägt: Die Umgestaltung der Burg zur Zitadelle mit der Anlage von vier pfeilförmigen Bastionen und verbindenden Kurtinen folgte italienischen Vorbildern und wurde auch von zwei italienischen Baumeistern, Francesco Chiaramella de Gandino und Rochus Guerrini Graf zu Lynar, geleitet. Die Gebäude im Inneren hingegen stammen überwiegend aus dem 19. und 20. Jahrhundert.
Heute firmiert die Zitadelle als ein „Best Practice“-Beispiel auf der EU-Tourismusroute „Baltic Fort Route“. Etwa 85.000 Besucher finden sich jährlich hier ein, um die Anlage selbst, eine der kommunalen Institutionen oder eine Veranstaltungen zu besuchen, für die der Ort auch benutzt werden darf: etwa ein „mittelalterliches Markttreiben“ oder ein Konzert des „Citadel Pop Festival“. Weil die Zitadelle damit noch nicht maximal verwertet ist, sollen statt derzeit 4 künftig 22 Prozent der Flächen kommerziell genutzt werden; die Besucherzahl soll sich auf 170.000 pro Jahr verdoppeln.
Für die museale Umnutzung des Magazingebäudes und der alten Kaserne, die nach dem Zweiten Weltkrieg bis 1987 als Schule genutzt worden war, wurde nun ein Wettbewerb entschieden. Während in der Kaserne künftig Wechselausstellungen stattfinden sollen, gibt es für das Magazin ein festes Profil: Unter dem Titel „Enthüllt. Berlin und seine Denk-mäler“ soll hier eine Dauerausstellung eingerichtet werden: für die noch erhaltenen Exemplare der einst­mals 32 Marmorstatuen preußischer Markgrafen und Könige der wilhelminischen Siegesallee, die vom Kemper- zum Königsplatz führte und von den Berlinern angeblich als „Puppenallee“ bespöttelt wurde, und für weitere Berliner Denkmäler. 
Von der Jury (Vorsitz: Petra Kahlfeldt) unter18 zugelassenen Arbeiten einstimmig mit dem 1. Preis ausgezeichnet, beschränkt sich der Entwurf des Büros Staab Architekten auf das Notwendigste. Die Innenfassaden des Magazins sollen geschlämmt werden und so einen homogenen Hintergrund für die Skulpturen liefern; die Gliederung des Riegels durch vier Querwände bleibt, jedoch sollen Öffnungen Sichtbezüge herstellen; Boden, Podeste und Sockel werden aus ei­nem Material gefertigt. Die Jury regte an, eine Hierarchisierung in reine Depot- und räumlich inszenierte Präsentationsräume zu erwägen.
In der Kaserne sollen die Grundrissstruktur und die Erschlie­ßungswege sowie der Dachstuhl samt seiner Binderkonstruktion aus den 50er Jahren erhalten bleiben. Neue Einbauten werden den Treppenhauskernen angegliedert, die Innenwände aufgedoppelt, um den Be­stand vor technischen Installationen zu schützen.



Fakten
Architekten Staab Architekten, Berlin
aus Bauwelt 33.2010
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